# Wenn der Vorhang fällt
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IT TAKES TWO - Tom Hiddleston - 07.06.2021

It takes two
Two sides to every story
EVANGELINE LILLY & TOM HIDDLESTON # EVANGELINES HOTEL # LONDON, ENGLAND # 08. NOVEMBER 2018 # SPÄTER ABEND


Tessa Thompson lachte laut und schallend. Sie hatte sich bei Evangeline eingehakt und bekam sich nun allem Anschein nach gar nicht mehr ein. „Wirklich?“ fragte sie nach und schüttelte den Kopf. „Nee! Das kann nicht sein! Das hat er gesagt?! Niemals!“ Das Lachen verwandelte sich und wurde zu einem Prusten, welches dann in ein Tuscheln überging. Die Kolleginnen steckten verschwörerisch die Köpfe zusammen. Unter dem organgenen Licht der Straßenlaternen wurden aus den Frauen wieder alberne Schulmädchen, die ungeniert kicherten und flüsterten. Tom schob seine Hände in die Taschen seines Mantels und trottete fügsam und neben den Schaupielerinnen her. Er konnte noch den Whiskey auf seinen Lippen schmecken, welchen er auf Rebeccas Party getrunken hatte. Rebecca Halls extremst verspätete Geburtstagsparty in einem Londoner Restaurant, die als skurriler Witz angefangen hatte und dann für ihre Bekannten und Freunde zu einem regelrechten sozialen Event geworden war. Evangeline war extra für diese Feier nach London gekommen und sie war nicht die Einzige. Es war fast schon so als wären sie alle Romanfiguren in einem Werk wie The Age of Innocence, in dem sich gefühlt alles um gesellschaftliche Ereignisse drehte. Feste und Bälle. Tessa kreischte und ließ dem albernen Geschrei ein weiteres Lachen folgen. Tom unterdrückte einen Seufzer. Wäre er doch bloß auf der Party geblieben! Sein inneres Teenager-Mädchen hielt sich nämlich (Überraschung!) noch immer bedeckt und der Engländer kam sich daher in der Gesellschaft der Frauen überaus deplatziert vor. Der Schauspieler atmete die kühle Abendluft tief ein. Regen und Benzin lagen in ihr. Tom schlug den Kragen seines Mantels hoch und sah blinzelnd zum Himmel. Bald schon würden die Straßen der englischen Hauptstadt vor lauter Regen schimmern. Vielleicht sogar noch bevor das Trio sein Ziel erreichen würde. Noch ein unterdrückter Seufzer. Warum hatte Tom die Feier nochmal verlassen? Diese solide Festung aus Wärme, guten Gesprächen und einer durchaus vorzeigbaren Getränkekarte? Der Brite sah zu Tessa, die ihrerseits Evangeline ansah und von einem Ohr zum anderen grinste. Der Abend war bereits vorangeschritten und es war recht dunkel. Dennoch konnte Tom den Schalk in Tessas Augen funkeln sehen. Ach ja. Tessa. Die Kollegin hatte vorgeschlagen, dass sie Evangeline doch zusammen zu ihrem Hotel begleiten konnten. Der Schauspieler verstand noch immer nicht recht weshalb das nötig war. Soweit der Brite wusste war Evangeline – auch wenn das manchmal aufgrund ihres Verhaltens sicher angezweifelt werden konnte – eine erwachsene Frau, die demnach auch mental dazu in der Lage sein sollte allein zu ihrem Hotel zu kommen. Die Taxifahrer in dieser Stadt kannten sich zum Beispiel sehr gut aus und waren überaus bewandert. Sie konnten bei solchen Problemen Abhilfe schaffen. Doch Tessa hatte Etwas von Beinen erzählt, die man nach all dem fettigen Essen doch vertreten musste. Außerdem hatte die Schauspielerin Tom sehr nett gefragt und daher hatte dieser nicht ablehnen können. Es wäre einfach zu unhöflich gewesen.

„Tom? Sag mal, wo ist eigentlich der Buckingham Palace?“ Tessa musste die Frage praktisch rufen, da ein roter Doppeldeckerbus an der kleinen Gruppe vorbeifuhr. „Nicht direkt hier im der Nähe.“ entgegnete der Engländer. „Der ist sicher einige Stationen mit der Tube von hier entfernt.“ fuhr er mit gerunzelter Stirn fort und sah Tessa unschlüssig an. Wie kam sie denn jetzt darauf? Dabei waren Themen wie diese genau die Themen, die einem in den Sinn kamen, wenn man in einer Stimmung wie Tessas war. Willkürliche Ideen, die dann im Verstand wie Pilze wuchsen. Die Amerikanerin verdrehte die Augen und lachte. „Nicht direkt hier im der Nähe.“ äffte sie Tom nach und zog Evangeline nun noch näher an sich. „Tom kann echt froh sein, dass er sein Geld nicht als Touristenführer verdienen muss. Da würd er nämlich keinen Penny verdienen! Wobei die armen Touristen darüber natürlich noch viel glücklicher sein müssen!“ verkündete sie. „Was willst du da überhaupt? Die Kronjuwelen stehlen? Nach denen wirst du dort lange suchen müssen.“ meinte Tom und schmunzelte nun. Die Kronjuwelen wurden im Tower von London aufbewahrt, doch das wusste die Amerikanerin ja eventuell gar nicht. „Vielleicht will ich eine mitternächtliche Tour miterleben und das Fernsehzimmer der Corgis sehen.“ Tessa sah den Engländer herausfordernd an und dieser nicke. „Okay, aber für Touren musst du, glaube ich, im Sommer wiederkommen.“ Tessa schnitt eine Grimasse. „Wer sagt, dass es eine offizielle Tour sein muss? Ich kann mich auch allein umsehen. Sozusagen auf Erkundungstour gehen. Die Wachen müssten mich nur reinlassen. Und meinst du nicht, dass ich sie dahingehend bezirzen könnte?“ Sie wackelte mit den Augenbrauen und brachte Tom zum lachen. „Daran habe ich keinen Zweifel. Das könntest du.“ Er schenkte der Amerikanerin ein Lächeln. Dann fiel Toms Blick auf Evangeline. „Das könntet ihr beide.“ korrigierte er seine Aussage und lächelte noch immer. Es wäre schrecklich unhöflich gewesen Evangeline vollkommen aus dem Gespräch herauszuhalten. Außerdem stimmte es.

Ja, Tom mochte die Kollegin nicht sonderlich. Er fand Evangeline oft affektiert mit ihrem 'Uh, ich bin rein zufällig Schauspielerin geworden'. Der Engländer störte sich außerdem an ihrer übertriebenen Pseudo-Hippie-Art oder wie man es auch bezeichnen sollte. Zudem unterstrich die Frau ihre eigene Unabhängigkeit quasi ständig dreimal fett und war so sehr an der Rettung der Menschheit interessiert, dass es Evangeline garantiert insgeheim gehörig wurmte, dass man ihr noch keinen Friedensnobelpreis verliehen hatte. Oder warum nicht gleich alle Nobelpreise, die es gab? Schrieb die Frau nicht auch Kinderbücher? Da! Einen Literaturnobelpreis zum mitnehmen, bitte! Hatte die ach so perfekte Evangeline ihn nicht verdient? Er war doch wohl überfällig! Tom fand eigentlich alles, für das Evangeline stand, nobel und gut. Nur bei ihr war das alles so sehr im Übermaß vorhanden, dass es auf den Engländer fast schon falsch wirkte. Aufgesetzt. Nervig. Aufdringlich. Sie wollte, so wirkte es auf Tom, so sehr mehr als dieses typische Hollywood-Blondchen sein, dass sie am Ende künstlicher war als all diese verachteten Klischees zusammen. Die brünette Weltretter-Barbie, die ganze Länder im Alleingang rettete, wenn sie nicht gerade Kindern mit ihren Büchern unendliche Inspiration schenkte oder jene Schauspielkarriere vorantrieb, die ihr praktisch in den Schoß gefallen war. Tom mochte diese Frau definitiv nicht. Er war sich dabei durchaus im Klaren darüber, dass er mit der Kanadierin durch diese bereits vorhandene Antipathie weitaus härter ins Gericht ging, als er es mit anderen Menschen in einer vergleichbaren Situation getan hätte. Was nicht richtig war. Und doch... Er mochte die Kanadierin also nicht. Das bedeutete allerdings nicht, dass der Brite auch für Evangelines Schönheit blind war.
Die Brünette war eine äußerst attraktive Frau und das sah er durchaus. Ihre athletische Figur und die braune Mähne. Die grünen Augen, die so ausdrucksstark waren. Tom hatte ja keine Tomaten auf den Augen! Dazu die selbstbewusste Ausstrahlung. Natürlich bemerkte er sowas. Wer hätte das nicht getan? Und der Londoner bemerkte auch, dass sie eine wirklich gute Schauspielerin war. Wenn er die Brünette zusammen mit anderen Kollegen sah, dann schien sie sogar ein vernünftiger Mensch zu sein. Doch all das änderte Toms Meinung über Evangeline nicht. Sie war eine sehr schöne Frau und eine geschätzte Kollegin – dennoch war sie auch eine affektierte Person. Das Eine schloss das Andere halt nicht aus.

„Gibt es denn wirklich nur Touren im Sommer? Das kann ich mir gar nicht vorstellen, da würde sich das Königshaus doch viel Geld durch die Lappen gehen lassen.“ meinte Tessa, die nun wieder etwas ernster wirkte und die Nase kräuselte. Sie wich einer Gruppe schnatternder Teenager aus, die Bier aus Dosen schlürften. „Ich google das jetzt mal.“ Die Amerikanerin öffnete ihre kleine Tasche und fing an darin herumzuwühlen. Ihre Bewegungen wurden dabei immer hektischer. „Fuck, fuck, fuck!“ stieß Tessa bald hervor. „Scheiße!“ Alle Augen waren nun auf die amerikanische Schauspielerin gerichtet. „Ich muss mein Handy im Restaurant liegen gelassen haben!“ Kurz nach dieser dramatischen Feststellung verabschiedete sich Tessa von ihren Kollegen, sie musste natürlich sofort zur Party zurück und ihr Mobiltelefon finden. „Es tut mir so leid, dass ich jetzt so eine Hektik verbreite!“ Nachdem die Schauspielerin zunächst Evangeline fest an schich gedrückt hatte, umarmte sie nun Tom. „Du brings Evie jetzt doch noch ins Hotel, oder?“ Tessas dunkle Augen ruhten auf dem Briten. „Allein dass du das fragst ist beleidigend.“ entgegnete dieser. Tom hatte nicht viel Lust dazu auch nur drei weitere Schritte mit der brünetten Kollegin zu gehen, doch er war ein Genleman und hätte Evangeline niemals allein in der Nacht auf der Straße stehen lassen! „Ist er nicht großartig?“ meinte Tessa an Evangeline gewandt und jauchzte wie ein verliebter Teenager. Für einen Moment war das überdrehte Mädchen von gerade eben da. Kurz darauf verschwand die Amerikanerin in einem Taxi. Und Evangeline und Tom waren allein. Oder so allein wie man in einer Großstadt eben allein sein konnte.

Tom ging zunächst schweigend neben der Brünetten her. Er wusste nicht was er sagen sollte. Er mochte die Kanadierin nicht und er war sich ziemlich sicher, dass sie auch kein Fan von ihm war. Keine gute Basis für nettes Geplauder. Allerdings war dieses Schweigen auch äußerst unangenehm. Nur die Verkehrsgeräusche und das rhythmische Klacken von Evangelines Absätzen auf dem Pflaster der Straße füllte diese Lücke des Schweigens in dem Moment. Eine Lücke, die gefühlt unaufhörlich wuchs. „Ähm ... Hattest du heute einen schönen Abend?“ brach der Brite die komische Stille zwischen ihnen also bereits nach nur einigen Augenblicken. Tom warf einen Seitenblick auf Evangeline. Nicht zum ersten Mal fiel ihm ihre Schönheit auf. Nicht zum ersten Mal überhaupt und auch nicht zum ersten Mal an diesem Abend. Es wunderte ihn gar nicht, dass sie einst als Model gearbeitet hatte. Sie war schön und das nicht nur auf eine allzu gewöhnliche Art. Nicht schön wie das Mädchen von Nebenan schön war. Evangeline war irgendwie außergewöhnlich. Sie war zum Beispiel eine Frau, die jedes Outfit zu ihrem Outfit machen konnte. Sei es ein Kleid, welches sie bei einer Filmpremiere trug oder ihr Wasp-Kostüm. Sie ... Aber das war ja jetzt auch völlig egal! Jedenfalls, die Frage nach dem Abend hörte sich in Toms Ohren irgendwie hohl an. Leer. Das verlangte nach einem zweiten Versuch. „Wenn du magst, dann fahr ich mit dir zum Buckingham Palace, dann kannst du Tessas Plan bezüglich der Erkundungstour in die Tat umsetzen. Ich bin mir sicher, dass es für sie in Ordnung wäre, wenn du das auch im Alleingang durchziehen würdest.“ scherzte Tom mit einem jungenhaften Grinsen auf den Lippen und sah Evangeline direkt in die Augen. „Ich würde auch vor der Tür Schmiere stehen.“ Mit der Brünetten zu scherzen fühlte sich eigenartig und nicht ganz richtig an. Zu freundschaftlich. Diese Frau war schließlich nicht etwa Chris Hemsworth, mit dem Tom ständig herumalberte. Doch der Schauspieler hatte heute Abend wirklich keine Lust auf Streit oder spitze Bemerkungen und durch einen kleinen Witz würde ihm sicher auch kein Zacken aus der Krone brechen.


RE: IT TAKES TWO - Evangeline Lilly - 13.07.2021

It takes two
Two sides to every story
EVANGELINE LILLY & TOM HIDDLESTON # EVANGELINES HOTEL # LONDON, ENGLAND # 08. NOVEMBER 2018 # SPÄTER ABEND


„Ja, das hat er gesagt.“ – antwortete Evangeline ihrer Freundin Tessa Thompson breit grinsend. Die beiden Frauen liefen dicht beieinander und das schummrige Licht der Londoner Straßenlaternen machte die Feuchtigkeit, die sich dauerhaft auf den britischen Gehwegen breitmachte, erst so richtig sichtbar. „Er wollte, dass ich ihm deine Nummer gebe. Kaum zu glauben, ich denke ich habe richtig für dich gehandelt. Er hieß Jeremiah.“ – peinlich berührt kicherte die Walküre-Darstellerin, die im wahren Leben gar nichts von der mythischen Gestalt innehatte. Tessa kam näher und beinahe passte kein Blatt mehr zwischen die Köpfe der beiden Frauen. Die Jüngere meinte, dass der Name ja nicht unbedingt etwas über die Person aussagte, weil eigentlich war der Kellner des heutigen Abends doch ganz süß gewesen. Gemeinsam waren die Beiden auf der vollkommen verspäteten Geburtstagsparty von Rebecca Hall gewesen, so wie viele andere Bekannte auch. Die 39-Jährige war dafür extra von Hawaii nach London gereist. „Ja, der Name vielleicht nicht, aber…“ – kurz schaute sich Evangeline um, rückte ihrer Freundin noch näher auf die Pelle als ob sie gleich das größte Geheimnis überhaupt weitergeben wollte. „Jeremiah ist 19 und er kellnert, um sich das College zu finanzieren. Jetzt sag noch einmal, dass ich meine Arbeit nicht gründlich machen würde.“ – die brünette Schauspielerin grinste breit und triumphierend, denn ihren heutigen Job als „Wing-Woman“ hatte sie durchaus mit Bravur erledigt. „Und wenn ich ehrlich bin, ich glaube er war einfach ein unglaublicher Walküre-Fan.“ – Evie zuckte mit den Schultern und drückte Tessa etwas an sich, um sie spielerisch zu trösten. Heute hatte es leider nicht geklappt, dass sie ihrer Freundin ein Date besorgen konnte. Vielleicht das nächste Mal? Tessa kreischte schrill, scheinbar schien sie so zu kompensieren, dass ihr dank der brünetten Schauspieler ein großen Fehler entgangen war. Oder sie fand die Story einfach zum Totlachen, wie auch immer. Irgendwann ebbte das Lachen der Jüngeren ab und es trat Stille zwischen die beiden Frauen. Man hörte nur noch die Schritte auf dem feuchten Asphalt, sowie die typischen Hintergrundgeräusche des Londoner Nachtlebens. Irgendwann fiel Evangeline auf, dass neben den Schuhpaaren von Tessa und ihr noch ein drittes den gleichen Weg entlang ging. Tom Hiddleston. Es war natürlich die Idee von Tessa gewesen, dass Tom sie zum Hotel begleiten konnte. Sicherlich war das nicht auf Evie’s Mist gewachsen, denn die selbstbestimmte Schauspielerin konnte nicht viel mit diesem typischen Briten anfangen, der einen Regenschirm im Argyle-Muster im … stecken hatte. Klar, er war ein Kollege und sicherlich ein talentierter Schauspieler, aber man musste nicht immer jede Person mögen, mit der man von der Kamera stand und gerade die Wahl-Hawaiianerin war so ehrlich keinen Hehl daraus zu machen. Außerdem hatte die 39-Jährige genug Menschenkenntnis, um zu wissen, dass Tom genauso wenig von der Kanadierin hielt und dementsprechend wenig Bock hatte sie zu begleiten. Aber natürlich war der Loki-Darsteller der perfekte Brite mit angeborener Höflichkeit und hatte einfach nicht den Arsch in der Hose, um zu dankend abzulehnen.

„Tom? Sag mal, wo ist eigentlich der Buckingham Palace?“ – wechselte Tessa plötzlich das Thema, sodass Evie verwirrt aufschaute und kurz dachte, dass sie mit der Frage gemeint war. Der vorbeifahrende Doppeldeckerbus verschluckte auch die Worte der jüngeren Schauspielerin. Scheinbar schien Tom genauso verwundert über Tessa’s Gedankensprung zu sein, antwortete trotzdem brav. Kurz fragte sich die Brünette, ob ihre Freundin das erste Mal länger in London war. Selbst Evangeline hätte gewusst, wie sie von hier zum Buckingham Palace kam. So entschied sich die 39-Jährige einfach nicht in das Gespräch einzumischen und hörte den Beiden einfach zu. Typisch Tessa äffte sie den Briten nach und zog Evie wieder an sich, um energischer weiterzulaufen. Die Brünette grinste schief und freute sich innerlich ein wenig, dass Tom gerade sein Fett wegbekam, obwohl es natürlich vollkommen übertrieben war. Sie verstand auch nicht, was gerade in Tessa’s Köpfchen vorging. Vermutlich versuchte sie sich nur davon abzulenken, dass sie heute alleine zurück in ihr Hotelzimmer musste. Das Gespräch drehte sich um Kronjuwelen, Corgis und typische Touri-Touren und kurz überlegte Evangeline, ob sie ihrer Freundin zum nächsten Geburtstag einfach eine komplette London-Tour schenken sollte, scheinbar schien sie sich das in diesem Moment wirklich zu wünschen. Erst die letzten Worte von Tom ließen die Brünette aufhorchen, denn er meinte, dass Beide durchaus in der Lage wären die Wachen zu bezirzen. Verwirrt und mit erhobenen Augenbrauen schaute sie nach hinten, um den Blick des Briten zu studieren. Schließlich hatte er auch sie damit gemeint. Auf seinen Lippen war ein Lächeln zu erkennen, welches sie nicht so recht deuten konnte. Hatte er das vielleicht nur aus britischer Höflichkeit gesagt?
Immer noch verwirrt drehte sich die Schauspielerin wieder um und erneut fragte sie sich, warum sie ihren Kollegen eigentlich nicht mochte. Vielleicht, weil er das ganze Gegenteil von ihr selbst war? Er wirkte so festgefahren, in allem. Britisch spießig. Allein sein aufgestellter Mantelkragen verriet, von welcher Insel er kam. Wieso machten das die Briten immer? Theoretisch würde der Regen so noch besser den Rücken hinab laufen können, wenn man keinen Schirm zur Hand hatte. Evangeline hatte allerdings seit ihrer ersten Begegnung das Gefühl, dass diese Einschätzung auf Gegenseitigkeit beruhte. Sie wusste zwar nicht, was Tom problematisch an ihrem Wesen fand, aber die Brünette war auch realistisch genug, um zu wissen, dass sie nicht von jedem gemocht werden konnte. Vermutlich würde Tom immer unangenehmen Situationen aus dem Weg gehen, um seinen tollen und ach so aalglatten Schein zu bewahren. Jeder sollte denken, was für ein perfekter Mann eher war, dabei fand es Evie viel interessanter Ecken und Kanten in dem Gesicht eines Mannes zu erkennen. Niemand konnte so perfekt, höflich und gentlemanlike sein. Auch ein Tom Hiddleston nicht. Lustig, dass auch ihr eigener Partner Norman langsam die Feile angesetzt hatte und jegliche Ecken und Kanten abfeilte. Okay, lustig war diese Tatsache sicherlich nicht, denn die 39-Jährige merkte langsam, dass der Alltagstrott überhandnahm und das Inselleben mit ihm beinahe langweilig wurde. Irgendwie hatte sie wohl die rosarote Brille beim Schwimmen verloren.

Auch, wenn es sich angefühlt hat als hätte sich Evangeline’s Gedankenkarussell Stunden gedreht, waren es nur Sekunden gewesen und Tessa’s Antwort auf Tom’s letzte Aussage holte sie in die Realität zurück. Tatsächlich wollte die Jüngere der Tatsache auf den Grund gehen und erkannte recht schnell, dass das kleine Gerät dafür sich allerdings nicht in ihrer Tasche befand. Plötzlich riss sich die Dunkelhaarige von Evie los und wurde zunehmend hektischer. „Fuck, fuck, fuck!“ – fluchte Tessa und das Dreiergespann war inzwischen zum Stehen gekommen, sowohl Tom als auch sie selber schauten der Situation gespannt zu. Noch hektischer als das Taschengewühle eben, war die Verabschiedung von der Walküre-Darstellerin, weil sie ihr Handy wohl wirklich im Restaurant liegen gelassen hatte. Konnte Tessa noch vergesslicher sein als Evangeline? Die Dunkelhaarige drückte die 39-Jährige kurz an sich und die Kanadierin drückte ihre Freundin schnell einen Kuss auf die Wange. Sie würde sie heute wohl nicht noch einmal sehen. Tessa löste sich von ihr und wandte sich dann Tom zu, die brünette Schauspielerin beobachtete das Geschehen zwischen den Beiden. „Du bringst Evie jetzt doch noch ins Hotel, oder?“ – fragte die Jüngere. „Allein, dass du das fragst, ist beleidigend.“ – antwortete Tom in seiner charmanten Manier. War ja klar. Am liebsten hätte die Wahl-Hawaiianerin von sich gegeben, dass sie durchaus alleine in der Lage war den Weg zum Hotel zu finden, sodass Tom sich auf den Nachhauseweg machen konnte. Doch Evangeline war klar, dass sie den Briten jetzt nicht mehr loswerden würde. Brav würde er die Schauspielerin bis zum Hoteleingang begleiten, um sich sicher zu sein, dass er Tessa’s Bitte auch wirklich nachgekommen war. Als die Handylose meinte, dass Tom doch großartig war, grinste Evie nur schief, um ja nichts Falsches zu sagen. Ja, er war wirklich großartig, wenn man Ironie und Sarkasmus mochte. Kurz darauf war Tessa auch schon in einem Taxi verschwunden und die Beiden waren allein.

Evangeline war einfach weitergelaufen, sobald das Taxi nicht mehr sichtbar war, und Tom folgte ihr natürlich. Schweigend liefen die Beiden nebeneinanderher, sodass die Stimmung deutlich drückender war als vorhin noch. Die 39-Jährige war eigentlich niemand, der gerne schwieg, doch sie hatte keine Ahnung, worüber sie sich mit ihrem Kollegen unterhalten sollte. Was hatten sie schon gemeinsam? Tatsächlich wollte die Schauspielerin schnell ins Hotel kommen, sodass sie ihre Schritte etwas beschleunigte. Das Klackern ihrer Absätze hallte von den Wänden wider, sodass sie die leisen Schritte von Tom gar nicht mehr wahrnahm. Natürlich war es der perfekte Gentleman, der das Wort ergriff und versuchte etwas Smalltalk in Gang zu bekommen. „Ähm… ja, den hatte ich. Es war schön mal wieder in London zu sein.“ – meinte sie und spürte deutlich, dass Tom sie von der Seite aus anschaute. Mit Absicht schaute sie weiter nach vorne, hin und wieder blickte sie auf ihre Pumps. Sie konnte ja nicht ahnen, welche Gedanken dem Kollegen aktuell in den Sinn kamen. Die beklemmende Stille zwischen ihnen war irgendwie unheimlich, sodass Evie ihren Trenchcoat etwas enger um ihre Schultern zog. Wann war sie das letzte Mal mit Tom Hiddleston allein gewesen? Sie konnte sich gar nicht erinnern, kein Wunder, dass sich diese Konstellation so seltsam anfühlte. Als Tom das Thema von vorhin ansprach, lachte die Schauspielerin kurz auf, denn seine Idee – war sie auch nur spaßig gemeint – war nicht schlecht. „Ich war erstaunt, dass Tessa scheinbar noch nie in London war. Tatsächlich kam mir die Idee vorhin auch in den Sinn, ich kenne den Palace allerdings schon. Vielleicht schenke ich ihr eine Special-Tour zum Geburtstag.“ – sprach Evie ihre Idee von vorhin aus und fand sie selbst ausgesprochen, was in Tom’s Nähe komischerweise sehr einfach war, immer noch ziemlich gut. „Der Buckingham Palace ist im Dunkeln nicht sonderlich reizvoll, vor allem wenn es jeden Moment regnen könnte.“ – die 39-Jährige nahm dies zum Anlass, um kurz in den schwarzen Himmel zu schauen. Als sie ihren Kopf wieder senkte, blieb sie an dem Profil des Briten hängen. Auch, wenn es krampfhaft zwischen ihnen war – vermutlich, weil sie sich auch zu wenig kannten – war es ganz okay mit ihm zu plaudern. Auch, wenn es nicht mehr und nicht weniger war, oder? Plötzlich blickte sie direkt in seine Augen und zum ersten Mal fiel ihr auf, was er für verdammt blaue Augen hatten. Die Farbe erinnerte sie an das Meer in ihrer Wahlheimat Hawaii. Karibikblau. Wie konnten Augen in diesem schummrigen Licht so blau leuchten? Es war so faszinierend, dass sich die Schauspielerin beinahe nicht von diesem Anblick lösen konnte. „Aber vielen Dank für das Angebot Schmiere zu stehen.“ – grinste Evie so höflich sie konnte, was irgendwie sonderbar war. Es fiel ihr zwar nicht so leicht auf Tom’s Scherz einzugehen, aber trotzdem benahm sie sich ziemlich vorbildlich? Noch vor ein paar Augenblicken hatte die Brünette gedacht, dass sie ihm die Augen auskratzen musste, sobald er ein Wort mit seinem britischen Akzent sagen würde. Aber dem war nicht so. Nicht einmal der britische Akzent nervte sie. Bevor wieder peinliche Stille eintrat, erhob die 39-Jährige wieder ihre Stimme. „Hast du es denn vom Hotel dann noch weit bis nach Hause?“ – fragte sie so beiläufig wie möglich, sie wusste, dass Tom in London wohnte. Aber nicht wo. Diese Millionenmetropole war immerhin riesig und sie glaubte nicht, dass er, nachdem er sie abgeliefert hatte, einfach in die U-Bahn einsteigen würde. Oder? Gut, der Abend war noch nicht allzu spät. Ob sie ihn zum Dank auf ein Getränk einladen sollte? Immerhin war es wirklich nicht seine Pflicht sie zu begleiten. Tranken Briten um diese Uhrzeit noch Kaffee? Vermutlich nicht, Tee war wohl immer eine gute Idee in diesem Land. In diesem Moment bekam Evie irgendwie weiche Knie, denn der Gedanke, den sie eben hatte, klang in ihrem Kopf vollkommen fremd und deplatziert. Was lief hier?


RE: IT TAKES TWO - Tom Hiddleston - 18.07.2021

Evangeline hatte ihre Schritte beschleunigt. Natürlich hatte sie das. Oh ja, die Schauspielerin sollte besser laufen, bevor der große, böse Brite sie noch zu Tode langweilen würde! So nahm die Brünette ihn doch garantiert wahr. Als einen gewaltigen Langweiler. Und Wahlmöglich nahm sie insgeheim auch alle anderen Kollegen so wahr. Wer war auch schon so toll und spannend wie Evangeline Lilly?! Wer konnte ihr schon das Wasser reichen? Düstere Blicke bohrten sich in den entzückenden Rücken vor ihm. Tom scheuchte diese Gedanken jedoch rasch wieder aus seinem Kopf. Wenn man jemanden nicht sonderlich mochte, dann war es leider sehr einfach gedanklich in eine Spirale aus bissigem Sarkasmus zu geraten und diese Person zu verteufeln. Sicher irgendwo menschlich – aber ebenso sicher nicht gerade die feine englische Art. Vielleicht war der Brünetten einfach nur kalt und sie wollte schnellstmöglich in ihr warmes Hotelzimmer kommen. Im Zweifel für den Angeklagten, wie es so schön hieß. In dubio pro reo. Bei allen guten Vorsätzen blieb Tom zwar ein pelziges Gefühl auf Zuge erhalten, welches giftig nach all dem Sarkasmus schmeckte, der hätte sein können. Doch der Schauspieler ignorierte dieses Gefühl so gut es ging. Anstatt darauf zu achten, beschleunigte er seine eigenen Schritte bis Tom neben Evangeline herging.

Anscheinend ein guter Schachzug in dieser bizarren Partie. Denn kurz darauf sprachen die Kollegen über London. Und auch wenn sie sich dem Thema mit einer gewissen Oberflächlichkeit näherten, so ... Nun .... Redeten Evangeline und Tom doch zumindest miteinander. Wie sich herausstellte, war Evangeline wohl vertraut mit der Stadt, was Toms Interesse schon weckte. Schließlich war er ein waschechter Londoner und hatte einen engen Bezug zu der Metropole an der Themse. War Evangeline schon oft hier gewesen? Welche Ecken der Großstadt imponierten ihr besonders? Fragen wie diese kamen dem Briten in den Sinn. Der Engländer nickte etwas verhalten, doch ein Hauch von echter Neugier blitzte in den ozeanblauen Augen des Briten dann doch auf. Bevor Tom diesbezüglich jedoch nachhaken konnte, kam das Gesprächsthema auf Tessa zurück. „Ich war erstaunt, dass Tessa scheinbar noch nie in London war. Tatsächlich kam mir die Idee vorhin auch in den Sinn, ich kenne den Palace allerdings schon. Vielleicht schenke ich ihr eine Special-Tour zum Geburtstag.“ Evangeline erläuterte das noch ein wenig und bedankte sich für Toms Angebot Schmiere zu stehen, doch der Brite war noch ganz bei dem Einfall der Kanadierin. Tom musste bei dem Gedanken an Evangeline Idee lächeln. Wirklich. Er musste. Seine Mundwinkel zuckten nicht aus Kalkül oder vor lauter Höflichkeit. Wie Evangeline das gesagt hatte. Wie eine gute Freundin, die wirklich nur eine solche sein wollte. Die sich nicht selber inszenieren und auch ihren Narzissmus nicht auf diese Weise ausleben wollte. Es ging wirklich einfach nur um eine Geschenkidee für Tessa. Und eine ziemlich gute noch dazu, wie der Engländer zugeben musste. „Schon okay, ich kann ja schließlich nicht riskieren, dass dich noch jemand dabei erwischt, wie du in den Buckingham Palast einbrichst.“ winkte er ab und ein sanftes Lächeln umspielte die Lippen des Briten. „Deine Idee für Tessas Geschenk ist übrigens wirklich gut!“ lobte der Schauspieler seine Kollegin dann auch und bedachte sie mit einem anerkennenden Nicken. Irgendeine affektierte Idee, die sie selber in den Mittelpunkt gestellt hätte, hätte natürlich eher zu Toms Bild von Evangeline gepasst. Allerdings hatte der Schauspieler genug Größe um zuzugeben, dass die Brünette einen guten Einfall gehabt hatte. „Das würde Tessa sicher freuen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass hinter all dem Gerede über Corgis eine Frau steckt, die den Palast wirklich gerne mal sehen würde. Und er ist ja auch imposant.“ fügte der Brite hinzu. „Wenn ...“ Die Blicke des Engländers glitten abschätzend über Evangelines Gesicht, welches auch jetzt, in der Dunkelheit des Abends, noch sehr schön war. Es wunderte den Londoner wirklich gar nicht, dass man sie als Elbin besetzt hatte. Wie Liv Tyler oder Cate Blanchett wirkte sie stark und entschloss, ohne ihre Femininität dafür opfern zu müssen. Manche Frauen strahlten diese besondere Stärke einfach aus. Vielleicht ohne es selber zu wissen. „Wenn es für dich in Ordnung wäre, dann würde ich mich gerne sozusagen anschließen. Ich könnte ihr eine Führung durch den Tower von London schenken. Dann könnte Tessa mal eine Woche hier her kommen und historische Orte besichtigen. Vielleicht könnte ich dann noch Chris.“ Tom grinste schief. „Also Chris Hemsworth, man muss ja immer sehr genau definieren welchen Chris man gerade meint.“ fügte er zwinkernd hinzu. „Dazu überreden ihr eine Führung durch Hampton Court zukommen zulassen.“ Der Schauspieler brach ganz kurz ab. Es lag dem Briten auf der Zunge Evangeline zu erzählen wer in Hampton Court gelebt hatte und welche Spuren diese Person in den Geschichtsbüchern hinterlassen hatte. Die Blicke der Kollegen trafen sich. In dem Moment spürte Tom instinktiv, dass es besser war den Vortrag herunterzuschlucken. Was der Engländer auch tat. Sein Herz war dabei schon ein wenig schwer, doch Tom behielt sein Wissen für sich. Er war erwachsen genug dafür und verspürte nicht den Drang Evangeline absichtlich mit einer kleinen Geschichtsstunde anzustacheln. Anstatt der Brünetten von Henry VIII zu berichten, begrub er seine Hände noch tiefer in seine Manteltaschen. „Dann würde sich der Jetlag richtig lohnen.“ Fuhr der Schauspieler also in einem beschwingten Tonfall fort und schenkte seiner Kollegin ein weiteres Lächeln. Tatsächlich konnte Tom hinter diesen Aussagen stehen. Wahrscheinlich scherzte Evangeline nur. Doch ihre Idee war wirklich nicht von schlechten Eltern und falls sie ihren Einfall doch in die Tat umsetzten würde, dann würde Tom ebenfalls zu seinem Wort stehen, falls man das so nennen wollte.

Nachdem sie das Thema rund um Tessas Geschenke abgehakt hatten, liefen die Kollegen wieder Gefahr von einer bedrückenden Stille heimgesucht zu werden. Plötzlich schienen alle Geräusche der Stadt wieder lauter zu werden. Die quietschenden Reifen der Busse, die sich durch die Straßen wälzten. Die aufgekratzten Touristen, die gackerten und lachten. Die Einheimischen, die grölend aus Pubs torkelten. Alles war lauter gedreht worden. Wie ein gigantischer Radiosender. Eigenartig. Was ihre Fähigkeit miteinander zu reden anging, schienen Evangeline und Tom wie diese Puppen zu sein, die man mit einem Schlüssel aufziehen konnte und die sich dann eine Weile bewegen konnten, bevor sie wieder in sich zusammensackten. Gerade hatten sie einen ganz guten Gesprächsfluss gehabt, aber jetzt? Auf der anderen Seite, wen wunderte es? Für Tom war es noch immer komisch mit der Brünetten zu reden. Vielleicht war es jetzt sogar noch eigenartiger als vorher. Vor ein paar Minuten hatte der Brite wenigstens noch ein klares Bild von der Kollegin gehabt. Nun sah er sie nicht mehr komplett negativ, aber richtig mit ihr warm geworden war er natürlich auch noch nicht. Und dass der Engländer Evangeline nun nicht mehr ganz so gut einordnen konnte, das half eben auch nicht.

Zum Glück brach die Brünette rechtzeitig die Stille – und brachte die Kollegen dabei in gewisser Weise auch wieder auf ihr ursprüngliches Thema zurück. „Hast du es denn vom Hotel dann noch weit bis nach Hause?“ Tom zuckte mit den Achseln. „Es geht.“ entgegnete der Schauspieler. „Ich denke für Londoner Verhältnisse ist es nicht besonders weit. Ich werde einfach ein Taxi nehmen und auf wenig Verkehr hoffen.“ antwortete er wahrheitsgemäß und sah Evangeline dabei direkt in die Augen. „Du hast vorhin gesagt, dass es schön ist mal wieder in London zu sein. Darf ich fragen was dir an der Stadt am besten gefällt?“ Tom lachte auf. „Nur aus reiner Neugier!“ Über London zu reden war verhältnismäßig einfach. Während die Schauspieler ihren Weg ins Hotel fortsetzten und ihre hallenden Schritte einen eigenen Rhythmus gefunden hatten, sprachen sie über die Metropole. Evangeline erwähnte schließlich die lebhafte Theaterszene der Stadt und augenblickblich mochte Tom sie ein wenig lieber. Mit strahlenden Augen sprach er selbst kurz darauf von Theatern und Aufführungen. Er wirkte dabei wie ein übergroßes Kind, welches von seinem liebsten Superhelden schwärmte. Anders als Evangeline sah Tom sich selber nie als extrem verstockt, doch in diesem Moment wirkte er definitiv nicht so. Manchmal stimmte der Engländer der Kollegin zu, bei anderen Punkten musste der Brite wiedersprechen, dabei zeigte er sich jedoch immer von seiner enthusiastischen und geeky Seite. „A Doll's House ist definitiv faszinierend!“ Da war Tom ganz einer Meinung mit Evangeline. Sie besprachen gerade das Theaterstück von Henrik Ibsen, in dem eine Frau ihren Ehemann und ihre Kinder verließ. „Insbesondere wenn man bedankt wann Ibsen das Stück verfasst hat.“ Der Engländer unterstrich seine Worte mit Gesten. Seine Finger waren gespreizt und seine Hände bewegten sich rasch auf und ab.

Die Kollegen liefen gerade an einem Pub vorbei. Im Innern wurde laute Musik gespielt, die bis in den kühlen Abend hinaus drang. Vor der Tür standen eine Handvoll Raucher, die sich angeregt unterhielten. Zigarettenqualm vermischte sich mit dem von Vaporizern. „1880 oder 1879 oder wann es auch genau ...“ Der Schauspieler streckte die Hand aus und griff nach Evangelines Schulter. Direkt vor der Kanadierin war eine ziemlich unappetitliche Pfütze aus Erbrochenem, welche die Schauspielerin jedoch nicht sehen konnte, da sie gerade Tom ansah, der die Pfütze seinerseits nur Dank eines glücklichen Zufalls erblickt hatte. Es war definitiv zu spät um Evangeline "nur" zu warnen. „Vorsicht!“ Tom zog die Brünette also mit sanftem Druck zurück – und damit zwangsläufig in seine Arme. Dort hielt er sie für eine ewige Sekunde lang. Ganz geschockt von dieser unerwarteten Situation war Tom wie zu einer Salzsäule erstarrt. Er spürte Evangelines Körperwärme und der Duft ihres Sandelholz-Parfüms kitzelte seine Nase. War die Kollegin ihm überhaupt jemals so nahe gewesen? Sicher nicht. Es fühlte sich dann auch dementsprechend fremdartig an. Allerdings nicht zwangsläufig schlecht. Im Gegenteil. „Ich ... Ähm ... Wollte nicht, dass du da noch hineintrittst.“ stammelte der Engländer unsicher. Er entließ Evangeline aus seiner eigenwilligen Umarmung und deutete auf die Pfütze, die ein Pub-Besucher auf dem Gehweg hinterlassen hatte. Der Brite räusperte sich. Seine sonst eher bleichen Wangen waren nun leicht gerötet. Diese ganze Situation war einfach sehr awkward. Zu awkward für Toms Geschmack. „Wo waren wir nochmal stehen geblieben? Oh, ja, genau, Ibsen.“ versuchte der Schauspieler schnellstmöglich wieder an ihr altes Thema anzuknöpfen. Nun war es Tom, der seine Schritte beschleunigte. Ganz so als würde er diesen Pub und den eigenartigen Moment der körperliche Nähe der Schauspieler schnellstmöglich hinter sich lassen wollen.

Wie durch eine Form von Gnade fanden die Kollegen dann auch tatsächlich zu dem besagten Thema zurück. Sie waren ganz in ihr Gespräch vertieft, als sie schließlich Evangelines Hotel erreichten. Es war ein modernes Haus, welches sich dennoch eine alte Aura erhalten hatte. Mit all dem goldenen Licht und den samtenen Teppichen, die jeden Schritt zuverlässig verschluckten, strahlte es Klasse aus. Das Echo eines vergangenen Glanzes in diesem Jahrhundert. In der Lobby war es dermaßen warm, dass Tom quasi vor lauter Selbsterhaltungstrieb seinen schweren Mantel aufknöpfte. Er spähte währenddessen hinüber zu Evangeline. Ein Strich von einem Mann mit mehligem Teint und Haut, die über seinen Wangenknochen spannte, reichte der Brünetten gerade ihre Schlüsselkarte. Der Mann sagte noch Etwas zu ihr und die Schauspielerin antwortete, doch der Engländer konnte die Worte natürlich nicht hören. Kurz darauf stand die Schauspielerin wieder vor dem Briten. Die Karte glänzte in ihrer Hand. „Hier wären wir also.“ stellte der Schauspieler das Offensichtliche fest und ging gemeinsam mit Evangeline langsam zu den Fahrstühlen, wo sie stehenblieben. Einer der Fahrstühle öffnete sich mit einem 'Pling' und eine Frau im Mini-Kleid trat heraus, deren blauer Lidschatten greller war als die summenden Neonlichter der Stadt. Das Handy ans Ohr gepresst, ging die Lady an den Schauspielern vorbei. Die platinblonde Frau stritt sich aufgebracht mit der Person am anderen Ende der Leitung und beachtete die Schauspieler gar nicht. Kurz darauf war die Blondine verschwunden. Nur der klebrig-süße Duft ihres Parfüms hing noch in der Luft. Toms Augen waren auf Brünette gerichtet. Dies war eigentlich der Moment des Abschieds. Doch der Brite musst an ihr Gespräch von gerade eben denken. An Themen wie Tessas Geschenk, London oder auch das Theater. Das Gespräch war durchaus nicht unangenehm gewesen. Es hatte sich nicht wie Kaugummi gezogen und man hatte sich währenddessen auch nicht ständig finstere Blicke zugeworfen. Eigentlich war das Gegenteil der Fall gewesen. Man hätte das Gespräch fast schon als "normalen Smalltalk" bezeichnen können. Und vielleicht hatten sich die Grenzen zwischen einem solchem und einem nahezu freundschaftlich geprägten Gespräch sogar im Laufe der Unterhaltung ein wenig verwischt. Natürlich hatten die Kollegen das etwa dem Theater und gemeinsamen Vorlieben zu verdanken, aber trotzdem. Vielleicht konnte man darauf aufbauen und die Antipathie weiter abbauen. Der Gedanke fühlte sich gar nicht mal so sperrig an. Die beiden Kollegen würden sicherlich nie die besten oder überhaupt Freunde werden, doch vielleicht könnte ihr nächstes Aufeinandertreffen von Anfang an zumindest ein Stück weit harmonischer sein. Tom runzelte die Stirn und überlegte. Sollte er Evangeline vielleicht auf einen Drink an der Hotelbar einladen? Oder würde sie das als aufdringlich empfinden? Tom legte den Kopf ein wenig schräg und musterte sein Gegenüber unschlüssig. Eine Chance stellte dieser Moment natürlich definitiv dar, das stand wohl außer Frage. Dieser Abend könnte der Grundstein für einen Neuanfang sein. Eigentlich mussten Evangeline und Tom jetzt nur zugreifen und ihre Chance nutzen ...