24.07.2020, 05:58
Shantel verdrehte die Augen. Er schien noch in einer schlechteren Verfassung zu sein, als sie für möglich gehalten hatte. Mittlerweile war ja auch klar, warum er sich nicht gemeldet hatte, weil es ihm wohl lieber war in Selbstmitleid zu ertrinken. Sie würde ihm sicherlich nicht den Gefallen tun und damit spielen, denn er musste sein Leben und vor allem sein Glück nun endlich mal selbst in die Hand nehmen. Er hatte es vielleicht nicht immer leicht gehabt, was Frauen anbelangte, aber wenn er hier rum saß, viel zu viel Alkohol in sich reinschüttete und im Selbstmitleid ertrank, davon wurde es schließlich auch nicht besser. Er konnte froh sein, dass er ihr so wichtig war, sonst würde sie Grad auf dem Absatz kehrt machen und ihm sagen, er sollte ruhig so weitermachen, wenn er meinte dass ihn das irgendwie half.
„So schnell wirst du schon nicht sterben. Ich denke, du wirst eher sterben, wenn du weiterhin so viel von dem starken Zeug in dich reinkippst. Ich weiß auch gar nicht, was dir das bringt dieses Zeug in dich rein zu schütten. Glaub das musst du mir mal erklären.“ Natürlich war er schon alt genug um zu wissen was er tat, aber gerade macht er einfach nicht den Eindruck, als wäre das der Fall. Er schien auf jeden Fall Hilfe zu brauchen und deswegen war sie hier. Dabei war es ihr eigentlich auch egal, ob er nach dieser Hilfe verlangt hatte, oder ob sie sich ihm da einfach aufdrängte. Er sollte sich mal nicht so anstellen und sich ein wenig zusammenreißen.
Schließlich wurde sie lauter war langsam reicht es ihr dann doch. „Was ist eigentlich dein Problem? Ich weiß du willst das ich verschwinde und ich weiter saufen lasse, aber ich bin nicht hier um dir irgendein Gefallen zu tun, sondern um dir klarzumachen, dass du dich selber kaputt machst. Denn es sieht ganz so aus, als scheinst du das selbst nicht zu begreifen“ sagte sie nun lauter und hatte die Hände in die Hüften gestemmt und sie dabei zu Fäusten geballt.
Er konnte ruhig versuchen sie mit Worten zu verletzen, das würde bei ihr nicht wirklich funktionieren und schon gar nicht ankommen. Sie wusste ganz genau, dass er tief im Inneren sie weder hasste und sie auch nicht verletzen wollte, sondern sich weitere mitleiden wollte. Er sollte aber wissen, dass sie das nicht zulassen würde, so gut sollte er sie wirklich kennen. Vielleicht hätte sie schon eher mal nach hinschauen sollen, aber sie war ja nun jetzt hier und würde nicht eher gehen, bis er sich nicht geduscht hatte, was gegessen hatte und zur Vernunft gekommen war.
Schließlich hatte sie es geschafft und er ging duschen, wahrscheinlich hat er einfach begriffen, dass sie sowieso nicht aufgeben würde. Zufrieden grinste sie und als er meinte, dass er duschen gehen und sie nichts anrühren dürfte, weil sie sonst aus der Wohnung fliegen würde, nickte sie nur und schüttelte mit dem Kopf, als er schließlich um die Ecke verschwunden war. Natürlich räumte sie auf schüttete den restlichen Whisky weg und dabei war es ihr völlig egal dass ihn das vielleicht zum austicken bringen würde. Sie war definitiv eine Person die sehr gut damit umgehen konnte. Nachdem sie den Whisky Weg geschüttet hatte, den sie finden konnte und etwas aufgeräumt hatte kam er zurück aus der Dusche. „Oh langsam kann man dich wieder als Mensch bezeichnen. Jetzt siehst du eher aus wie der Typ, den ich kenne“ sagte sie mit einem Grinsen.