20.02.2021, 10:27
Hier saß sie also, in seiner Wohnung bei Kaffee und Cupcakes. Hätte jemand ihr das vor ein paar Wochen vorhergesagt, hätte sie sich schlapp gelacht. Niemals hätte die Halbkanadierin, gedacht je mit Ben so hier zu sitzen und damit alle Vorurteile die sie hatte, aus dem Weg zu räumen. Doch genau das war passiert und Ben überraschte Nina immer mehr. Mit einem Blick zu ihm biss sie etwas von ihrem Cupcake ab. Ben war gutaussehend, auch das schien ihr heute zum ersten Mal aufzufallen. Alkohol und schlechtes Licht hatten ihre Sinne getrübt, doch das spielte keine Rolle. Sie wollte Frieden schließen und nicht herausfinden, ob er ihr gefiel. Als er von ihrem Exfreund sprach, verschwand das Kribbeln im Bauch, das sie gerade hatte. Ian war ein Thema, das sie jetzt mit anderen Augen sah. Ihr kurzes Gespräch hatte ihr nicht nur die Augen geöffnet, sondern auch die Wut auf ihn verfliegen lassen. Nina fand immer noch, dass es nicht die feine englisch Art gewesen war, aber ihr Groll brachte sie nur der Wodka Flasche näher und nicht der Erleichterung die sie brauchte. Manchmal klammerte man sich an etwas fest, nur weil man dachte es zu brauchen, dabei war es Ballast. Unnötiger Ballast. Wie eine Fusel die man immer wieder vom Kleidungsstück lass, um sie keine 2 Sekunden später wieder an der gleichen Stelle zu finden. Nina war regelrecht verbissen gewesen auf die Wut für die Beiden, dass sie nicht wirklich klar sehen wollte und das alles hatte diesen Schmerz von Verrat gestärkt, der sie dann zu Flasche greifen lassen hatte. Doch das lag, endgültig hinter ihr. "War er der Grund?" Nina räusperte sich, um gleich danach leise zu seufzen. "Sagen wir es mal so, er war irgendwie der Grund." Sie tippte sich ans Kinn, ehe sie weiter sprach. "Ich war einfach unendlich enttäuscht und wütend aber habe es nie angesprochen. Für mich waren beide gestorben und nein, ich liebe Ian nicht mehr. Unsere Trennung war weit vor seiner neuen Beziehung. Es ist nur so, sie war meine beste Freundin, er meine erste große Liebe und beide entschieden einfach, dass ihr Beziehung wichtiger war, als die Freundschaft zu mir. Was soll ich da denken? Ich war wütend, dass ich wie ein altes Spielzeug zur Seite geworfen wurde, während sie die perfekte Beziehung hatten." Nina holte tief Luft und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee.
"Und das ging so weit, bis sich die Wut in Mitleid verwandelt hat und das musste im wahrsten Sinn des Wortes ertränkt werden. Ich hatte einfach die Blicke und Phrasen satt. Nichts war gut und nicht würde besser werden. Zumindest habe ich das früher gedacht. Heute, im Besitz meiner geistigen Kräfte, weiß ich, wies saudumm es war. Freundschaften kommen und gehen. Ich glaub was mich wirklich verletzt hat, war wie wenig ich ihnen bedeute habe und die Freundschaft die wir hatten." Sie zuckte mit den Schultern, weil zu der ganzen Sache eigentlich nicht mehr zu sagen war. Ian und Nikki hatten ihr Leben und sie ihres. "Verrückt er war mit der Grund warum ich überhaupt erst so versoffen wurde und jetzt ist er auch der Grund warum ich aufhöre." Doch mehr wollte sie dem Gespräch mit Ian kein Gewicht geben. Es hatte ihr die Augen geöffnet aber den Schritt nach vorn, hatte sie allein gemacht. Ian, war einmal ein Teil ihres Lebens gewesen, jetzt nicht mehr. Jetzt war er eine Erinnerung, die langsam verschwinden konnte ohne, dass sie es vermissen würde. Nina hatte alles gesagt, was es zu Ian zu sagen gab.
Kaffee gegen Kuchen. Ein Angebot, dass sie nicht allein wegen des Kaffees angenommen hatte, sondern auch, weil sie Ben wiedersehen wollte. "Warum nicht, du und ich..." beinah wäre ihr die Worte Date herausgerutscht "...regelmäßige Treffen." Nina schenkte ihm ein breites Lächeln eh sie wieder einen Schluck von dem himmlischen Kaffee nahm. Damit konnte er wahrscheinlich jede Frau herumkriegen. Und da waren wie bei einem Thema das ihr schon eine Weile auf der Zunge lag, aber das sie nicht wirklich ansprechen wollte. Doch er schlug das Thema Jules an, wenn auch nicht wie sie es sich erhofft hatte. "Ja ich hab die beste, beste Freundin der Welt. Woher kennst du sie eigentlich, denn auch wenn ich besoffen war, ich hab deutlich gesehen das da mehr war." Diese Wortwahl war etwas unglücklich ausgedrückt aber man konnte es ruhig zweideutig sehen. Je nachdem wie sie zueinander standen. Doch wollte sie wissen, wie die Beiden zueinander standen? So wirklich eigentlich nicht, aber sie hatte es nun einmal angesprochen.
"Mütter sind wirklich eine Spezies für sich, aber unverzichtbar." Ihre Mutter hatte nicht mehr wirklich Gewalt über Nina und auch ihr Sauftouren konnte sie nicht stoppen. "Also wenn du kochen kannst, dann sollten wir noch einen Deal machen, du kochst für mich und ich bring alkoholfreien Wein mit." Das klang noch mehr nach einem Date, aber das spielte sie gekonnt mit einem Lächeln runter. Sollte er dies deuten wie er wollte, Date oder eben Nicht-Date, ihr war nur wichtig, dass sie Ben wiedersah. Schon verrückt vor ein paar Wochen stritten sie noch und jetzt, genoss sie seine Anwesenheit.