30.07.2020, 12:15
Es war seltsam, Richard nach all den Jahren wiederzusehen. Ganz vergessen hatte sie den Schauspieler nie können, allerdings war ihre Wut auf ihn mit der Zeit verraucht. Stattdessen hatte sich ein stumpfes Gefühl in ihrer Magengegend breitgemacht, wann immer sie mal etwas von dem Schauspieler gelesen hatte und anfangs hatte sie sogar noch vermieden, Veranstaltungen zu besuchen, auf denen er ebenfalls anwesend sein könnte. Doch nun, da sie ihm wieder persönlich gegenüberstand, machte sich wieder dieser leichte Zorn in ihr bemerkbar. Nicht darüber, dass er einfach abgehauen war, sondern vielmehr, weil er sich nie wieder gemeldet hatte. Wäre eine kurze Nachricht, von wegen er wollte sich lieber auf seine Karriere konzentrieren anstatt eine Beziehung zu führen, so schwer gewesen? Stattdessen hatte er sie ignoriert, bis sie selbst darauf gekommen war, dass er wohl nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte. Und den wahren Grund dafür hatte sie schließlich auch erst herausgefunden, nachdem das mit seiner Rolle bekannt gegeben wurde – davor war sie der felsenfesten Überzeugung gewesen was falsch gemacht zu haben.
Vielleicht waren alle diese Gefühle, die nun in ihr aufstiegen der Grund dafür, weshalb sie kein Wort zu ihm verlor, nachdem sie seinen Namen ausgesprochen hatte. Ein Name, der auf ihren Lippen brannte und gleichzeitig wehmütige Erinnerungen hervorrief. Und auch er schien mit dem ganzen nicht gerechnet zu haben, weshalb es etwas dauerte, bis er letztendlich die Stille durchbrach – wenn Candice ehrlich war, hätte sie nicht gedacht, dass er das schaffte. „Ach ja? Ich hätte nicht gedacht, dich überhaupt jemals wieder zu Gesicht zu bekommen, aber scheinbar lässt sich nicht alles vermeiden.“, ließ sie ruhig verlauten, wobei sie den Blick konsequent auf die Aufzugtür richtete. Oh ja, sie war sauer. Doch ihre nächste Bemerkung musste sie herunterschlucken, da auf einmal ein Ruck durch den Aufzug ging und sie sich mit einer Hand an der Wand abstützen musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Dennoch prallte sie mit dem Kopf etwas zu heftig gegen das Gewölbe, während gleichzeitig das Licht ausfiel und sie sich erst einmal für ein paar Sekunden in der Dunkelheit befanden. „Aua… ja passt schon, ich hab mir nur den Kopf ein wenig gestoßen... und bei dir?“, antwortete sie auf seine Nachfrage und rieb sich mit einer Hand die pochende Stelle, während sie wieder einen sicheren Stand fand. „Ich hätte niemals gedacht, dass mir sowas mal passiert. Normalerweise kenne ich solche Szenarien nur aus Filmen.“, fuhr sie fort und blickte zu ihm auf. „Geht wenigstens noch der Notfallknopf, damit wir jemanden verständigen können?“ Sie war nicht wirklich scharf darauf, länger als nötig mit ihm in diesem Fahrstuhl zu bleiben. Noch dazu, weil sie kein wirklicher Fan von Enge war und leicht hysterisch wurde, wenn sie irgendwo eingesperrt war. Doch hier vor ihm würde sie gewiss nicht die Fassung verlieren.