16.01.2021, 11:58
Es war schon irgendwie seltsam – eigentlich hatte sie diese Party besucht in der Hoffnung, Brad in ein Gespräch zu verwickeln und nun saß sie hier mit einem ganz anderen Kerl und war dabei, diesem ein paar ihrer intimsten Gedanken anzuvertrauen. Klar, natürlich beschränkten sie sich auch ein wenig auf Smalltalk. Das Wetter in Los Angeles, Weihnachten und was es sonst nicht noch alles gab – aber dann wiederherum machten sie ab und an einen Schlenker in ganz andere Richtungen wie beispielsweise Beziehungen oder deren traditionellen Ansichten. Denn ja, zwar wusste die Öffentlichkeit nichts davon, aber Danielle selbst hatte noch nie eine Beziehung geführt. Die eine oder andere Schwärmerei war dabei gewesen und meistens hatte sie sich so sehr in diese Gefühle hineingesteigert, dass alle anderen jungen Männer aus ihrem Blickfeld verschwunden waren. Hinzu kam, dass sie dazu tendierte auf etwas ältere Herren ein Auge zu werfen (natürlich nicht sehr viel älter als sie, aber ein Altersunterschied von mindestens 5 Jahren war eigentlich immer der Fall gewesen) und diese stempelten sie meistens schon alleine wegen ihres Alters ab ohne sie überhaupt kennenlernen zu wollen. Anders lief es bei Avan. Er wusste nicht wie alt sie war und bis jetzt hatte er sie auch noch nicht gefragt – er schien sich vollkommen auf ihren Charakter konzentrieren zu wollen und Danielle fand dies unglaublich erfrischen. Einfach, weil sie das so noch nicht kannte und sie ihn nicht erst davon überzeugen musste, dass sie anders tickte als Mädchen in ihrem Alter. Allerdings konnte sie nicht anders als auf seinen kleinen Kanadier-Witz verhalten zu kichern und kam sich dabei vor wie ein kleines Schulmädchen. „Kanadier, mhm? Davor haben mich ja alle immer gewarnt.“, erwiderte sie grinsend und stieß ihn neckisch mit der Schulter an. Einfach nur, weil sie ihn berühren wollte – auch, wenn sie das nicht wirklich verstand, da sie sich ja erst ein paar Minuten kannten. „Aber mal ehrlich – ich bin gespannt ob du mich von der Kälte überzeugen kannst. Ich frier mir ja schon den Hintern ab wenn die Temperaturen unter plus 10 Grad sind.“, gestand sie immer noch mit einem Grinsen im Gesicht und fand die Vorstellung ihn mal nach Kanada zu begleiten trotz der Aussicht auf Kälte gar nicht mal so übel. Generell erschien ihr alles, was ihn involvierte momentan recht verlockend.
„Also ich finde, dass euer Weihnachten wahnsinnig interessant klingt. Ich liebe auch die Art, wie wir es feiern mit einem schönen geschmückten Baum, aber ich mag es, die Traditionen von anderen Leuten kennenzulernen.“, erwiderte sie achselzuckend, wobei sie natürlich nicht explizit erwähnte, dass sie nur bei Leuten die sie wirklich mochte Interesse zeigte. Bei ihrer Familie lief Weihnachten tatsächlich immer gleich ab – ein schöner Baum, das Haus war dekoriert und es gab gutes Essen. Danielle wollte die Art, wie sie das Fest zelebrierten gar nicht missen, dennoch würde sie auch mal gerne zusehen wie der Abend nach Avans Erzählungen nach ablief. Nicht, dass sie sich selbst eingeladen hätte natürlich, aber wer weiß wie sich das mit ihnen noch entwickelte… nein Stopp. Sie widerstand den Drang kurz den Kopf zu schütteln, um sich wachzurütteln. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie mit Avan und seiner Familie Weihnachten verbringen würde war mehr als gering. Schließlich tat sie das alles hier doch noch, damit sie irgendwann ihren Weg zu Brad fand, oder etwa nicht? Unfassbar, dass diese Tatsache so leicht zu vergessen war, wenn sie hier mit Avan saß und sich vollkommen dem Gespräch hingab.
Dennoch war es einfach zu leicht, Brad zu vergessen, wenn sie ihren Blick auf Avan legte, der sich gerade etwas zurücklehnte und ebenfalls vollkommen zufrieden wirkte. Konnte man es schon als glücklich bezeichnen? Danielle selbst fühlte sich in diesem Moment zumindest vollkommen mit Glück erfüllt, einfach, weil sie jemanden kennengelernt hatte mit dem es so leicht war eine Unterhaltung zu führen und der sie wirklich so zu sehen schien, wie sie wirklich war. Eine Seltenheit, die es umso schwerer machte ihr eigentliches Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. „Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass du wirklich ein Talent dafür hast Dinge in Worte zu fassen?“, fragte sie ihn mit ernstem Blick, nachdem sie seinen Worten über das schnelllebige Treiben ihrer Generation gelauscht hatte. „Denn du hast wirklich recht. Ich merke es ja selbst jeden Tag und manchmal glaube ich wirklich ich bin in die falsche Generation hineingeboren worden. Ich mache mir meistens viel zu viele Gedanken anstatt einfach im Hier und Jetzt zu leben.“ Wieder ein Geständnis und doch… sie fing seinen Blick auf und biss sich unsicher auf die Unterlippe. „Aber du machst es mir gerade wirklich leicht, einfach diesen Moment zu genießen ohne an etwas anderes zu denken.“, fuhr sie leise fort und hielt seinem Blick weiterhin stand, während sie das entfernte Dröhnen der Musik hörte, das vom eigenen Klopfen ihres Herzens übertönt wurde. Selbst seine Worte darüber, dass es Männer einfacher in Hollywood hatten als Frauen erreichten sie nur vage – denn natürlich hatte er recht, doch sie wollte dieses Mal nicht mit ihren Gedanken abdriften und sich über ihre Zukunft als Frau in Hollywood Sorgen machen. Aus diesem Grund nickte sie auch einfach nur sanft, während sie ihm unbewusst abermals ein wenig näher gekommen war. Ja… beinahe schien es so als würde er sie wie ein Magnet anziehen und diese Tatsache störte sie kein bisschen.