05.08.2020, 08:47
Gefühlt hatte Katy den merkwürdigen Anruf von eben schon wieder verdrängt, denn sie saß auf ihrer Couch. Total zufrieden. In der Hand hatte sie einen Schokoriegel, allerdings wusste sie nicht mehr wirklich, woher sie den eigentlich hatte. Jedenfalls schmeckte dieser vorzüglich, sodass er sich sicherlich auch gut in ihren Mundwinkeln verteilte. Das merkte sie jedoch nicht. Die Sängerin hatte auch keine Ahnung wie viel Zeit eigentlich schon vergangen war. Wie lange sie schon hier saß. Es wäre mal angebracht ins Bett zu gehen, oder? Mh, neee. Irgendwie war sie noch gar nicht müde. Sie überlegte tatsächlich ihr Wasser noch gegen ein Gläschen Wein auszutauschen, aber dafür müsste sie ja erst einmal aufstehen. Dafür war sie schlichtweg zu faul.
Plötzlich klingelte es und zuerst dachte Katy, dass sie sich das nur eingebildet hatte. Ne, hatte sie scheinbar nicht. Schwerfällig erhob sie sich vom Sofa und schlurfte zur Eingangstür. Wer wollte zu dieser Uhrzeit was von ihr? Verdammt, normalerweise würde sie im Bett liegen. Die 33-Jährige ging an die Fernsprechanlage und fragte, wer da war. In der anderen Hand hatte sie immer noch den halben Schokoriegel. „Here’s a Aligator.“ – meldete sich eine sehr vertraute Stimme am anderen Ende der Leitung. „Ähm, meines Erachtens gibt es in Kalifornien keine Aligatoren.“ – murmelte sie und schaltete die Kamera an, welche ihr zeigte, wer sich vor ihrer Eingangstür befand. Bevor sie das Gesicht erkannte, sah sie einen großen Helm unter dem Arm des Mannes und eine allbekannte Vespa. Erst dann schaute sie in das Gesicht und erkannte – trotz ihres Zustands – Orlando. Was wollte er denn hier? Sie hatte sich ewig nicht gesehen. Katy konnte nicht mal sagen, wann sie genau sich das letzte Mal gesehen hatten. Oh Gott, war ihr Anruf von vorhin doch nicht nur Einbildung gewesen. Hatte sie ihn wirklich angerufen? Aufgrund ihres Alkoholpegels? Wie peinlich… wie sollte sie das wieder geradebiegen? Sie konnte ihn ja nicht da draußen stehen lassen, jetzt wo er wusste, dass sie wach war. „Ich lass dich rein.“ – meinte sie schließlich und drückte den Summer.
Sie öffnete die Tür und wartete bis Orlando bei ihr war. Oh Gott, was sollte ihm sie ihm verdammt nochmal sagen. Über was sollten sie sprechen? Plötzlich stand er vor ihr, den Helm hatte er allerdings nicht mehr unter dem Arm. Vermutlich lag dieser auf dem Sitz seiner Vespa. Es war irgendwie als wäre er nie weg gewesen. Oder machte das nur die Alkoholwolke, die um sie herum schwebte? „Hey.“ – murmelte sie total neben der Mütze. „Sorry für den Anruf, du hättest nicht herkommen müssen. Mir geht es gut, wirklich. Da hatte ich wohl nicht so einen hellen Moment.“ – meinte sie, lächelte schief und merkte, dass sie wild umher gestikulierte. Mit dem Schokoriegel in der Hand. „Aber, wenn du schon einmal hier bist. Komm doch rein. Willst du was trinken?“ – sagte sie und schwankte vor ihm her, nachdem sie die Tür geschlossen hatte. Den Schokoriegel in ihrer Hand hatte sie sichtlich vergessen.