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I WANT BLOOD, GUTS AND ANGEL CAKE - Billie Eilish - 30.05.2021

I want blood, guts and angel cake
I’m gonna puke it anyway
KRISTEN STEWART & BILLIE EILISH # BEI KRISTEN # LOS ANGELES # 20 NOVEMBER 2018 # ABEND


„Danke, dass du mich da rausgeholt hast.“ Ein ehrliches Lächeln umspielte Billies Lippen. „Noch ein paar Minuten länger mit Finneas in diesem Zimmer und ich wäre durchgedreht. Und ich meine richtig durchgedreht!“ Der Teenager musste etwas lauter sprechen, um das Gemurmel aus dem Radio und die monotonen Geräusche des Motors übertönen zu können. „Du kennst doch sicher diese Geschichten von irgendwelchen Königshäusern, in denen sich die Familienmitglieder gegenseitig umbringen, nur um in der Thronfolge eine Position gutzumachen oder sowas. So in der Geschichte oder Mythologie oder so.“ Billie sah zu Kristen, deren Blick unverändert auf die Straße gerichtet war. Es hatte jetzt auch wieder angefangen zu regnen und die Scheibenwischer gingen pflichtbewusst ihrer Arbeit nach. „Ich hab das früher nie verstanden. Ich meine ... Ich hab noch nie in Europa im Mittelalter gelebt oder wann auch immer sich diese Stories zugetragen haben sollen, aber ich hab Game of Thrones gesehen und ich hab mir immer gedacht 'Wer würde seinen eigenen Bruder umbringen, um auf diesem ungemütlichen Ding sitzen zu können?!' Mir tut ja schon der Hintern weh, wenn ich das Teil nur sehe! Und dann haben da Leute echt ihre eigenen Verwandten für sowas umgebracht!“ Die Musikerin verzog ihr Gesicht zu einer Grimasse. „Aber jetzt verstehe ich es. Manchmal steht man einfach kurz vorm Blutrausch. Weil man ein Königreich regieren oder einfach nur seine Ruhe haben will. Dann ist es dir scheißegal, ob die Person am anderen Ende der Waffe dieselben Eltern hat wie du oder nicht. Heute hätte ich Finneas fast umgebracht und ich brauchte noch nicht mal einen Thron als Motiv.“ plapperte die Amerikanerin weiter. „Manchmal nerven dich deine Geschwister so sehr, dass du ihren Wein vergiften willst oder wie diese Leute in diesen Geschichten ihre Verwandten auch immer um die Ecke gebracht haben.“ seufzend zuckte sie mit den Achseln. „Wobei ich natürlich ohnehin längst nicht so kultiviert bin wie irgendein blaublütiger Prinz. Ich hätte meinem Bruder einfach Rattengift unter seine Froot Loops gemischt.“ Billie grinste schief. Sie schob sich eine ungebändigte Haarsträhne aus der Stirn. Natürlich hätte die Musikerin Finneas nie im Leben auch nur ein Härchen gekrümmt. Nicht für einen Thron und auch nicht für eine kurze Pause. Sie liebte diesen Idioten wie einen Bruder. Wahrscheinlich weil er ihr Bruder war. Doch wie es für Geschwister so typisch war, gerieten Billie und ihr großer Bruder auch mal aneinander. Sie gingen sich dann gehörig auf die Nerven und manchmal schier an die Gurgel. Finneas war einfach so verdammt ... fleißig und vehement oder wie auch immer man das nennen sollte. Es gab da diesen Spruch 'Hard work beats talent when talent doesn't work hard'. Wer hatte das nochmal gesagt? Ein Sportcoach? Egal. Auf jeden Fall hätte Finneas es sich auf ein T-Shirt drucken können. Es lang ja auch eine Wahrheit in diesem Zitat. Finneas erkannte das. Er pushte seine Schwester. Weiter und weiter und weiter. Das war sicherlich gut. Es machte Billie produktiv und rang ihr Kreativität ab. Es war letztlich wirklich gut für sie. Und sie brauchte das wohl irgendwo auch. Das sah Billie alles ein. Und trotzdem war sie manchmal einfach nur genervt und frustriert und hatte keinen Bock und wollte nur noch in Ruhe Musik hören – anstatt selber welche zu machen. Musik hören oder sich um ihre Haustiere kümmern, einen Reitausflug machen oder Zeit mit Freunden verbringen. Mit Freunden wie Kristen. Die Musikerin schielte zu der Schauspielerin. Die Scheinwerfer eines herannahenden Autos tauchten das Gesicht der Blondine in ein grelles Weiß. Einen Moment lang schien Kristens Gesicht leichenblass zu sein. Heute war so ein Tag gewesen. In ihrer Not hatte Billie sich an die Schauspielerin gewandt, welche den Teenager dann auch abgeholt hatte. Nun waren die Freundinnen auf den Weg zu Kristen.

„Wolltest du Cameron auch schon mal ermorden?“ fragte Billie in einem Smalltalk-mäßigen Tonfall und gurrte amüsiert. Es regnete jetzt regelrechte Bindfäden und der Regen prasselte munter auf das Dach von Kristens Wagen. Passend dazu präsentierte sich die Stadt der Engel von ihrer grauen und tristen Seite. Im Radio kündigte die Moderatorin mit der rauchigen Stimme die neue Single einer lokalen Rockband an. Der ersten Akkorde des Songs ertönten und Billies Blicke huschten wieder einmal zu Kristen. Es waren keine Bambi-Blicke. Nicht Reh-scheu. Doch sie waren durchaus vorsichtig und abschätzend. Wie wirkte KStew? Nicht gerade wie jemand, dessen Herz erst kürzlich in tausend Stücke zertrümmert worden war. Eigentlich wirkte die Blondine sogar ziemlich happy. Oder war das nur Einbildung? Billie schluckte. Sie kam sich deshalb schier paranoid vor und konnte ihre dummen Gefühle doch nicht abschütteln. Der Sänger der Band sang auf eine schnodderig-selbstsichere Art und Weise von dem Mädchen, welches ihm nicht mehr aus dem Kopf ging. Billie war jung – aber nicht dumm. Sie wusste, dass die Zeit des gepflegten 'Na, hallo, wie geht es dir? Wolltest du auch schon mal Brudermord begehen?'-Smalltalks beendet war. Es wurde langsam Zeit das Thema anzusprechen, welches weitaus aufdringlicher war als das Lied im Radio. Der Magen des Mädchens zog sich zusammen. Billie wollte mit Kristen nicht über London reden. Sie wollte nicht hören wie toll es gewesen war und wie glücklich sie doch mit Rob war und all sowas. Irgendso ein schwärmerischer Scheiß und sie würde Kristen sicher in den Fußraum ihres Autos kotzen. Die Teenager schloss kurz die Augen. Der prasselnde Regen kam ihr dadurch lauter und näher vor. Billie sollte (und wollte ja auch) eine gute Freundin sein. Sie sollte sich für KStew freuen. Sie sollte bei Erzählungen über Kristens letzten Besuch in London an deren Lippen hängen. Gerade Billie, welche bei der Robsten Reunion ja durchaus auch eine kleine Rolle gespielt hatte. Doch ... Es war einfach schwierig zu sehen, wie glücklich Kristen war und begeistert zu sein – wenn Billie selber nicht dazu in der Lage war ihrem Liebeskummer zu entkommen. Ja, sie war bitter und vielleicht auch eine beschissene Freundin, die sich nicht richtig für ihre Freundin freuen konnte, aber ... Während Kristen einen Freund aus Fleisch und Blut hatte, musste sich Billie mit der Erinnerung an einen gewissen Dänen mit den blausten Augen der Welt begnügen! Er war einfach verdammt unfair! Und das alles nur wengen ein paar Jahren Altersunterschied ...

Es nützte ja alles nichts, die Freundinnen würden das leidige Thema früher oder später doch eh ansprechen. „Wie ... Ähm ... Wie war es eigentlich in London bei Lizzys Feier?“ fragte Billie beiläufig. So beiläufig, wie sie fragen konnte, sie war ja schließlich keine Schauspielerin. In ihren eigenen Ohren klang ihre Stimme viel zu mäuschenhaft. „War das Wetter dort genauso schmeiße wie es gerade hier ist?“ schob sie rasch hinterher und lachte etwas zittrig auf. Das Auto kam kurz darauf zum stehen. Die Scheibenwischer rührten sich nun nicht mehr. Der Popsong im Radio wurde unsanft abgewürgt. Die Sängerin mit der samtigen Stimme konnte nicht mal den Refrain beenden. Der Regen prasselte noch immer in seinem eigenen Rhythmus auf das Dach des Wagens. Billie löste ihren Sicherheitsgurt mit einem 'Klack'. Die öffnete die Autotür und kletterte aus dem Wagen. Die Freundinnen waren bei Kristen angekommen.


RE: I WANT BLOOD, GUTS AND ANGEL CAKE - Kristen Stewart - 16.07.2021

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KRISTEN STEWART & BILLIE EILISH # BEI KRISTEN # LOS ANGELES # 20 NOVEMBER 2018 # ABEND


„Ich kann mir keine bessere Beschäftigung an solch einem verregneten Abend vorstellen.“ – Kristen grinste breit, um den Sarkasmus in ihrer Stimme noch deutlicher zu unterstreichen. Nein, tatsächlich tat sie das gerne für ihre Freundin mit den chamäleonfarbenen Wunderhaaren. Kristen kannte Billie und vor allem ihre Macken nun lange genug, dass es besser für sie war, einfach aus der Situation rauszuholen, denn von alleine wäre sie vermutlich nicht gegangen. Doch, wenn das Song schreiben nicht funktionierte, dann war eine Pause wohl das Angebrachteste für diesen Moment. Auch, wenn Finneas das so vielleicht nicht sah und voller Ehrgeiz das Album am liebsten an einem einzigen Abend fertig haben wollte. Tja, das war nun einmal der Unterschied von Geschwistern. Vor allem von Geschwistern, die zusammenarbeiteten. Jedenfalls schien die Jüngere schon so verärgert über die Situation zu sein, dass ihre Laune wirklich down war. So down, dass sie beinahe am Erdkern kratzte und sich nicht von dessen Wärme abhalten ließ. „Wenn du in diesem Moment von Game of Thrones sprichst, dann weiß ich, was du meinst.“ – KStew war niemand, der sich in der High School sonderlich für den Geschichtsunterricht interessiert hatte. Deswegen hatte sie keine Ahnung, ob irgendwelche Andeutungen aus den heutigen Filmen und Serien überhaupt einen Wahrheitsgehalt innehatten oder nicht. Gerade wollte die Blonde, die immer noch mit ihrer Sabina Wilson-Gedächtnisfrisur herumlaufen musste, weiter über die Vergangenheit nachdenken, da sprach Billie weiter. Ihre Stimme musste automatisch etwas lauter werden, denn der unaufhörliche Regen draußen hämmerte widerstandlos auf das Autodach. Ein Wunder, dass es hier in Los Angeles überhaupt so regnete. Jedenfalls philosophierte die Sängerin weiter über das Phänomen von mordender Vetternwirtschaft, sodass Kristen gar nicht dazu kam darüber nachzudenken, was bei Game of Thrones eigentlich passiert war. Es dauerte nicht lange und Billie projizierte die Fantasy-Serie auf ihr eigenes Leben. Auf ihre Beziehung zu Finneas. „Hey, bist du nicht eigentlich zu jung, um Game of Thrones zu schauen?“ – fragte die 28-Jährige vielleicht etwas zu bissig, aber mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. Vielleicht konnte sie ihre Freundin mit einem anderen Problemchen von ihrer eigentlichen Wut ablenken. Kristen wusste, dass Bille es hasste auf ihr noch nicht volljähriges Alter reduziert zu werden, weil sie nun einmal schon viel weiter war als andere in ihrem Alter. „Ich glaube, dass ich mal mit Maggie und Patrick über deinen Fernsehkonsum reden sollte.“ – in sich grinsend versuchte die Schauspielerin ihre Freundin von der Seite anzuschauen. Natürlich war das vollkommener Quatsch, denn vermutlich waren Billie’s Songtexte düsterer als diese Inzest-Serie selbst. „Na immerhin hast du deinen Humor nicht verloren.“ – setzte Kristen hinterher als die Jüngere endlich ihre Hasstiraden und Mordpläne ausgesprochen hatte. „Auch, wenn ich deine Kreativität bei deinem Attentatsplan sehr schätze, ich glaube, dass das normale Geschwisterrivalität ist. Gerade bei euch, wenn man auch noch zusammenarbeitet. Da ist es wohl einfach das Beste, wenn man sich für einen Augenblick trennt, um wieder runterzukommen. Oder, wenn eine Freundin namens Kristen Stewart hat, die einen heroisch aus der Situation rettet.“ – innerlich klopfte sich die 28-Jährige auf ihre Schulter. „Außerdem liebst du diesen Chaot von Bruder trotzdem viel zu sehr, du würdest ihm niemals etwas tun.“ – kicherte die Schauspielerin, während sie gerade um eine Kurve fuhr, um ihrem Haus in den Woodland Hills näher zu kommen. Gruselig langsam, weil die Straßen langsam echt voller Wasser waren, sodass es sogar aus den Abflussschächten sprudelte. Billie und Finneas waren eigentlich die perfekte Mischung. Sie waren sich so unterschiedlich, dass sie sich gerade bei dieser kreativen Arbeit richtig ergänzten. Das wusste die jüngere Sängerin. Das wusste Finneas. Aber auch eine eigentlich perfekte Bindung und Beziehung war nicht sicher vor Stress und anderweitigen Problemen.

„Mh ja, sicherlich das ein oder andere Mal. Und nicht nur Cameron.“ – murmelte Kristen. Auch ihre Adoptivgeschwister konnten manchmal sehr nervig sein, trotzdem gab es immer noch den kleinen, aber feinen Unterschied: Sie musste nie mit ihren Geschwistern zusammenarbeiten und hatte so einfach einen anderen Abstand zu ihnen. Meistens sah man die Anderen doch nur auf den typischen Familienfeiern. Gerade kündigte die Radiomoderatorin einen neuen Rocksong an, den KStew ziemlich gern mochte. Auch, wenn er noch ziemlich neu war. Mit einem Handgriff hatte sie das Radio etwas lauter gestellt. Der Regen war inzwischen so stark und laut, dass man denken könnte er würde Löcher im Autodach hinterlassen. Mit ihrem freien Fuß wippte die Schauspielerin den Takt mit. Ja, vermutlich wirkte Kristen in diesem Moment unheimlich glücklich. Was ziemlich merkwürdig war, da die 28-Jährige doch meistens eher grungy wirkte und sie gern darauf reduziert wurde, wie wenig Emotionen ihr Gesicht ausdrücken konnte. Dabei zeigte sie Emotionen einfach nur den Leuten, die ihr wichtig waren. Natürlich wusste die Blonde, dass ihr Leben gerade mehr Vorzüge aufwies als das ihrer kleinen Freundin. Mit Robert lief es aktuell besser denn je. Beinahe besser als zu Twilight-Zeiten. Es war also kein Wunder, dass Kristen mit einem wichtigen Entschluss zurück nach Amerika gekommen war. Denn der Flug über den großen Teich hatte die Schauspielerin nur bestärkt, indem was sie sich vorgenommen hatte. Rob’s Familie hatte sie mit offenen Armen empfangen und das war etwas, womit sie nie gerechnet hatte. Nicht nach all den Fehlern, die sie in der Vergangenheit begangen hatte. Sie wüsste nicht einmal selbst, ob sie jemanden verzeihen konnte, der solch eine Unruhe in die Familie brachte. Wie auch immer. KStew wusste, dass Billie mit ihrem Privatleben aktuell nicht annähernd so glücklich war wie sie selbst. Das war vermutlich auch der Grund, warum sich die blonde Schauspielerin noch mit ihren Neuigkeiten zurückgehalten hatte. Sie wollte nicht mit ihrem Glück prahlen, während die Sängerin vermutlich innerlich im Selbstmitleid versank, weil ein gewisser Däne nichts mehr von der Minderjährigen wissen wollte. Ja, sicherlich war es unfair, aber Billie wusste auch, was Kristen durchgemacht hatte, um jetzt an dieser Stelle mit Rob zu stehen. Viele, viele öffentliche Demütigungen, Paparazzi-Bilder und anschließende Entschuldigungen und immer noch war sie die Ehebrecherin schlechthin und das hatte Kristen in einem ähnlichen Alter wie Billie geschafft. Also, war Billie aktuell noch besser dran als sie damals. Natürlich sah man das als Person mit einem gebrochenen Herzen so eher weniger.

„Wie ... Ähm ... Wie war es eigentlich in London bei Lizzys Feier?“ – fragte die Sängerin schließlich, ziemlich stockend und scheinbar auch nicht ganz freiwillig. Das war der Jüngeren anzuhören. Scheinbar waren sämtlich Mordpläne gegenüber Finneas jetzt ad acta gelegt. Billie’s Stimme wirkte beinahe unsicher. „War das Wetter dort genauso schmeiße wie es gerade hier ist?“ – setzte sie noch hinterher, sicherlich in der Hoffnung, dass die Beiden jetzt lieber Stunden über das britische Wetter plauderten als über den Ausgang ihres London-Trips. Genau in diesem Moment fuhr Kristen ihre Auffahrt hoch und kurz vor der Garage brachte sie das Fahrzeug zum Stehen. Sämtliche Neben- und Motorengeräusche ebbten ab. Das Einzige, was beständig blieb war der unaufhörliche Regen, der sich weiterhin auf dem Metall der Karosserie austobte. Bevor die 28-Jährige antworten konnte, hatte sich Billie schon abgeschnallt und war aus dem Wagen gesprungen. Schnell schnappte sich Kristen ihre Schlüssel und tat es ihrer Freundin gleich. Mit einem Knopfdruck war das Auto verschlossen und mit schnellen Schritten lief sie zu ihrer Eingangstür, damit die Zwei endlich ins Trockene kamen. Kaum war die Tür aufgeschlossen, streifte sich die Blonde ihre Boots von den Füßen. „Das Wetter in London ist immer scheiße, zieh einfach nur noch 20 Grad von Temperatur ab.“ – das Wetter in Großbritanniens Hauptstadt mochte die Schauspielerin wirklich nicht. Auch, wenn ihre Haut etwas anderes verriet, liebte sie die Sonne doch mehr. „Es war schön, wirklich. Nur auch… ziemlich überraschend. Rob’s Eltern kamen spontan vorbei und damit hatte ich einfach nicht gerechnet.“ – sprach Kristen so beiläufig wie möglich, um nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. „Willst du was trinken oder soll ich gleich die Skittles auspacken?“ – KStew grinste ihre jüngere Freundin an, denn sie hatte extra für sie immer die kleinen, bunten Dinger im Haus. Während sie auf eine Antwort wartete, ging die 28-Jährige schon einmal vor in die Küche, denn um dieses Gespräch einigermaßen gut überstehen zu können, brauchte sie mit Sicherheit einen Whiskey. Oder einen doppelten.


RE: I WANT BLOOD, GUTS AND ANGEL CAKE - Billie Eilish - 18.07.2021

Brudermord war ein etwa so fröhliches Thema wie Parentizid oder Kannibalismus. Kein guter Aufhänger für eine lustige Anekdote. Nichts, über das man mal eben so im Plauderton berichtete. Und doch wünschte sich Billie das Thema 'Brudernord' jetzt regelrecht sehnsüchtig zurück. Die Freundinnen hatten mittlerweile Kristens trautes Heim erreicht – und den Mord an Finneas als Gesprächsthema zum Leidwesen der Jüngeren hinter sich gelassen. Jetzt ging es um London. Noch ging es um London. „Das Wetter in London ist immer scheiße, zieh einfach nur noch 20 Grad von Temperatur ab.“ Kristen war gerade aus ihren schweren Boots geschlüpft. Billie hockte auf dem Boden und zog sich ihre klobigen Turnschuhe aus. Sie sah zu der anderen Amerikanerin hoch und nickte, wobei sie ein eigenartiges Grunzen von sich gab. „Klingt kalt!“ Die Sängerin rümpfte die Nase. So als hätte sie einen unangenehmen Geruch in der Nase. 'Klingt kalt!' Was war das denn bitte für ein komischer Kommentar? Wo war Billies Schnodderigkeit?! Die Sängerin biss die Zähne zusammen. Vielleicht versteckte sie sich ja am selben Ort, wo auch Billies feste Stimme Zuflucht gefunden hatte, dachte die Amerikanerin grimmig. Wenn KStew und Billie sonst aufeinander trafen, dann war es so ... lebendig ... Oder ... Wie auch immer ... Die Freundinnen quatschten dann, sie kicherten und lachten bis ihnen die Bäuche wehtaten. Sie aßen fettigen Mist, waren sarkastisch zusammen und hatten einfach Spaß. Es war wie eine endlose Übernachtungsparty, nur ohne Schlafsäcke und Kissenschlacht und dafür mit mehr Ironie. Doch jetzt ... Jetzt gab es keine Lacher, keine lustig-dummen Kommentare, keine Insider-Witze. Nichts. Nur Billies klammes Unwohlsein bezüglich des neuen Gesprächsthemas. „Kein Wunder, dass die Leute dort so viel heißen Tee trinken.“ Nicht viel besser. Das Mädchen fuhr sich mit der Hand eilig durchs feuchte Haar, welches unangenehm nach Regen roch. Schließlich stand Billie auf, ihre Blicke huschten flackernd über Kristens blasses Gesicht. „Es war schön, wirklich. Nur auch… ziemlich überraschend. Rob’s Eltern kamen spontan vorbei und damit hatte ich einfach nicht gerechnet.“ fuhr Kristen mit ihrem Bericht fort. Sie sagte das so nebenbei. In einem lässigen 'Ach, übrigens'-Tonfall. Sofort danach zeigte die Amerikanerin dann auch noch was für eine gute Gastgeberin sie war. Trotzdem spürte Billie wie sich eine eiskalte Hand in ihrem Magen zur Faust schloss. Neid. Missgunst. Whatever. Was auch immer Billie empfand, sie war nicht stolz darauf. Sie schämte sich dafür. Immerhin ... Scheiße, sie sollte sich für Kristen freuen. Wirklich und aufrichtig und all das. Und irgendwo tat sie das auch. Aber da war halt auch dieser eher dunkle Teil ihres Herzens. Da war die Billie, die gar nicht hören wollte wie toll es London gewesen war. Die Billie, die sich Watte in die Ohren stopfen wollte, um nicht hören zu müssen wie super es bei Robsten gerade lief. Oder die sich die Ohren gleich ganz abschneiden wollte. Van-Gogh-Style, Baby. Die Billie, die sich mit diesem Thema halt wirklich verdammt schwer tat. „Her mit den Skittles.“ brummte die Sängerin. Die Hände tief in den Taschen ihrer Jeans begraben und die Schultern hängend, folgte sie ihrer Freundin schlurfend in die Küche.

Oder zumindest fast bis dorthin. Billie blieb im Türrahmen stehen. Sie lehnte sich cool gegen diesen und beobachtete Kristen dabei, wie die Schauspielerin einen Küchenschrank öffnete. Sicher den, in dem sie die Skittles lagerte. Billie hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Die Sängerin dachte nach und war ungewöhnlich schweigsam. Sie hörte wie Kristen im Schrank herumwühlte. Es raschelte ordentlich. Dazu kam das Geräusch des Regens, der ununterbrochen gegen das Küchenfenster trommelte. „Also Robs Eltern sind bei der Party vorbeigekommen.“ Billie betrat nun doch die Küche. In quietschbunten Socken bewegte sie sich lautlos über die schneeweißen Fliesen. Sie zögerte kurz. Blinzelte unsicher. Dann entschloss Billie sich dazu das zu sagen, was sie sagen wollte, auch wenn es vielleicht nicht ganz cool war. „Kristen, hör zu ...“ Die Jüngere seufzte. „Du willst mir doch nicht erzählen, dass Mama R-Patz eine neue Frisur hat, oder? Das ist nicht die Sache, auf die du hinauswillst.“ stellte Billie abgeklärt fest. Die Sängerin bewegte sich noch immer auf Kristen zu. Eine gewisse Ungeduld hatte sich ebenfalls in ihre Stimme geschlichen. Und wie auch nicht? Billie hasste dieses Thema. Die Freundinnen hatten es zwar noch gar nicht richtig thematisiert, doch die Jüngere hasste es jetzt schon. Es war außerdem klar wie Kloßbrühe, dass Kristen auf Irgendwas hinauswollte. Warum konnte die Schauspielerin dann nicht einfach mit der Sprache herausrücken und von der Party schwärmen oder was auch immer es war, was Kristen unter den Nägeln brannte. Billie sah doch wie sehr ihre Freundin strahlte. Ein Atomkraftwerk war ein Scheiß dagegen! Die Schauspielerin war total happy und beschwingt. Der Teenager hatte es im Auto bemerkt und er sah es jetzt. Da konnte K-Stew ihre Freundin tausendmal wie ein rohes Ei behandeln oder was auch immer das hier sein sollte. Das Mädchen war schließlich nicht blöd! Es fehlte doch eigentlich nur noch, dass Kristen spontan zu singen und zu tanzen anfing. Und das war verdammt offensichtlich. Dann sollte sie Billie doch bitte einfach mitteilen was so super war, vielleicht konnten sie ja dann schnell zur Planung von Finneas’ Ermordung zurückkehren. „Irgendwas ist in London passiert.“ meinte das Mädchen fast schon sachlich und nüchtern. Billie stand jetzt hinter ihrer Freundin. „Du willst es mir erzählen und du wirst es mir erzählen. Also tu uns doch beiden einen Gefallen und spar dir die Einleitung und das Vorwort und komm direkt zur Sache.“ War das jetzt etwas zu harsch gewesen? Billies Wagen fingen Feuer. Sie schenkte Kristen ein schiefes Grinsen, welches viel eher an die echte Billie erinnerte als der ernste Roboter von gerade eben. „Bitte!“ Das berühmte Zauberwort. Angeblich noch wirksamer als 'Expelliarmus'.