26.10.2020, 11:26
Für sie immer noch unbegreiflich, saß sie doch tatsächlich auf ihrem Sofa und hörte Ian zu, was er zu sagen hatte. Vor einem Jahr hätte sie allein über die Vermutung, dass es so sein könnte, gelacht. Heute war ihr nicht mehr zu Lachen zumute. Ihr Leben war ihr aus den Fingern gelitten und erst Ian hatte sie aufwecken können. Ian, ausgerechnet er. Auch wenn sie es nicht öffentlich zugeben würde, schon früher war er die Stimmte gewesen, die sie ausbremste und jedes Mal war sie dafür dankbar aber es hatte ihr später auch gezeigt, wie abhängig sie gewesen war. Dennoch erklärte es ihr nicht, warum sie ausgerechnet jetzt abstürzte? Die Beziehung lag schon eine Weile hinter ihnen, sie hatten kein Wort gesprochen. Warum also jetzt? Eine Frage die sich Nina heute zum erstmal stellte. War es die Einsamkeit? Waren es Bilder von guten Zeiten? War es der Druck von überall her? Mit einem Seufzen, dass nicht gerade leise war, drückte sie das Kissen vor ihre Brust noch enger an sich, als wäre es ein Schutzschild. Doch das war es nicht. Es war nur ein einfaches, in China hergestelltes, Kissen. Sie schüttelte den Kopf. "Glaub mir, schlimmer geht es kaum. Ich weiß genau, was Alkohol aus Menschen macht und doch denke ich, dass es bei mir nicht so schlimm ist." Nina selber hatte Ian nie in seiner schlimmsten Phase erlebt, aber sie hatten viel darüber gesprochen. Sei diesem Tag war sie immer darauf bedacht mit Ian keinen Alkohol zu trinken und auch so, so wenig wie möglich. Aus Liebe machte man bekanntlich vieles. Ein kleines unscheinbare Lächeln huschte ihr über die Lippen und sie blickte zu ihm auf. In diesem Augenblick spürte sie, wie sehr sie die Freundschaft zu Ian vermisste. Die Gespräche, das gemeinsame Lachen, einfach zusammen zu sein ohne zusammen zu sein. Doch im selben Atemzug, wurde ihr wieder schmerzlich bewusst, dass nicht sie die Freundschaft weggeworfen hatte, sondern er. Ihr Lächeln verschwand, so schnell wie es gekommen war. "Sorgen. Warum heute? Diese Schauspielerei vor den Kameras musst du hier nicht abziehen. Hier ist niemand. Ich versteh dich nicht. Die ganze Zeit, war ich euch, dir, egal und jetzt auf einmal machst du dir Sorgen. Warum? Weil ich Alkoholikerin werde?" Sie war nicht wütend, sondern eher verwundert und auch irgendwie verwirrt. "Ich habe keinen Tropfen Alkohol mehr im Haus. Party nur noch ohne. Meine Droge ist Sport. Ich muss einfach alles, was sich in mir anstaut, anderes verarbeiten. Ob du es glaubst oder nicht, aber das ein oder andere Mal habe ich an unsere Gespräche gedacht. Das, was du mir erzählt hast." Eigentlich wollte sie, das gar nicht zugeben aber wenn sie schon einmal sprachen, dann doch richtig. Vielleicht halft das auch, ihm alles zu sagen, endlich loszuwerden was sie bewegte. Die Schauspielerin hatte nie wieder die Gelegenheit gehabt und vielleicht war auch das der Grund warum sie ihn nicht weggeschickt hatte.
"Woah langsam mit den Pferden. Ich werde sicher keine Alkoholikerin. Ich kann und habe aufgehört. Beruhig dich also, wie werden uns auf keinem Treffen wiederfinden." Nina hatte seit der Nacht mit Ben, keinen Tropfen Alkohol angerührt und würde das auch nicht, oder? Sie würde alles dafür geben, dass es nicht passierte. Nicht heute und auch nicht morgen. Sie musste einfach loswerden, was sie so lang mit sich herumgeschleppt habe. Also er weiter sprach und von jemanden redete, der ihr ins Gewissen reden sollte, ohne aufzugeben, ging ihr Blick zu Tür. Ben. Sie kannte ihn kaum, aber er hatte sie auf den Boden der Tatsachen gebracht und das ohne es schönzureden. Ob er diesen Job übernehmen wollte? Aber bevor sie, das überhaupt in Erwägung ziehen wollte, musste sie sich entschuldigen. Es lag also noch eine Menge Arbeit vor ihr. "Ich weiß, nur kann ich in der Hinsicht nicht auf meine Familie zählen, aber Jules übernimmt den Job gern oder Ben?" Das wollte sie eigentlich gar nicht aussprechen, aber raus war es. "Ich finde schon jemanden, der mir auf die Finger haut und es mir austreibt."
Scharf zog sie die Luft in ihre Lungen und stieß sich gleich wieder aus. "Warum Ian?" Sie sprach zuerst nur die 2 Worte aus ehe sie weiter sprach. "Warum habt ihr mich so verletzt? Warum war euch die Freundschaft nichts wert?" Endlich war es raus, auch wenn es nur der Eisberg von allem war, das sie beiden und auch Nikki anging.