10.08.2020, 04:28
Michelle schaute zu Ian und dann wieder zu dem schrecklichen Kaffee. Wer hätte schon ahnen können, dass sie heute ausgerechnet auf Ian treffen würde? Doch irgendwie hatte das die Schauspielerin beruhigt und sogar auf andere Gedanken gebracht. Dass der Schauspieler wie sie Probleme hatte, gab ihr etwas Hoffnung. So dumm es vielleicht klang, das zeigte Michelle, dass nicht nur sie menschlich war. Hollywood war diese Traumwelt, die immer glitzerte und doch war sie voller Schattenseiten. Druck, denn man nicht sah, war dauerhaft vorhanden. Druck, Rollen zu bekommen. Druck, eine gute Schauspielerin zu sein. Druck, eine gute Mutter zu sein. Irgendwann war es wohl jedem zu viel, dabei gingen die Menschen unterschiedlich damit um. Ihre Lösung war Alkohol, es war einfach und zeigte seine Wirkung sehr schnell. So viele Filmrisse, die Lücken bildeten, die sie nie wieder füllen konnte. Sie hatte ihr Leben einfach weggeworfen. Damals hatte sie sich nicht wirklich etwas dabei gedacht, im Vordergrund stand ihr Spaß und nicht die Konsequenzen die es mit sich zog. Noch heute schwirrte ihr Polizeifoto irgendwo im Netz herum. Es war ihr einfach nur noch peinlich. Heute älter und auch reifer, würde sie ihrem jüngeren Ich eine scheuern, damit es aufwachte. Doch vielleicht war es auch besser so, es machte sie zu dem, was sie heute war und ihr Tochter waren all die Ausfälle wert. Mit einem Blick zu Ian, sie musste ihren Kopf heben, lächelte sie kurz. "Ah die geliebte Schwiegermutter, siehst du deswegen bin ich allein. Niemand, mit dem an sich herumärgern muss. Außer man hat meine Mutter, dann passiert das automatisch." Michelle knirschte mit den Zähnen, weil ihr Mutter unausstehlich sein konnte. Immer wieder wollte sie der Texanerin erzählen, wie sie ihre Tochter zu erziehen hatte. Nicht mit ihr. Streit war also vorprogrammiert.
"Ich kann dir nicht wirklich helfen, auch wenn ich das gern würde." Sie legte ihre Hand um seinen Unterarm. "Reden, wie gesagt, soll helfen und wenn du denkst, irgendwas stimmt nicht, dann erst recht. Liegst du falsch, passiert nicht viel, sondern es würde deine Gedanken zerstreuen und wenn nicht, hast du es rechtzeitig angesprochen, bevor mehr passiert." Mehr konnte sie nicht sagen, den mehr wusste sie nicht. Die Brünette kannte die Version von Ian aber die von Nikki war sicher eine andere. Doch das alles ging sie nichts an, sie gab nur ihren Senf dazu, weil sie dachte Ian wollte es hören. Dass, das Thema umsprang auf sie, störte die kleine Frau nicht. "Hast du nicht. Ich war ja selber Schuld und hatte es nicht besser verdient. Dummheit, hat mich meinem Job gekostet. Leider. Ich würde eine Menge dafür geben, wieder in Hawaii zu drehen." Sie hatte die Zeit genossen, leider viel zu sehr. Dass er es sah wie sie, war auch beruhigend, doch Michelle hätte sich gewünscht, dass sie es besser weggesteckt hatte. Alkohol war und ist keine Lösung, nur ein Problem, dass einem irgendwann vollkommen über den Kopf wuchs. Mit einem Nicken schaute sie kurz zu ihren beider Händen, ehe sie Ian losließ und zu ihrem Stuhl ging. Irgendwie kam ihr die Stunde heute besonders lang vor, auf der einen Seite war das ok aber auf der anderen wollte sie nach Hause. Mit einem Blick in die Runde, war ihr Ausdruck nicht lesbar. Wenn Michelle ehrlich war hatte sie wie Ian den Rest verpasst. „Ist schon gut, du hast mich ja nicht geschwängert. Es ist passiert und ich liebe mein Kind, alles andere nehme ich in Angriff wenn es so weit ist.“
Sie zuckte mit ihren Schultern und zog die Nachtluft von L.A. tief in ihre Lungen kaum, dass sie das Gebäude verlassen hatte. Etwas überrascht blickte sie ihn an. Eigentlich sollte sie nach Hause aber ihre Tochter schlief sicher schon. „Klar, warum nicht ne Idee wo?“ Wie wohl auch sie war auch Ian mit seinem Wagen hier. „Ich glaub nach Hause will ich noch nicht. Fühl dich geehrt, ich ziehe dich meine Mutter vor, die ja doch nur wieder was auszusetzen hat, wie ich meine Tochter großziehe. Also Kaffee und vielleicht etwas Zucker.“ Zucker gönnte sie sich praktisch keinen, den der machte es ihr nur schwer ihre Figur zu halten. Umso älter sie wurde umso bewusster achtete sie auf sich, hätte sie es doch nur schon früher getan. „Also wo steht dein Wagen? Getrennt fahren oder zusammen?“ Ihr war es gleich, ihren Wagen konnte sie auch morgen holen.