13.09.2020, 07:24
Diese Wut in ihrem Bauch wollte einfach nicht verfliegen. Alles, was sie ihm je an den Kopf werfen wollte, hatte sie und doch fühlte sie sich deswegen nicht wirklich besser. Saß ihr Schmerz wirklich so tief oder krallte sie sich unbewusst an ihm fest? Nina atmete hörbar aus und schloss kurz die Augen. Warum war sie jetzt nicht besser drauf? Warum gab es ihr keine Genugtuung ihn auch verletzt zu haben? So oft hatte sie sich ausgemalt wie ihr Zusammentreffen sein würde und jetzt war es anders. Sie hatte sich für stärker, taffer gehalten aber das war sie nicht. Sie war auch nur ein Mensch, der fühlte und litt. Ihr Blick wanderte zu der Flasche Rotwein, die sie gestern allein ausgetrunken hatte. Hatte Ian vielleicht recht? War sie eine Alkoholikerin? Ertrank sie ihre Sorgen? Machte sie Party, um sich abzulenken? Nina hatte sie noch nie diese Fragen gestellt und jetzt führte sie ihr ausgerechnet ihr verhasster Exfreund vor Augen. Doch den eignen Freunden glaubte man ja bekanntlich am wenigsten. Was sollte sie jetzt machen? Mit einem Blick zu Ian, seufzte sie auf. Sollte sie gerade ihn um Rat fragen? Es war kein Geheimnis, dass er mit Alkohol so seine Erfahrungen hatte und nicht die, von der guten Sorte. Dennoch kostete es sie viel, allein den Mund aufzumachen und zu fragen, ob er sich setzten wollte. Sie schaute zu ihm auf und sprach schließlich. "Soll ich ehrlich sein. Ja du hast mich zum nachzudenken gebracht und vielleicht läuft bei mir einiges schief, keine Frage. Aber du kannst nicht erwarten, dass ich dir jetzt danke oder um den Hals falle, denn so richtig versteh ich nicht, was dich hergebracht hat. Das sind nicht die ersten Schlagzeilen über mich und das werden auch nicht letzten sein, warum hast du ausgerechnet jetzt entschieden mit mir zu sprechen. Vielleicht wäre alles etwas anderes gekommen, wenn..." hörbar stieß sie die Luft aus ihren Lungen und sprach ruhig weiter. "Keiner von euch beiden, hatte auch nur den Anstand mir zu sagen was zwischen euch passiert. Ich war euch nichts wert, ich hab es aus der Presse erfahren. Unsere Beziehung war beendet, und das ist etwas, dass ich dir niemals vorwerfen würde aber dass dir und deiner Frau..." sie sprach Nikkis Namen nicht aus, nicht seit der Sache "...die Freundschaft zu mir nichts wert war, das schmerzt. Das ist der Grund warum ich euch beide so wenig wie möglich sehen oder hören möchte." Das erste Mal seit er bei ihr war, sprach sie ruhig mit ihm. Vielleicht, wenn sie in Ruhe sprachen, konnte sie endlich diese Wut in sich loslassen und mir der ganzen Sache abschließen.
"Setz dich." Es kam leise über ihre Lippen, weil sie sich nicht zu hundert Prozent sicher war, ob es eine gute Idee ist sich mit ihm zu unterhalten. Aber leider, das sah sie immer mehr ein, hatte er wahrscheinlich recht. Wie sie es hasste. "Lass uns eins klarstellen, ich hör dir zu, ich rede mit dir aber Freunde werden wir nie wieder." Das hieß nicht, dass sie ihm nicht dankbar sein würde, das hieß nur, dass sie es nicht laut aussprechen würde. Dass er sich setzten konnte war das Höchste an Nettigkeit, die sie ihm entgegenbringen wollte.
Sie zupfte an ihrem Pullover und entfernte eine Fussel wo keine war. Schon lang fühlte sie sich nicht mehr wohl in Ians Nähe, wie es in der Vergangenheit gewesen war. Nicht als Mann an ihrer Seite, das lag lang hinter ihnen, sondern als Menschen, Freund. Mit einem schnellen Handgriff zog sie ein Kissen an ihren Körper und legte ihr schwarze Brille beiseite. "Also rede, was immer du zu sagen hast, ich höre zu." Dabei war sie sich durchaus bewusst, dass ihr nicht alles gefallen würde, was er zu sagen hatte, aber sie wollte es ja so. Vielleicht brauchte sie jemand der ihr den Kopf wusch und auf den sie dann noch wütender sein konnte. Sie und Ian, verband nichts mehr, also machte es ihn zum perfekten Kandidaten ihr zu sagen was offensichtlich ist und der ihre Wut empfing. Die Frage war ob Ian, sich bewusst war, dass er dieser Kandidat sein würde?