08.08.2020, 07:53
Kurz überlegte Anna, was eigentlich mit dem Wasser passiert war, welches sie mit am Strand hatten. Allerdings hatte sie seit dem Wurf keinerlei Erinnerungen mehr. Danach war alles nur noch schwarz und unglaublich verschwommen. Sie konnte sich seit der Narkose sogar kaum noch an den Weg ins Krankenhaus erinnern. Verrückt, was Narkotika mit einem anstellen konnte. Dann fragte sie sich, wieso sie vom Krankenhaus noch nichts zu trinken bekommen hatte. In diesen komisch beigen Bechern, die aussahen als wurden sie noch nie im Leben abgespült worden. Okay, wollte sie das überhaupt? Vermutlich nicht, aber sie hatte echt Durst.
Nachdem sie Michael gesimst hatte, betrat Zac wieder das Zimmer. Er wirkte ziemlich klein, beinahe abgeduckt als wäre er derjenige, der sich jetzt für etwas schämen würde. Komisch. Anna nahm jedenfalls die Flasche an sich und versuchte sie aufzudrehen. Nach einigen Bemühungen schaffte sie es. Verdammt, sie war wirklich schwach und vollkommen ausgelaugt. Hatte nach dieser Flaschen-Öffnungs-Aktion erst einmal das Gefühl eine Woche Schlaf nachholen zu müssen. Dieser Tag war doch echt merkwürdig. Die Brünette nickte als der Jüngere berichtete, dass Maca abgeholt werden würde. Das war gut, so musste die Hündin nicht die ganze Zeit im Auto bleiben, was ja auch nicht gerade tierschutzgerecht war.
„Okay.“ – meinte sie, genauso trocken wie vorhin, als Zac sagte, dass er nicht gehen würde. Okay, es war seine Entscheidung. Laut Anna war ein einfaches Okay die richtige Antwort. Der Schauspieler setzte sich wieder auf den Stuhl, der neben ihrem Bett stand. Kurz herrschte Stille zwischen den Beiden bis Zac endlich darauf antwortete, was sie ihn vor seinem Abgang nach draußen eigentlich gefragt hatte. Vollkommen aufgelöst und ängstlich. „Eher dünn bedeutet nicht gleich magersüchtig. Ich hatte noch nie viel auf den Rippen.“ – verteidigte sie sich, vermied den Blickkontakt mit Zac. Wenn sie doch nur wüsste, dass sich genauso die Magersucht zeigte. Verleugnung bis zum bitteren Ende. Man war immer der Meinung, dass man normal oder sogar zu dick war. Niemals verschwendete man auch nur einen Gedanken daran, dass man eventuell zu wenig Gewicht auf die Waage brachte. Weniger war in Hollywood immer besser. Zac sprach wieder als es um die Therapie ging. Ja, witzig. Jetzt gingen sie als die kranken, besten Freunde durch, die sich gemeinsam in der Therapie Händchen gehalten hatten. Anna’s Humor war in diesem Augenblick ziemlich schwarz und betrübt, weswegen sie ihre Gedanken lieber nicht laut äußerte. Auch, wenn sie sich wirklich mürrisch fühlte, wollte sie Zac nicht verletzen. Es war schön zu hören, dass der Jünger ihr beistehen wollte. So wie sie ihm beigestanden hat. Die Vorstellung mit ihm gemeinsam dadurch zu gehen schmälerte ihr Angst gewaltig, aber es stand immer noch eine Frage im Raum: Braucht sie eine Therapie? Vielleicht würde das psychologische Gespräch morgen mehr Aufschluss geben. Sie musste ihr Eltern fragen, was sie von der ganzen Sache hielten. Waren sie auch der Meinung, dass sie zu dünn war? Was sagte Michael dazu? Es mussten so viele Faktoren stimmen, damit Anna sich das wirklich antat. In diesem Moment klingelte ihr Handy und auf dem Display erschien groß und leuchten das Wort „Mom“. Oh nein. „Michael, dieser Mistkerl. Er hat es echt unserer Mutter gesagt, warum kann er nicht einmal den Mund halten!?“ – jetzt musste sie sich vermutlich früher oder später den Fragen stellen, die eben in ihren Gedanken umherschwirrten. Sie ging dran und sofort heulte ihre Mutter, sie sagte, dass sie gewusst hatte, dass etwas nicht stimmte. Super, das waren nicht die Worte, die sie hören wollte. Das waren nicht die Worte, die sie von einer Therapie abhalten konnten…
- ENDE -