03.11.2020, 03:47
Das Geschenk an sich gefiel Ariana schon unheimlich. Aber selbst der Fakt, dass er sich überhaupt die Mühe gemacht hatte, ihr etwas zu besorgen, sich etwas für sie zu überlegen, trieb ihr schon fast die Freudentränen in die Augen. Ganz zu schweigen davon, dass er sich etwas so Persönliches und Emotionales überlegt hatte. Nein, nicht er sollte sich fragen, womit er sie verdient hatte sondern eher anders herum! Sie war eine psychisch angeknackste Frau und er war… einfach perfekt. Aufmerksam, liebevoll, er nörgelte nicht mal herum, wenn sie sich mal wieder länger nicht sehen würden weil sie wieder in der Weltgeschichte herum reisen musste für ihren Job. Das absolute Gegenteil also zu dem, was sie bisher kannte mit ihren Ex-Freunden. Wie sie so viel Glück haben konnte, dass sie ihn nicht nur durch diesen Zufall damals kennen gelernt hatte, sondern ihn auch noch für sich gewinnen konnte, wusste Ari bis heute nicht. Aber heute war definitiv nicht der Tag dafür, dass sie Zweifel daran aufkommen lassen durfte, ob jemand wie sie überhaupt so viel Glück im Leben haben konnte. Heute wollte sie einfach nur eine schöne Zeit mit ihrem Freund verbringen und genießen.
Natürlich hatte sie auch nicht wirklich gedacht, dass er sein Geschenk nun dafür nutzen würde, sie noch weniger zu sehen wie bisher. Denn das war sowieso schon viel zu wenig, wenn man sie fragte. Am liebsten würde sie ihn einfach mitsamt all seiner Sachen packen und fix zu sich nach L.A. holen. Aber sie wusste natürlich auch, dass das eben einfach nicht möglich war. Da war seine Karriere, die er niemals für sie aufgeben oder hinten anstellen sollte, dann war da noch die Sache mit dem Visum und dem Einreisen in die USA. Alles nicht gerade Dinge, die man mal eben so im Handumdrehen geregelt hatte. Umso mehr mussten sie also die wenige gemeinsame Zeit nutzen.
Und wie es schien hatte Wincent genau dafür auch schon seine Pläne geschmiedet. Urlaub, ein Wort das sich für sie fast schon wie ein Fremdwort anhörte. Ariana konnte sich nicht mal wirklich daran erinnern, wann sie das letzte Mal so richtig Urlaub gemacht hatte. Klar, hier und da mal Besuche bei der Familie in Florida, ständiges Reisen durch die Arbeit. Aber so richtig Urlaub hatte sie wirklich schon ewig nicht mehr. Und dann auch noch mit Wincent gemeinsam? Sie war sowas von dabei! „Ich muss gestehen, das klingt extrem verlockend. Ist das sozusagen mein zweites Geburtstagsgeschenk? Und schon ein bestimmtes Reiseziel vor Augen oder nicht?“, meinte sie ebenfalls breit grinsend. Sie selbst würde natürlich etwas völlig abgelegenes, einsames wählen. Immerhin wollte sie die Chance erkannt zu werden so gering wie möglich halten. Aber auch, weil ihr alleine schon der Gedanke mit ihrem Freund auf irgendeiner Insel auf den Malediven oder Bora Bora die Zweisamkeit zu genießen extrem gefiel. Aber natürlich würde sie sich da auch an seinen Wünschen orientieren. Und wenn ihm etwas, wo sie neben faul am Strand liegen auch etwas unternehmen konnten lieber war, dann war sie auch da dabei. Hauptsache sie bekamen mehr Zeit gemeinsam. „Ich denke, ich kann mir sicher ein oder zwei Wochen dafür frei räumen in meinem Kalender. Für dich doch sowieso.“, fügte sie noch grinsend hinzu, ehe sie ihn sachte ins Badezimmer trieb.
Ihn da allerdings alleine hinein zu schicken und die Tür hinter ihm zu schließen verlangte der jungen Frau schön langsam wirklich alles an Selbstbeherrschung ab, die sie in sich hatte. Auch dank seiner Worte. Wenn sie nicht noch Pläne gehabt hätte für heute, dann sähe das alles ja auch schon wieder ganz anders aus. Dann wäre sie ihm ohne auch nur eine Sekunde zu zögern gefolgt. Aber so… oh verdammt, was machte sie sich hier eigentlich selbst vor? Mit einem Seufzer aber grinsend griff Ari nach der Türklinke und folgte Wincent schon bald ins Badezimmer. Als würde sie wirklich hier vor der Tür stehen bleiben können…
Im Badezimmer angekommen setzte sie sich auf das Waschbecken und stupste mit den Zehenspitzen ein paar Mal gegen die Duschwand, die sie beide derzeit voneinander trennte, um sich bemerkbar zu machen. Nur für den Fall, dass er es noch nicht mitbekommen haben sollte, dass sie ihm doch gefolgt war. „Nie im Leben gehen ich da jetzt rein, tut mir leid. Bis ich meine Locken wieder gebändigt hätte wären alle meine Pläne den Bach runter gegangen. Aber… ich warte hier auf dich und hoffe, dass du dir beim Abtrocknen und Anziehen dann schön Zeit lässt.“, säuselte sie breit grinsend. In ihrem Kopf überlegte sie zwar schon, wie lange sie hier noch trödeln konnten, um noch ihr geplantes Programm für heute durchziehen zu können. Aber in Wahrheit war es ihr doch eigentlich völlig egal. Sie hatte das Restaurant, das für das geplante Dinner sorgte gut bezahlt und würde ihnen ein einmaliges Trinkgeld zukommen lassen, völlig egal, ob sie es tatsächlich noch dahin schaffen würden oder ob sie hier im Hotel hängen bleiben würden. Ehrlich gesagt wollte sie einfach nur die Nähe ihres Freundes spüren, völlig egal wo. Hauptsache möglichst bald und möglichst lange.