15.11.2020, 12:20
I could promise you things
like big diamond rings
like big diamond rings
But you don't find roses growin' on stalks of clover
So you better think it over
So you better think it over
REESE WITHERSPOON & ROBERT PATTINSON # LIVELY SKARSGARD VERLOBUNGSFEIER # PRIVATSTRAND IN SANTA MONICA, LOS ANGELES # 1. JUNI 2018 # ABEND
Robert schloss die Augen. Im nächsten Moment schmeckte er das Salz auf den Lippen seiner Freundin. Wie einem Instinkt folgend zog er Reese noch näher an sich heran. Plötzlich war es vollkommen egal, dass der Liegestuhl, auf dem sie es sich gemütlich gemacht hatten, für zwei Leute eigentlich nicht groß genug war. Rob spürte die Körperwärme der Blondine unter seinen Fingern und glaubte fast das wilde Pochen ihres Herzens hören zu können. In diesem Moment, in dem der Brite Reese in seinen Armen hielt und ihr Parfüm seine Nase kitzelte, war Robert glücklich. In ihm konnte der Engländer sich sogar mit dieser Party anfreunden. Leider hielt dieser Augenblick jedoch nicht ewig an. Und bereits kurz nachdem die Schauspieler sich voneinander gelöst hatten, kehrte Robs Verdrießlichkeit wieder zu ihm zurück. Der Schauspieler ließ sich nichts anmerken. Er strich Reese lächelnd über den Rücken und drücke ihr einen Kuss auf den Haaransatz. Das schöne, glückliche Paar am ebenso schönen Traumstrand. Umgeben von anderen bildschönen Menschen, die mit bunten Blumenketten behangen waren und denen das Zahnpasta-Lächeln anscheinend aufs Gesicht tätowiert war. Eine malerische Idylle wie aus einer Leinwand-Romanze, kurz vor dem Abspann. So wirke es. Doch wenn der Schauspieler, so wie jetzt, all die Perfektion um ihm herum betrachtete, dann packte den Briten eine starke Sehnsucht nach seiner heimischen Couch. Nur Reese und er, das gemütliche Sofa, nach Rotwein schmeckende Küsse, ruhig auch das Geplapper des Fernsehers im Hintergrund. Ein solches Szenario kam dem Engländer tausend Mal erstrebenswerter vor als das hier und er hätte diese Party ohne auch zu zögern dagegen eingetauscht.
Warum er innerlich so miesepetrig war? Nun, was der Grinch für Weihnachten war, dass war Rob für überladen-romantische Feiern aller Art. Nur – anders als der Grinch – war Robert unbelehrbar. Am Ende der Geschichte lernte der Grinch nämlich Weihnachten zu mögen. Der Anblick einer vor Zuckerguss triefenden Hochzeitstorte würde bei Rob jedoch immer Brechreiz hervorrufen. Und so war diese Party hier natürlich auch nicht gerade seins. Blake und Alex hatten sich bei der Planung dieser Feier bestimmt viel Mühe gegeben. Von den vielen Leute hinter den Kulissen mal ganz zu schweigen. Das war Rob schon klar, aber .... Genau das war es ja! Das hier war einfach zu perfekt. Mehr ein Fotoshooting für die nächste Ausgabe der Vogue , als einfach nur ein Fest von zwei Menschen, die mit ihren Freunden eine schöne Neuigkeit teilen wollten. Und daher, zumindest in Robs Augen, war das hier viel zu inszeniert und zu künstlich. Es war wie Disneyland. Wenn man Mickey Maus einen Besuch abstattete, dann gab es ein prunkvolles Märchenschloss, ein buntes Feuerwerk, eine beeindruckende Parade und dem Besucher wurde der glücklichste Ort der Welt vorgegaukelt, doch letztlich war die niemals endende Heiterkeit der Prinzessinnen dort nur gespielt. Mickey lieferte zwar eine quietschbunte Show, doch am Ende war es eben nur eine Show. Eine Feier wie diese war für den Briten ganz genauso. Jemand gab Unsummen für diese nach Rosen duftende Scheinwelt aus, zelebrierte so angeblich die ganz großen Gefühle, aber am Ende des Tages ging es doch nur um den großen Auftritt. Nur um den Kitsch und das Tamtam. Warum sonst würde man bei solchen Parties auch immer all jene Leute einladen, die man seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen und die man in all dieser Zeit eigentlich auch nicht wirklich vermisst hatte? Und das während für jene Freunde, die nicht nur wegen der kostenlosen Drinks gekommen waren, keine oder nur wenig Zeit blieb, da die Party ja so gigantisch groß war! Genau wie das Disneyland waren solche Parties auf den ersten Blick erstmal beeindruckend und lullten einen eventuell mit all ihrer klebrigen Romantik auch ein. Doch wenn man genauer hinsah und die ach so perfekte Inszenierung hinterfragte, dann wurde schnell klar, dass die pastellfarbene Kulisse eben genau das war – eine Kulisse. Sie würde immer Etwas von einer Attrappe haben. Rob zweifelte zwar nicht an der Liebe des Paares oder an der Freundschaft, welche die Gastgeber mit ihren Gästen verband. Er hätte niemals behauptet, dass diese Party nur stattfand, damit Blake und Alexander das Stadtgespräch sein konnten. Doch Etwas an Feiern wie dieser kam dem Briten eben immer künstlich vor. Als wäre dies die rosarote Party von Barbie und Ken und sie alle nur weitere Plastikpuppen. Es war halt definitiv nicht seins ...
Der Schauspieler presste die Lippen aufeinander und verhinderte so, dass ein bitterer Seufzer über diese kroch. Der Engländer wollte ja gar nicht so zynisch sein. Zumindest nicht hier und heute. Auf einer Party, die seiner Freundin so wichtig war. Tatsächlich versuchte er ja sogar sich mit dieser Feier anzufreunden. Fünf Twilight-Filme hatten nur vermutlich einfach gereicht, um sämtlichen Sinn für Romantik, den Robert jemals besessen hatte, auf ewig zu zerstören. Der Brite wandte den Blick von dem tiefblauen Meer ab, dessen Wellen er gerade noch mit blinden Blicken angesehen hatte, und wandte sich wieder der Südstaaten-Schönheit zu. Rob rang sich ein Lächeln ab und schenkte es Reese. In der untergehenden Sonne leuchtete ihre blonde Mähne wie ein Heiligenschein. Die zierliche Amerikanerin nippte an ihrem Drink und erinnerte ihn dabei an eine Urlauberin, die ihre Ferien in vollen Zügen genoss. Er streckte die Hand aus und berührte Reeses Wange in einer liebevollen Geste. „Es gefällt dir hier.“ stellte Robert mit sanfter Stimme fest und sah in die glücklich strahlenden Augen seiner Freundin. Er wollte, dass ihre Augen weiter so funkelten und dass die Blondine einen schönen Abend hatte. Das war nämlich von Anfang an sein Ziel gewesen und darum war er ja auch überhaupt erst hier. Und wenn er jetzt ohnehin schon so weit gekommen war, dann konnte der Engländer sich nun auch noch ein paar weitere Stunden zusammenreißen und quasi weiter gute Miene zum bösen Spiel machen! Seit dem Streit des Paares vor einigen Tagen versuchte Robert ein besserer Ersatz-Papa und Freund zu sein. Der Brite gab sich redlich Mühe und das hier gehörte zweifelsohne auch zu seinen Bemühungen. Rob sah es nämlich schon ein wenig so, dass er sich hier gerade für seine Freundin und ihren Spaß opferte. Doch würde ein guter Freund nicht genau das tun? Würde ein solcher eine Beziehung nicht als ein gegenseitiges Geben und Nehmen beschreiben? Und gerade gab Rob, was eben einfach dazu gehörte. Da! Robert wollte ein wirklich guter Partner sein! So wie er auch ein wirklich guter Stiefvater sein wollte! Er hätte jetzt auch Zuhause sitzen und Videospiele spielen können, aber nein, er war hier! Applaus, bitte! Innerlich applaudierte er sich zumindest ein wenig selbst.
„Oh! Dein Glas ist ja fast leer.“ fiel Robert auf und er deutete auf den bunten Drink, von dem nicht mehr viel im Glas der Amerikanerin zu sehen war. Unbewusst zupfte Rob währenddessen an seinem Hawaiihemd herum. So als hätte der gebürtige Londoner beim Kauf eine falsche Größe gewählt. Dabei passte das wild gemusterte Hemd wie angegossen. Es war einfach so, dass der Brite sich damit verkleidet vorkam. Wie als wäre dies eine Halloweenparty und er als Ace Ventura oder Magnum P.I. gekommen. Solche kleinen, unbeabsichtigten Gesten wie diese hätten Robs wahre Gefühle für diese Feier vielleicht verraten, wenn jemand auf sie geachtet und sie als das erkannt hätte, was sie waren. Was jedoch anscheinend niemand tat. Und so wirke der Engländer wie ein fröhlicher Partygast unter vielen. „Soll ich dir einen neuen Drink holen?“ Er sah seine Freundin fragend an. „Oder vielleicht Etwas zu essen? Wie kann ich dir eine Freude machen?“ wollte Rob – ganz Gentleman-mäßig – wissen. Das war noch so Etwas, was er sich vorgenommen hatte. Er wollte höflicher und zuvorkommender sein. Auch das war ein guter Freund. Höflich und zuvorkommend. Und Rob fiel kein Zacken aus der Krone, wenn er mal etwas charmanter war. Der Schauspieler lachte auf, zwinkerte und hörte sich gut gelaunt an. „Bei der Gelegenheit könnte ich dann auch gleich mal schauen, ob ich nicht vielleicht jemanden finden kann, der mir seine Ukulele ausleihen mag. Falls ich so ein Instrument auftreiben sollte, dann bekommst du die vielleicht merkwürdigste Coverversion von The Bargain Store zu hören, die je jemand auf die Ohren bekommen hat.“ versprach der Engländer mit einem schiefen Grinsen im Gesicht. Er hatte nicht zufällig ein Lied von Dolly Parton, einer der Königinnen der Country-Musik, genannt. Es war die Art von Musik, welche Reese, als echte Südstaaten-Schönheit, natürlich besonders mochte. Es waren auch diese kleinen Dinge, die zeigten, dass Rob sich nun mehr Mühe gab und mehr mitdachte. Der Schauspieler begann die Melodie des Songs zu summen, den sanften Blick weiter auf Reese gerichtet.