05.04.2020, 01:16
Ja, sie hatte viel um die Ohren gehabt. Ja die Situation mit den rassistischen Vorwürfen und ihrem Einreiseverbot hatte an ihren Nerven gezehrt. Vielleicht hatte sie dadurch sich das ein oder andere Mal im Ton vergriffen. Bei allen in ihrer Umgebung, nicht nur Zayn. Doch sie hatte sich immer direkt im Anschluss dafür entschuldigt, sobald sie es selbst realisiert hatte. Ja sie war einfach am Ende in der Zeit gewesen. Verständlich oder nicht? Die Anschuldigungen hatten das Topmodel sehr getroffen. Sie und Rassistin? Sie? Nein. Für jeden war eine solche Situation belastend. Das ist vollkommen normal! Das man da vielleicht nicht immer ganz klar im Kopf war oder vielleicht etwas Distanz aufbaute, bedeutete aber doch nicht, dass man eine Person nicht mehr liebte. Wie war der Brite nur auf diese Schnapsidee gekommen?! Ganz im Gegenteil. Gigi hatte seine Nähe gesucht. Am liebsten wäre sie in dieser Zeit vierundzwanzigsieben in seinen Armen, dort wo sie sich am sichersten fühlte, gekuschelt gewesen. Stattdessen hatte sie das Gefühl gehabt, er wollte sie gar nicht um sich haben. Seine Blicke, hatten schon eine ganze Weile nicht mehr voller Liebe gestrahlt, sondern waren immer beobachtend und abschätzend auf ihr gelegen. Was hatte sie getan, dass er so sehr an ihren Gefühlen zweifelte? Obwohl mittlerweile schon etwas Zeit vergangen war, war der Schmerz noch lange nicht verklungen. Ganz im Gegenteil. Nun wo sie die Sicherheit hatte, dass die Victorias Secret Company hinter ihr stand und diese Sorge abfiel, gab es nur noch den Herzschmerz, auf den sie sich konzentrieren konnte.
Der Spaziergang sollte für einen klaren Kopf sorgen. Es war definitiv Schicksal, das sie zu genau dieser Zeit an diesem Ort war. Das Zayn noch in ihrer Nähe wohnte, hatte ihr in der Zeit, seid ihrer Trennung trotzdem irgendwie eine Art von Sicherheit, Hoffnung und vor allem Gewohnheit vermittelt. Auch dieses letzte bisschen schien ihr nun genommen zu werden. Direkt als ihre blaugrünen Augen auf dem Umzugswagen landeten, wusste sie Bescheid. Ihr lief es eiskalt den Rücken herunter. Für ein paar Millisekunden war sie dadurch wie erstarrt, bevor ihr Instinkt oder vielleicht auch eher das Adrenalin einschoss. Ihre Beine brachten sie, so schnell sie konnten das Treppenhaus hinauf durch die offene Tür der Wohnung, die für sie ebenfalls wie Zuhause gewesen war. Sie war bereits halb leer. Das war wie ein Schlag ins Gesicht. Schockiert bewegte sich ihr Kopf von rechts nach links, um zu sehen wie viel bereits verschwunden war. Aus ihrem Gesicht konnte man lesen wie ein Buch. Ein sehr trauriges, verletztes, schockiertes Buch, das die Hoffnung auf ein Happy End mit jeder Sekunde verlor. Die Antwort, die sie auf ihre Frage bekam, war wie ein Geschoss. "Was redest du da? Wann war mir jemals was egal, was dich betrifft?", fand sie nach ein paar Momenten ihre Worte, während ihr Blick verletzt auf ihr Gegenüber gerichtet war. "Was, Zayn. Was habe ich falsch gemacht, das du so..", weiter kam die Blondine nicht, denn er unterbrach ihre Frage direkt mit einem erneuten Angriff. Da war es wieder. Der Vorwurf, alles wäre reine PR. Ihre Gefühle wären nur gespielt gewesen. Jedes Mal aufs Neue verletzte der Musiker sie. Stach immer wieder mit dem Messer auf ihr bereits blutendes Herz ein. "Du spinnst doch.", wiederholte sie auch ihre Worte immer wieder. "Bist doch nicht ganz beitrost?!", fuhr sie fort und schüttelte ihren Kopf. Natürlich wurde sie etwas lauter. Wer würde das nicht bei solchen Anschuldigungen? Doch es war nicht wie bei dem Sprichwort: Angeschossene Hunde bellen. Nein es war pure Verzweiflung.
Wie sollte sie ihm davon überzeugen, wenn er ihr nicht glaubte und vertraute? "Wenn es so wäre, wie du glaubst, dass es gelaufen ist, wäre ich sicherlich die best Bezahlteste Schauspielerin. Bin ich das? Glaubst du wirklich, ich hätte dir so lange etwas vor machen können? Das all unsere schönsten Momente nur du und ich alle inszeniert waren? Das meine 'Ich liebe dich' ein einstudierter Text war? Glaubst du das, Zayn?" Die Tatsache das ihr vollkommen egal war, das sich fremde Personen aufhielten, die zuhörten, spiegelte nur ihre Verzweiflung wieder. Ihr war es vollkommen egal, ob die Möbelpacker blieben oder gingen. Sie versuchte hier, einen aussichtslosen Kampf zu gewinnen. Ob Zuschauer dabei waren oder nicht war ihr gleich. Die älteste der Hadid Geschwister hatte nichts mehr zu verlieren. Ihr Blick wand sich allerdings ab, als der Ex-Boyband Sänger das alles hier erklärte. Kurz strich ihre Zunge über ihre Lippen, wo sie bereits etwas den Salzgeschmack ihrer stummen Tränen vernehmen konnte. "A-also ist es endgültig?", fragte sie mit gebrochener Stimme, um ihn daraufhin wieder anzusehen. "Du gibst uns wirklich auf? Uns. Du und Ich?" Wie Bonnie und Clyde waren sie. Schon immer gewesen und jetzt brachte Clyde sie um.