20.05.2021, 09:00
Don't want you in my bloodline
Just wanna have a good time
KIERNAN SHIPKA & TIMOTHÉE CHALAMET # DAS HAUS DER SHIPKAS # MALIBU # 05. NOVEMBER 2018 # ABEND
Timothée schloss die Augen und drückte seinen Körper noch fester gegen den der Blondine. Kiernans Lippen schmeckten nach einer Mischung aus Skittles und Fruchtpunsch. Ihre Hand war unlängst unter sein Shirt gewandert. Ihre Bewegungen waren selbstbewusst und fordernd. Tim spürte den Druck von Kiernans schlanken Fingern. Die Fingernägel der Blondine hinterließen bleiche Halbmonde auf seiner nackten und glühenden Haut. Ein kurzatmiges Keuchen wurde zu einem Grinsen. Der Schauspieler war eine Stradivari und die Amerikanerin eine Solistin. Kiernan, die kleine Virtuosin! Es hatte eine Zeit gegeben, da war die Schauspielerin praktisch die kleine Schwester gewesen, die Tim nie gehabt hatte. Er hatte mit ihr gespielt und ihr bei den Hausaufgaben geholfen. Sie hatten zusammen Sundaes vertilgt und waren gemeinsam ins Kino gegangen. Manchmal hatte Tim die Amerikanerin in Horrorfilme mitgenommen, für die sie eigentlich noch nicht alt genug gewesen war. Wenn Kiernan dann im dunklen Kinosaal schneeweiß geworden war, hatte Timothée die kleine Hand des Mädchens gehalten und ihr whispernd versprochen, dass das Monster bald besiegt sein würde. Diese Zeiten waren noch nicht sehr lange her. Eine dicke Staubschicht bedeckte sie noch lange nicht, im Gegenteil. Und doch war eine vollkommen neue Zeit angebrochen. Timothée spielte zwar noch immer mit Kiernan, doch die Natur des Spiels hatte sich grundlegend verändert und tatsächlich hatte der Schauspieler sogar manchmal das Gefühl, als würde Miss Shipka ihm jetzt Nachhilfe geben. Kiernan, das kleine Mädchen mit den blonden Zöpfen und den rosa Schleifen im Haar gab es nicht mehr. Kiernan wurde langsam erwachsen. Statt mädchenhafter Kleider in Pastellfarben trug sie heute Miniröcke und machte gerne mal die Nacht zum Tag. Ihre Eltern verstanden das nicht. Tim verstand es hingegen sehr gut. Er vermisste seine "kleine Schwester" auch nicht, denn Kiernan war ja noch immer da. Nur eben erwachsener. Er akzeptierte das. Mehr noch. Ihre Beziehung fand jetzt auf einer anderen Ebene statt und Tim konnte die Vorteile davon sehen und genoss diese auch durchaus. Apropos! Kiernans Hände schienen nun überall gleichzeitig zu sein. Ein wohliger Schauer erfasst den jungen Mann und dann ... begann die Melodie des Klingeltons von Neuem. Der New Yorker seufze genervt und sah finster zum Nachtisch, auf dem Kiernans Handy lag und immer weiter munter klingelte. Wer auch immer da versuchte die Amerikanerin zu erreichen, er war war ganz schön hartnäckig. Viel zu hartnäckig! Zuerst hatte Tim das aufdringliche Geklingel ja noch gut ignorieren können. Doch es hörte einfach nicht auf! Und langsam fing es echt an zu stören! Warum hatte die Blondine das Mobiltelefon nicht auf stumm geschaltet oder gleich ganz ausgemacht? Doch hinterher war man ja bekanntlich bei sowas immer schlauer.
„Ignorier es einfach!“ bat der New Yorker seine Kollegin flüsternd. Die Silben verliefen ineinander. Gleichzeitig lag aber auch ein gewisser Nachdruck in seiner heiseren Stimme. Tims fiebrige Blicke waren auf die Schauspielerin gerichtet. Eine stumme Bitte vermischte sich mit Gier und Verlangen. Der New Yorker wollte nicht, dass Kiernan am Ende einen Blick auf das Display des Handys warf und dann doch dran ging. Er wollte sie jetzt ganz für sich allein haben. Die junge Frau sollte das kleine Gerät also einfach wie Luft behandeln. Dass das nicht so leicht war, das sah Tim dabei durchaus ein. War er doch selber auch genervt. Das Handy schien jetzt sogar lauter und schriller zu klingeln als gerade eben noch. Allerdings musste die Person am anderen Ende der Leitung doch irgendwann mal aufgeben! Und das würde sie sicher auch bald tun! Bald würden Kiernan und Timothée sicherlich ihre Ruhe haben! „Wer auch immer da dran ist kann auch später wieder anrufen.“ säuselte der Schauspieler in das Ohr seiner Kollegin. Dann drückte Tim einen Kuss auf Kiernans gebräunte Schulter und seine Finger verschwanden in ihren weißblonden Haaren. Einen weiteren Moment lang schien das die Amerikanerin auch wirklich von dem Geklingel abzulenken. Doch dann setzte Kiernan sich auf und griff nach dem Mobiltelefon. „Nein!“ protestierte Timothée und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Dieser Protest konnte die Blondine jedoch nicht mehr aufhalten. Als Kiernan den Anruf dann auch noch annahm, kommentierte Tim das mit einem resignierten Seufzen. Leise fluchend rollte er sich neben die Blondine aufs Bett. Timothée lag auf dem Rücken und winkelte seine Beine an. Die künstliche Frische eines Weichspülers stieg dem New Yorker in die Nase. Bestimmt trug der Weichspüler einen Namen wie 'Frühlingswiese' oder 'Blumenmeer'. So roch er zumindest. Tim, dessen enge Jeans auf dem Fußboden des Zimmers lag und der nur noch Boxershorts und sein T-Shirt trug, starrte schmollend auf seine blassen Knie. Der junge Mann verzog gequält das Gesicht. Die aufgestaute Begierde kam der Qual von pochenden Zahnschmerzen gleich. Das war einfach nicht fair! Timothées Lippen kribbelten ungeduldig. Er vermisste Kiernans weichen Lippen und den salzigen Geschmack ihrer Haut jetzt schon. Dem sollte nicht so sein! Tim sollte all das nicht missen müssen! Überhaupt, seine Shorts sollten jetzt schon unlängst neben seiner Hose gelandet sein. Genauso unachtsam weggeschleudert wie der große Teddybär, der vor Kurzem ebenfalls noch auf dem Bett gethront hatte und der nun irgendwo unbeachtet auf dem Boden lag. Aber nein ...
„Kiernan?!“ Die Blondine hatte den Anruf auf laut gestellt und die strenge Stimme von Kiernans Mutter drang aus dem Handy. „Warum hast du nicht schneller abgenommen?! Das hat ja ewig gedauert!“ beschwerte die Mutter der Schauspielerin sich. Erin Ann Brennan hörte sich genervt und miesepetrig an. Tim rollte mit den Augen. Es war doch nicht Kiernans Aufgabe immer bei Fuß zu stehen. Sie war ein Mädchen und kein angerichteter Schäferhund! Was sollte das überhaupt werden? Urlaubte Erin nicht gerade zusammen mit Kiernans Dad auf den Bahamas? Oder war das Paar auf Hawaii? Kiernan hatte den Urlaub vorhin erwähnt. Letztlich war es ja auch egal wo sie ihre Ferien verbrachten und Cocktails schlürften. Kiernan sollte jetzt sturmfrei haben – und ihre Ruhe! „Ich wollte nur mal fragen, was du gerade so machst.“ dröhnte Erins Stimme aus dem Handy. Ihre ach so harmlose Frage klang dabei ziemlich nach einem Kontrollanruf. Da war ein ekelhaft arrogant-strenger Unterton in ihrer Stimme, der für Tim ein rotes Tuch war. Warum fragte Erin nicht einfach Dinge wie 'Steht das Haus noch?' oder 'Hast du deine sturmfreie Bude schon genutzt, um wilde Sexorgien zu feiern?' Denn das wollte Erin doch eigentlich wissen, darum rief sie doch an. Timothées Blicke trafen die von Kiernan. Sie hatten haargenau denselben Gedanken. Tim seufzte leise. Dieses Mal aus Mitgefühl. Jeder hatte mal Stress mit seinen Eltern und warf ihnen vor, dass sie totale Spießer waren und nichts rafften, doch Kiernans Eltern schienen wirklich nichts zu verstehen. Der Schauspieler schmiegte sich an die Blondine. Nun nicht als Liebhaber, sondern als Etwas, was seiner einstigen Rolle als "großer Bruder" sehr nahe kam. Er war da. Die moralische Unterstützung. Der Freund, auf den das Mädchen immer zählen konnte. „Was machst du gerade?“ verlange Erin zu erfahren. Die ersten Anzeichen der Ungeduld schwangen nun schon in ihrer Stimme mit. Diese Stimme war wie Fingernägel, die über eine Schultafel kratzten. Innerlich schüttelte der Schauspieler den Kopf. Doch er hatte eine Idee wie man solchem Verhalten begegnen konnte. „Erzähl ihr, dass du kurz davor warst mir einen zu blasen, dann hören wir am Telefon wie sämtliche Farbe aus ihrem Gesicht weicht.“ schlug Tim vor. Wie ein kleiner Teufel, der auf ihrer Schulter saß, flüsterte Timothée die Worte in Kiernans Ohr und ließ ihnen dann ein amüsiertes Lachen folgen.