I can feel the paradise before my world implodes
Seufzend stand Jessica in einer Wohnung, die ihr nicht gehörte. Schunkelnd lief sie durch das bezaubernde Wohnzimmer, das ihrer guten Freundin gehörte und im Hintergrund hörte sie die Tür ins Schloss fallen, weil gerade diese Freundin das Haus verlassen hatte. Die Rothaarige lief zum Fenster und winkte dieser hinterher, die eilig einem Taxi entgegenrannte. So war das nicht geplant. Schunkelnd lief die Schauspielerin weiter, die eigentlich erst vor ein paar Stunden in London angekommen war. Die Anreise war nicht sonderlich wild gewesen, denn sie war spontan von Italien hergeflogen, direkt aus dem Anwesen der de Preposulos, wo sie sich heftig mit ihrem Ehemann gestritten hatte. Deswegen war Jess der Meinung, dass es besser war, wenn vorerst ein paar Kilometer zwischen ihnen lagen. Tatsächlich war die Rothaarige nicht alleine angereist, denn immerhin gab es auch einen Grund, warum sie schunkelnd durch das fremde Wohnzimmer lief. An ihrem Oberkörper klemmte eine Babytrage, worin ein kleines, fast vier Monate altes Baby vor sich hinschlummerte. Ihre kleine Giulietta. Sicherlich war es eine Überraschung für alle Paparazzi dieser Welt, als sie im Sommer mit einem Kind abgelichtet wurde. Ja, Giulietta wurde von einer Leihmutter ausgetragen, weil Jess die Arbeit nicht einfach liegen lassen konnte und niemand wusste wirklich davon. Es war geplant, dass sie die Zeit nach ihrem Streit mit Gian Luca mit ihrer Freundin genoss, allerdings wurde diese aber zu einem Notfall gerufen und nun war die Schauspielerin alleine, was sie eigentlich nicht wollte.
Seufzend schaute sie wieder aus dem Fenster und bemerkte, wo sie sich eigentlich befand. In der City of Westminster und ganz in der Nähe wohnte James, ob sie ihn besuchen sollte? Nach ihrer Aussprache am Set hatten sich die Beiden beruflich bedingt nicht wieder gesehen. Okay, und Jessica hatte mit ihrer neuen Mutterrolle wohl auch genug zu tun gehabt. Fragend schaute sie ihr kleines Mädchen an, aber dieses war inzwischen friedlich eingeschlafen und würde ihr bei dieser Frage sicherlich nicht helfen können. So schnappte sich die Rothaarige einfach die Schlüssel, die sie von ihrer Freundin bekommen hatte, schlüpfte in ihre Stiefel und war sich eine weite Jacke um und ging nach draußen, um genau diese verrückte Idee von eben wahr zu machen. Sie wollte James besuchen.
Jessica wusste nicht, ob das die beste Idee war. Immerhin wusste ihr Kollege ebenfalls nichts von Giulietta und da sie im Juni auch ohne Babybauch umherlief, würde er ziemlich staunen. Aber sie hatten sich Beide geschworen an ihrer Beziehung zu arbeiten, also… dafür musste sie sich auch einmal sehen, oder? Und der Bonus war, dass die Schauspielerin so nicht alleine sein musste, nach diesem elendigen Streit. Wieder einmal war Gian Luca der Meinung, dass Jess jetzt als Mutter ihre Schauspielkarriere doch an den Nagel hängen könnte. „Es würde reichen.“ – hatte er gemeint. Sie sollte jetzt Mutter sein, ausschließlich. Und vermutlich Contessa, um dafür zu sorgen, dass das Anwesen hübsch blieb und alle Angestellten ihre Arbeit verrichteten. Nicht mit ihr, denn die Schauspielerei war ihr Leben und das wussten eigentlich alle Personen, die ihr nahestanden.
Nach nur zehn Minuten Fußweg war Jess schon vor dem Haus von James angekommen. Es war ein Wunder, dass es mal nicht in dieser Stadt regnete. Grau in Grau war es trotzdem. Sie war schnell die paar Stufen hoch zur Eingangstür gelaufen und betätigte schließlich nervös die Klingel, denn die Chance, dass James wirklich da war, war ziemlich gering. In diesem Moment hörte sie auch ein kleines Quengeln, welches aus ihrer überdimensionalen Jacke ertönte, weswegen sie wieder auf- und abwippte. In der Hoffnung, dass Giulietta wieder einschlief.