10.08.2020, 09:19
Tatsächlich konnte Nick absolut nicht einschätzen, ob es nun wirklich so schlimm gewesen war oder ob Chloe einfach nur den Eindruck bekommen hatte oder ob Brooklyn ihr das vielleicht nur vermittelt hatte. Ob nun durch Worte oder durch Taten ihres Geliebten - oder was auch immer Brooklyn in diesem Fall aktuell noch darstellte. Daher lauschte er ihren Worten und war doch irgendwie darüber überrascht, als sie schließlich meinte, dass es bei den Streits immer diesen einen Punkt gab, an dem sich die beiden Wege trennten, bevor es am Ende ganz eskalierte. Ja, Nick wusste, dass Streits in eine Beziehung gehörten und daher ganz normal waren. Aber das, was Chloe da berichtete, klang eher etwas anders. Und vor allem klang es nach etwas, das er absolut nicht für seine eigene Beziehung haben wollte. Sicher mochte es immer mal wieder einen heftigen Streit geben. Keine Frage. Aber aus Chloe's Mund klang das fast so, als wäre das etwas, das ein oder zweimal die Woche vorkam. Und ganz ehrlich? Egal, wie sehr man die rosarote Brille auch schätzte, man musste doch eigentlich selbst merken, dass es das nicht war oder sein konnte. Aber okay, bevor er das über seine Lippen brachte, biss er sich lieber auf die Zunge. Immerhin war Chloe noch relativ jung und vielleicht wusste sie es einfach nicht anders. Er konnte ihr allerdings auch klar ansehen, dass sie das, was sie gesagt hatte, zu bereuen schien. "Und wenn es einfach das war, was du wolltest? Also, das er geht? Wenn das einfach tief in deinem Inneren als Wunsch existiert hat?", waren Fragen, auf die Nick eigentlich gar keine wirkliche Antwort haben wollte. Also ja, natürlich wünschte er sich das, denn er wollte immerhin, dass Chloe glücklich war und aktuell war sie das definitiv nicht.
Allein schon, als Chloe ihm schilderte, worum es bei diesem Streit gegangen war, kam ihm der leise Gedanke, dass sie vielleicht einfach noch zu jung war. Sicher, Brooklyn war bekannt dafür, nicht unbedingt gern alleine nur mit Kumpels unterwegs zu sein, sondern auch hier und da gerne mit hübschen Mädels unterwegs war. Aber war er wirklich so dumm, dass er so offensichtlich fremd ging? Denn genau das war es, was Nick aus Chloe's Worten heraushörte. Die Angst, dass er Freund sie betrügen könnte. Dabei konnte Nick sich wirklich nicht einmal ansatzweise vorstellen, wieso man Chloe das antun sollte. Sie war hübsch, sie war klug…was wollte man bitte mehr? Das waren doch auch nur wenige der Gründe, weshalb Nick angefangen hatte, irgendwann Gefühle für die hübsche Schauspielerin zu entwickeln. Aber vielleicht war er es ja aktuell auch, der die Welt durch eine viel zu rosarote Brille sah…
"Hast du denn je Grund zur Annahme gehabt, dass er dir fremd geht?", fragte er schließlich offen heraus. Nicht, das er nicht davon ausging, dass Chloe Brooklyn dann nicht längst vor die Tür gesetzt hätte. Aber manchmal versuchte man das Offensichtliche einfach nicht zu sehen. Weil es weh tat. Weil es einen verletzten konnte und weil man am Ende dann wieder alleine dastehen würde. Und wer wollte das schon? Also…freiwillig? Manchmal hatte man eben einfach keine Wahl.
Aber gut. Auch seine Vermutung, das Brooklyn sich gerade irgendwo Rat holte, schien Chloe nicht unbedingt besser über den Typen denken lassen. Etwas, das vielleicht gar nicht mal so übel war. Immerhin war Nick eben nicht nur aus bekannten Gründen der Meinung, dass der Typ einfach ein Arschloch war. Daher schlich sich lediglich ein Grinsen auf seine Lippen, als die hübsche Schauspielerin schließlich fragte, ob er etwas hochprozentiges da hatte. Sicher hatte er das. Daher war er kurz in der Küche verschwunden, ehe er mit zwei Gläsern wieder kam und ihr eines reichte. "Mylady, ihr Wunsch sei mir Befehl.", kam es schließlich von ihm und er versuchte ihr damit mitzuteilen, dass sich tatsächlich Scotch in ihrem Glas befand. Warum auch immer er welchen da hatte - vielleicht ja gerade für solche Momente, wie diesen. "Also auf was trinken wir? Das Männer einfach nur blöd und unnütz sind?", fragte er schließlich wohlwissend, dass er ebenfalls ein Mann war. Aber er versuchte mit diesen Worten ja lediglich die Blondine auf andere Gedanken zu bringen. Nicht mehr und nicht weniger. Natürlich konnte er jetzt auch stundenlang versuchen sie vom Gegenteil zu überzeugen und ihr sagen, wie toll Brooklyn doch war. Aber wozu? Stattdessen würde er sich lieber langsam daran machen, ihr genau das Gegenteil einzuflüstern.