04.06.2020, 02:00
Ah, nein! Billie schüttelte energisch den Kopf. Nein, nein, nein, nein! Ari sollte sich nicht selber irgendwelche Geschenke machen! So war das doch gar nicht gemeint gewesen! Der Teenager öffnete gerade den Mund und wollte den Irrtum aufklären, als bei Ariana der Groschen fiel. Oder zumindest glaubte die jüngere Sängerin im ersten Moment genau das. Das verschwörerische Grisen wollte sich nun schon auf Billies Lippen ausbreiten, doch im letzten Moment bemerkte sie die hängenden Schultern der Kollegin, die leider viel zu gut zu den ebenfalls herunterhängen Mundwinkeln der anderen Sängerin passten. Billie seufzte leise und ließ nun ihrerseits die Schultern hängen. Die junge Musikerin legte den Kopf etwas schräg und sah Ari verwirrt an. Wa ... Warum jetzt das lange Gesicht? Unterbewusst knabberte Billie mit den Vorderzähnen auf ihrer Unterlippe herum, während sie Ariana noch immer irritiert musterte. Klar, das teils eher triste und graue Berlin mit seinen Burgen aus Beton war nicht Malibu mit seinen Sonnenstrahlen, Stränden und dem gleichnamigen Kokoslikör. Aber so schlimm war Berlin ja nun auch wieder nicht. In Berlin gab es zum Beispiel Berliner Pfannkuchen! Berliner Luft, diese Dessertcreme! Oder auch den gleichnamigen Pfefferminzlikör! Also alles halb so wild! Zumal das 'Wo' doch auch ohnehin nicht so wichtig war wie das 'Mit wem'. Billie kräuselte die Stirn. Sollte es für Ari nicht letztlich völlig egal sein sein, ob sie ihren Geburtstag nun in Deutschland, Amerika, Frankreich, England oder fucking Narnia verbrachte, Hauptsache Wincent würde dort bei ihr sein?!
Billie sah ihre Freundin noch immer direkt an und wandte den Blick auch dann nicht ab, als sie sich noch eine Erdbeere genehmigte. Blind tastete die Sängerin nach einer roten Beere und schob sie sich in einem Stück in den Mund, alles während ihre Blicke noch immer an Arianas Gesicht festklebten. Erst Aris dann folgende Worte brachten Licht in das Dunkel des Teenagers. „Nein, Billie. Was soll ich da denn machen? Er hat ein wichtiges Meeting mit seinem Label. Soll ich da einfach rein spazieren, mit dem Finger schnippen und verlangen, dass sie das Meeting jetzt sofort beenden, weil „ich bin Ariana Grande, ich habe hier das Sagen“?“ fragte die Brünette und die Skepsis war Ari dabei praktisch mit einem Rotstift mitten auf die Stirn geschrieben. Plötzlich war da eine gewisse Härte, die auch vom goldenen Abendlicht nicht weicher gezeichnet werden konnte. Pling. Nun fiel bei Billie der Groschen. Scheiße, wenn das so weiter ging würden die Freundinnen bald einen ganzen Wunschbrunnen voll haben! Die Amerikanerin verschluckte sich an ihrer Erdbeere. Sie musste husten und würgen und klopfte sich auf die Brust. Als das überstanden war, wartete Billie einen Moment lang blinzelnd ab. Bis das dumpfe Pochen in ihren Ohren verklungen war. Dann wandte der Teenager sich an Ariana. „Nein!“ protestierte Billie und ihre Stimme hörte sich in dem Moment aufgrund der Erdbeer-Odyssee schon sehr krächzend an. „Nein, so meinte ich das nicht!“ stellte der Teenager rasch klar und Vehemenz lag in ihrer Stimme. „Natürlich sollst du nicht einfach in ein Meeting reinplatzen!“ Billies Blick war nun ganz ehrlich und aufrichtig. Unbelehrbar schnappte sie sich die nächste Beere und kaute genüsslich darauf herum, während die Sängerin ein Mal mehr den Kopf schüttelte. „Das würde ja noch nicht mal ich tun.“ Ein kurzes Schweigen, dann verbogen sich Billies Lippen zu einem schiefen Grinsen. „Wobei ...“ Der Teenager tippte sich mit aufgesetzter Nachdenklichkeit ans Kinn. Billie schnalzte schließlich mit der Zunge und wackelte mit den Augenbrauen. „Vielleicht doch!“ Die Amerikanerin kicherte was sich schon ein wenig nach dem teuflischen Schmunzeln eines Monsters aus einem Horrorfilm anhörte, dessen unbedarfte Opfer geradewegs in die Falle des schadenfrohen Ungeheuers getappt waren. Ja, irgendwie konnte die junge Amerikanerin sich schon ziemlich gut vorstellen, wie sie geradewegs in einen Raum hineinspazierte, in dem es von geleckten Business-Typen nur so wimmelte. Wie sie in die Hände klatschte und etwas Leben in die Spießer-Bude brachte. Eben auf ihre ganz typische und unverwechselbare Billie-Art. Das Mädchen ließ fröhlich schmunzelnd ihre Fingerknöchel knacken, so als würde Billie wirklich jeden Moment zur Tat schreiten wollen. Ja, die Vorstellung hatte etwas herrlich Chaotisches und ließ die Augen des Teenagers daher umso heller funkeln.
Doch für Ariana hatte der Teenager so eine kleine Showeinlage wirklich nicht vorgesehen gehabt! Die Musikerin räusperte sich. „Aber jetzt mal im Ernst, ich will doch auch nicht, dass du Wincents Karriere mit solchen Aktionen sabotierst! Was denkst du denn nur von mir?! Kurz tat Billie ganz beleidigt. Sie rümpfte die Nase, verschränkte ihre Arme vor der Brust und funkelte Ari finster an. Alles ziemlich halbherzig und ziemlich offensichtlich nur gespielt. „Was ich meine ist: Nur weil er nicht zu dir in die Staaten kommen kann, heißt das ja noch lange nicht, dass ihr euch an dem Tag nicht sehen könnt. Du könntest ja auch zu ihm nach Berlin kommen. Ihr könntet ja vielleicht nach seinem Termin noch was machen. Eine Currywurst essen, was weiß ich.“ Billie zuckte mit den Achseln. Die Idee mit der Currywust meinte die junge Amerikanerin nicht so ganz ernst. Den Rest aber schon. Den Teil mit Ari, die doch auch zu Wincent nach Berlin kommen konnte. Es war eben diese Berg-Prophet-Sache und Billie fand halt noch immer, dass Ari einen ziemlich guten Propheten abgeben würde. Getreu dem Motto 'Beweg deinen Hintern hier weg, Cat Valentine! Eine neue Paraderolle für Ariana ist in der Stadt!'