15.12.2020, 08:00
Reese wollte wissen, ob es wirklich so schlimm war und Rob bedachte die Blondine mit einem gequälten Lächeln. Einen Moment lang sah er so aus, als hätte er pochende Zahnschmerzen. Der Brite hatte sich doch nichts anmerken lassen wollen! Er hatte für Reese die perfekte Begleitung sein wollen! Dass die Amerikanerin ihn nun so kinderleicht durchschaute, das wurmte Robert schon ein wenig. Doch dann veränderte sich das Lächeln langsam. Es hellte sich auf. Wurde freundlicher. Glücklicher. Denn, immerhin, auf der anderen Seite war es natürlich schon auch toll, dass Roberts Freundin ihn einfach kannte. Wenn sie wusste, was er dachte und wie er fühlte, ohne dass es ausgesprochen werden musste. Den Partner so gut zu kennen, dass man ihn ohne Worte verstand, davon träumten doch die meisten Paare, oder? Das war gut! Das sprach für Reese und Robert als Paar. „Die Leute sind glücklich und wer weiß vielleicht schaffen es Alex und Blake ihre Liebe zu erhalten über all die Jahre die noch vor ihnen liegen.“ Robert deutete ein Nicken an. „Das stimmt.“ räumte der Engländer ein. „Aber darum geht es mir nicht. Ich habe nichts gegen Verlobungen oder Hochzeiten, es geht mir eher um das 'Wie'.“ erklärte der Brite. „Ich ...“ setzte Rob an und betrachtete Reese dann kurz zögernd. War es schlau der Blondine ganz klar zu sagen, wie er wirklich zu dieser Party hier stand? Andererseits wusste sie doch ohnehin schon, dass er kein Fan von dieser Feier war. Und irgendwo hatte Robert auch einfach das Gefühl, dass er Reese gegenüber jetzt ehrlich sein konnte. Dass sie seine Meinung akzeptieren würde. Auch wenn die Amerikanerin sie wahrscheinlich nicht teilen würde. „Ich verstehe nicht warum man einen Privatstrand und diesen ganzen Mottoparty-Zirkus braucht, um sich zueinander zu bekennen.“ entgegnete der gebürtige Londoner also auf den Kommentar seiner Freundin hin. Die Worte waren Robert ziemlich harsch über die Lippen gerutscht. Sie klangen abwertend und fast schon gehässig. So gemein hatte der Brite es dann doch nicht gemeint. „Aber jeder ist anders.“ schob Robert also hinterher. „Alexander und Blake gefällt es so und dann ist es auch okay. Es ist ja schließlich ihre Party.“ Einen Moment lang herrschte Stille zwischen den Schauspielern. Sie wurde von dumpf-glücklicher Partymusik gefüllt, die irgendwo aus einem Lautsprecher drang und bis zu ihnen her schallte. „Aber ...“ brach Robert die Stille. Er lachte zuerst auf, dann lächelte der Brite jungenhaft-verschmitzt. „Wenn wir unsere Verlobung feiern, dann passiert das hoffentlich in deinem Wohnzimmer und mit deinen Kindern als unseren einzigen Gästen. Wir brauchen weder den Drehort von Baywatch als Kulisse, noch jeden Einwohner von Kalifornien auf der Gästeliste.” Rob zwinkertet Reese zu, was etwas Freches hatte. Gleichzeitig war der Blick des Engländers sehr sanft und liebevoll. Und es lag ein Fünkchen Ernst darin. Der Schauspieler würde jetzt gewiss nicht vor der Blondine auf die Knie gehen und ihr einen Serviettenring an den Finger stecken. Und er beabsichtigte auch nicht der Blondine morgen, am Wochenende oder während ihres nächsten Urlaubs einen Antrag zu machen. Doch die Vorstellung jemandem ein nobles Versprechen zu geben und es zumindest in dem Moment auch wirklich so zu meinen, die stieß bei ihm nicht völlig und allein schon aus Prinzip auf taube Ohren. Es kam halt immer auf die Umstände und den Rahmen an. Reese war definitiv ein Mädchen, mit dem man es ernst meinte. Das war Robert klar, auch wenn er noch keinen goldenen Ring an ihren zarten Finger gesteckt hatte. Die Amerikanerin war nicht einfach nur irgendeine. Es war gut möglich, dass sie tatsächlich die Eine war. Doch das waren Überlegungen für einen anderen Tag.
Vielleicht lag es daran, dass Reese ihren Freund durchschaut hatte. Vielleicht lag es auch an Roberts Ehrlichkeit. Auf jeden Fall wurde die Stimmung zwischen dem Paar nun positiver. Sie scherzten und Rob hatte fast schon sowas wie Spaß. Wobei die Aussicht darauf, die Party bald verlassen zu können, Robs Stimmung trotzdem wohl am meisten hob. Vor seinem inneren Auge sah der Engländer bereits wie Reese und er den Heimweg antraten. In dieser Vorstellung saßen die Schauspieler auf der Rückbank eines Wagens und die Blondine hatte sich eng an ihn geschmiegt. Der Brite wäre wirklich am liebsten sofort nach Hause gefahren. In seinen Ohren hörte er bereits das leise Schnurren des Autos, welches ihn und Reese sehr bald heimwärts bringen würde.
Doch noch befand der Engländer sich auf der Verlobungsfeier – und er würde das Beste daraus machen. Also sich weiter von seiner Schokoladenseite zeigen. „Der Wunsch der Lady ist mir Befehl.“ Robert strahlte Reese an. Er gab ihr einen Kuss, der etwas leidenschaftlicher ausfiel als der Brite das ursprünglich beabsichtigt hatte. Dann machte der gebürtige Londoner sich auf den Weg. Mit den Händen in den Hosentaschen seiner Shorts schlenderte er dem Buffet entgegen. Der Geruch von Essen lag in der Luft. Es roch nach Bratfett und Gewürzen. „Rob?!“ Der Brite drehte sich um und blickte in das Gesicht von seinem Life-Kollegen Dane DeHaan. „Was machst du den hier?!“ fragte der Amerikaner verdutzt und lief nun mit schnellen Schritten auf den Briten zu. „Ich hätte nicht gedacht, dass eine Feier wie diese dein Ding ist.“ flötete Dane, der seinen Kumpel mittlerweile erreicht hatte. Er lachte laut. Fast schon bellend. So als wäre Roberts Anwesenheit bei der Verlobungsfeier ein richtiger Schenkelklopfer. Schließlich umarmte der Schauspieler seinen englischen Kollegen zur Begrüßung. Plaudernd setzten die Männer den Weg zum Buffet gemeinsam fort. Robert erzählte Dane zunächst davon, wie er auf dieser Party gelandet war. Er erzählte von Reese. Dane berichtete von seiner Frau Anna und seiner kleinen Tochter. Danach drehte sich das Gespräch um die Arbeit. Und schließlich um Gott und die Welt. Es tat gut Dane mal wieder zu sehen und sich auszutauschen. Ein richtiges Highlight auf einer Party, der Rob ja ohnehin lieber ferngeblieben wäre. Die Kollegen unterhielten sich noch, als Robert den neuen Drink für Reese schon in den Händen hielt. Und auch dann noch, als der Brite eigentlich schon längst wieder bei seiner Freundin hätte sein sollen ....