08.01.2021, 03:47
Der Halbinder genoss die Gesellschaft der jungen Frau zunehmenden und das überraschte ihn immer noch. In ihrer Branche musste man besonders vorsichtig sein, was fremde Menschen anging. Dabei spielte es keine Rolle, dass sie denselben Beruf hatten. Über die Jahre, die er schon in diesem Geschäft arbeite, hatte zu viele Menschen kennengelernt, die nur eins wollten, schnellen Ruhm ohne Rücksicht auf Verluste. Egoismus, Gehässigkeit, Intoleranz und das Einsetzen von Reizen. Jeder da draußen dachte immer Hollywood wäre der Ort an dem jeder sein wollte, doch dem war nicht so. Avan liebte seinen Job aber nicht um jeden Preis. Wie er es in seinem Beruf machte, so auch in der Liebe. Man musste genau hinschauen, was man sich ins Haus und Bett holte. Nicht jeder war auf Liebe aus, viele wollten nur den kurzen Moment des Glücklichseins. Die meisten waren mehr verliebt ins Verliebtsein, als in den Menschen mit dem sie es teilten. Umso erfrischender war es, jemanden an der seiner Seite zu haben, der die gleichen Werte und Vorstellungen teilte. Diesen zu finden, das hatte der Schauspieler noch nicht geschafft, aber vielleicht war sie es, nach der er immer gesucht hatte. Avan war nicht verliebt, das sicher nicht, aber er war angetan von Danielle, ihrer Art und ihren Ansichten. Sie war jung, aber doch so reif. Eigenartig, neu und faszinierend zugleich. Vielleicht fühlte er sich genau deswegen verbunden mit ihr ohne das sie es aussprechen mussten. Deswegen hielt er auch noch immer ihre Hand und wollte sie gar nicht loslassen. Wer hätte schon ahnen können, das Brads Party ihm jemanden verschafft, der wie er tickte und ihn nicht für altmodisch hielt. Brads Partys waren also doch für etwas gut und nicht nur um Alkohol zu saufen. Dabei wollte er heute eigentlich gar nicht im Elternhaus von Michael Meyers auftauchen, aber jetzt war er froh seinen inneren Schweinehund überwunden zu haben. Sein Sofa war auch morgen noch an derselben Stelle, sie hätte er nicht so schnell getroffen. Danielles und seine Wege hätten sich in Hollywood nicht wirklich gekreuzt. Ihre Stimmte riss ihn aus seinen Gedanken und er lächelte sie an. "Wenn du damit meinst, dass ich 2 Sekunden auf einem Brett stand bevor ich das Meer geküsst habe, ja dann stand ich schon einmal auf seinem Surfbrett. Aber ich kann dir sagen ein Snowboard ist mir tausendmal lieber. Ich bin und bleibe...." er flüsterte es ihr lachend zu "... Kanadier." Wie oft hatte er sich schon Kanadier Witze anhören müssen? Ein paar waren lustig, dauerhaft waren sie eher nervend. Doch er war und blieb Kanadier, er hatte und wollte auch keine amerikanische Staatsbürgerschaft. Hier zu arbeiten war das eine, ein Amerikaner zu sein, das andere. Er hatte nur ein Arbeitsvisum und so sollte es auch bleiben, außer natürlich er heiratet, dann änderte sich die Sache etwas. Wenn er es wollte. Doch warum dachte er ans heiraten, dazu fehlte ihm das passende Gegenstück oder? Ihm stieg eindeutig das Bier zu Kopf und er sollte sich heute nur noch mit Wasser vergnügen. Nur weil er jemanden gefunden hatte, der ähnlich wie er dachte, hieß das nicht automatisch, dass da mehr war. Wobei seine Hand immer noch ihre umschlungen hatte. Sein Blick wanderte unauffällig, so gut er es konnte, zu ihr um dann doch gleich wieder, sich nach vorn zu richten. Warum benahm er sich dann so affig?
Familie. Kanada. Weihnachten und ein bisschen Religion. Warum nicht? "Weihnachten ist so ein Ding bei uns. Meine Mutter hat europäische Wurzeln und mein Vater indische. Also ist unser Weihnachten ähnliche aber nicht gleich." Er kannte es einfach nicht anderes und vielleicht unterschieden sich die Feste auch kaum. "Wir haben keinen Baum, noch nie. Wir haben dafür viel Essen, manchmal sogar zu viel. Indisch, europäisch, amerikanisch. Die ganze und damit meine ich die ganze Familie kommt zusammen. Du kannst dir also vorstellen wie es bei uns zugeht, somit feiern wir Weihnachten eher wie ein Familienfest und weniger als das klassische Weihnachten, das du kennst. Aber Schnee gehörte trotzdem schon immer dazu. Es kann sehr lustig sein, wenn indische Menschen das erste Mal Schnee sehen oder gar in Schneeanzügen versuchen, einen Berg hinunter zufahren. Wir haben also eine Menge Spaß und weniger Besinnlichkeit." Doch er liebte dieses Fest, denn so oft sah es seine Familie nicht. "Aber das passiert auch nicht jedes Jahr, dazu sind wir einfach zu viele." Avan war niemand der Weihnachten so zelebrierte wie man es vielleicht von einem Kanadier dachte. Doch er hatte sich darüber auch nie Gedanken gemacht. "Richtiges Weihnachten, wie du es kennst, habe ich nur mit Zoey und ihrer Familie gefeiert. Aber das war recht steif und formell, dass ich meist froh war zu gehen." Weihnachten bei Zoey war irgendwie anders, etwas zu steif, wenn es nach ihm ging aber er hatte sich angepasst, wie man das eben als guter Partner machte. Zoey dagegen, verstand nie wie man laut und bunt Weihnachten feiern konnte, nicht das erste was sie nicht gemeinsam hatten. Über die Jahre entwickelte man Angewohnheiten, die man nicht so schnell ablegte, die aber schnell zum Streit geführt hatten. Am Ende waren beide froh endlich wieder richtige Luft holen zu können, ohne dass der andere sich gestört fühlte. Er hatte Zoey geliebt, aber am Ende waren sie nur noch ein Paar, weil sie sich einmal geliebt hatten. Hollywood war ein hartes Pflaster was Beziehungen anging. Eins musste er allerdings zugeben, ohne es auf den Alkohol zu schieben, mit Danielle verstand er sich so gut wie mit keiner zuvor. Nicht einmal Zoey und irgendwie machte es ihm Angst, obwohl es auch gleichzeitig ein berauschendes Gefühl war.
Mit einem Lachen lehnte er sich den Band zurück und hob seinen Blick zu Himmel. Er sah allerdings keiner Sterne nur alten braunen Efeu der jede Minute auf sie herunterfallen könnte. Schnell senkte er wieder seinen Kopf und schob unsichtbaren Dreck von seinen Beinen. "Schnelllebig ist nicht nur Hollywood. Alle wollten alles immer sofort ohne Rücksicht auf Verluste. Ich glaube das ist so ein Generationsding, wir kennen es einfach nicht anders wie sollen wir es also anders machen. Die wenigen, die versuchen die Welt zu ändern..." er zählte sich dazu "...müssen einen verdammt langen Atmen haben und das kann sehr anstrengend sein. Schau dich doch um..." er zeigt auf die heruntergekommene, alte Villa aus der Partymusik dröhnte "...sie wollen nicht an morgen, geschweige den an übermorgen denken. Sie interessiert nur das heute und jetzt. Sie interessiert, der Kick, der Spaß an einem Abend und wollen morgen dasselbe wieder, bis sie erwachsen sind und nichts mehr vom Leben haben, weil sie alles in ihrer Jugend verschwendet haben. Kinderstars die abstürzten. One Hit Wonder. Rebellen oder Idioten man findet einfach alles in Hollywood." Doch wenn man eben Schauspieler werden wollte, dann blieb einem nicht viel übrig, als sich dem ganzen zu stellen. "Ich liebe Hollywood aber die Schattenseiten, werden einfach immer deutlicher und ich hab es als Mann einfacher als du." Das war und wird nie ein Geheimnis sein, das Männer es einfacher hatten. Sie wurden älter und es gefiel den Menschen. Sie gründeten eine Familie, und es gefiel den Menschen. Sie zeigten ihren Körper und man jubelte ihnen zu. Frauen waren das Gegenteil, schnell hatten sie den Ruf weg eine Schlampe zu sein. "Das heißt aber nicht, dass alles in Hollywood schlecht ist. Hollywood ist eben Hollywood. Entweder man biss sich durch oder man lässt es gleich." Avan hatte sicher nicht immer die perfekte Entscheidung getroffen aber bereute er es? Sicher nicht, jede noch so kleine Entscheidung hatte ihn heute hier hergebracht, zu ihr. Einer Frau, die ihn faszinierte und anzog wie keine andere.