28.09.2021, 08:26
Dass man irgendwann mal in seinem Leben bei einem Weltmeisterschaftsspiel dabei sein musste, egal ob in der Vorrunde oder der K.O.-Runde war wohl etwas, was sogar für einen nicht wirklich Fußballbegeisterten nachvollziehbar war. Claire hatte sie zumindest bis zu diesem Tag auch als genau so einen bezeichnet, schließlich hatte sie sich eigentlich nie viel aus dem Sport gemacht. Doch Claire musste zugeben, dass es was besonderes war hier im Stadion zu sein und dann auch noch so ein Spiel mitzuerleben, in dem beide Mannschaften wirklich bis zum Ende kämpften, egal wie der Spielstand gerade aussah. Sowas erlebte man wirklich nicht alle Tage und auch wenn sie noch nie bei einem Spiel der Premier League gewesen war, hatte Claire das Gefühl, dass die Stimmung hier ganz anders war, als bei einem Spiel der Liga daheim. Vielleicht bekam sie ja noch die Gelegenheit bei einem solchen dabei zu sein und beide Erlebnisse miteinander vergleichen zu können. Irgendwas sagte ihr auch, dass Matt es gar nicht mal so schlecht fand, wenn sie ab und zu zu einem Spiel mitkommen würde.
Gut zu einem absoluten mega Fan würde sie jetzt zwar nicht mutieren, aber sie konnte zumindest jetzt etwas nachvollziehen, weshalb Leute gerne ins Stadion gingen und sich mit gleichgesinnten ein Spiel anschauten. Dass sie aber noch ein Neuling war, was das alles hier anging, zeigte sich vermutlich am meisten dadurch, dass sie einen kurzen Moment verwundert war, als die Fans im Stadion raunten. Eigentlich war auf dem Feld nichts besonderes passiert, was eine solche Reaktion auslösen würde. Doch als nach der regulären Spielzeit nicht abgepfiffen wurde und Claire auf die Anzeigetafel schaute, war ihr klar, weshalb die Fans so geraunt hatten. Es gab Nachspielzeit. Zwar nicht viel, sondern nur vier Minuten, aber ganz nachvollziehen konnte sie die vier Minuten auch nicht so wirklich. Vor allem aber wollten die Fans im Stadion ihre Mannschaft für diesen sensationellen Sieg feiern und wollte darauf auch keine vier Minuten mehr warten. Das zeigte sich am meisten wohl darin, dass die englischen Fans aus dem Nichts die englische Nationalhymne an stimmten, was Claire wiederum zum schmunzeln brachte. Ja, ihre Landsleute waren eben doch was ganz besonderes und irgendwie war sie auch froh, dass sie mit dazu gehörte. Sie schlang ihren Arm um Matts Mitte und lehnte sich leicht gegen ihren Freund, als dieser seinen Arm um ihre Schultern legte, ehe sie ebenfalls die Hymne mitsang, schließlich hatte sie diese noch nicht verlernt, auch wenn sie es mittlerweile fast schon gewohnt war, dass man ihr die Hymne sang und sie dabei stumm blieb. Es wäre auch irgendwie komisch, wenn die Queen davon singen würde, dass Gott sie rettete und wie toll sie doch war.
Es dauerte dann nicht mehr lange bis der Schiedsrichter auf dem Feld das Spiel abpfiff und das Stadion anfing zu toben. Natürlich gab es auch einige Panamaer um sie herum, die mehr als nur enttäuscht waren von dem Endspielstand. Der Großteil um sie herum waren aber Engländer, die auf sprangen und ihr Bier durch die Gegend schütteten, wobei Claire davon ausging, dass das mehr ein Akt der Euphorie war, als der eigentliche Wille Bier derart zu verschwenden. Sie war froh, dass Matt sie noch ein Stückchen näher an sich zog, denn so entging sie einigen Ellbogen, auch wenn sie beide wohl immer noch genug Bier ab bekamen. Das gehörte bei so einem Sieg aber vermutlich dazu und da sie in der Halbzeit schon darüber gesprochen hatten, den restlichen Tag nicht ganz so wild zu Ende gehen zu lassen, wusste sie auch, dass eine heiße Dusche auf sie im Hotelzimmer warten würde. „Gute Idee,“ konnte sie ihrem Freund daher nur zustimmen und folgte ihm aus dem Stadion heraus, was nicht ganz so einfach war. Zwar waren die meisten Fans noch im inneren des Stadions, das hieß aber auch, dass sie sich durch eine Menge quetschen mussten, denn es saßen längst nicht mehr alle auf ihren Plätzen.
Sie schafften es dann aber doch und bis auf das Bier, was über ihnen verteilt wurde, hatten sie auch sonst nichts abbekommen. „Du hast wirklich nicht untertrieben, als du gesagt hast, dass ich mich auf eine Bierdusche einstellen soll,“ erwiderte sie amüsiert auf seine Worte hin und nahm es gelassen. Immerhin gab es nichts, was sie nun ändern könnte und außerdem kannte sie auch den Ruf der englischen Fans, der nicht nur auf eine Sportart begrenzt war. „Wobei ich sagen muss, dass du so nass ganz schön sexy aussiehst,“ fügte sie ihren Worten halb neckend, halb ernst gemeint hinzu und nahm seine Hand, bevor sie sich zu ihm nach oben beugte und ihm einen Kuss auf die Wange drückte.