01.03.2021, 11:21
Ob James verzweifelt war? Ja ein bisschen, diese ganze Situation war nicht einfach zu lösen und noch weniger einfach zu ertragen. Jessica war eigentlich irgendwann einmal eine seiner besten Freundinnen gewesen und da merkte man eben doch, wenn so jemand fehlte. So viele Dinge die er ihr sagen wollte und dann immer feststellen musste das die Option derzeit einfach nicht existierte. Selbst nach vier Jahren stieß er immer wieder auf dieses Problem, oder viel mehr gerade jetzt? Es gab Dinge die wollte man bewusst nicht mit jedem besprechen, so oft hatte er sie in den letzten Wochen und Monaten gerne nach ihrer Meinung gefragt. Doch hier waren sie nun. Keiner brachte in der Gegenwart des anderen ein Wort heraus ohne sich dabei unwohl zu fühlen. Ja sie hatte Recht er hätte wohl wirklich nicht anders reagieren können. Aber genauso würde es wohl schwer fallen Gefühle zu steuern, warum also entschuldigte sie sich verliebt hatte. Damit das jeder die Schuld bei sich selber suchte kamen sie nicht weiter. So war nur jeder umso mehr gefangen im eigenen Selbstmitleid.
„Jess bitte.“ Entkam es ihm als Antwort darauf. „Ich meine klar lässt sich sowas leicht sagen, aber du weißt genauso gut wie ich das sich Gefühle nicht steuern lassen. Weder du hast es darauf angelegt noch ich. Es ist einfach passiert. Auch wenn es seltsam klingt bin ich übrigens sehr froh das du es aber auch ausgesprochen hast.“..er nahm jetzt doch einen Schluck aus der Flasche. „Sicher es hat vor allem nach meiner Antwort das ganze nicht leichter gemacht, aber es gibt keine Garantie das es ohne anders gelaufen wäre.“ Tatsächlich fand er rückblickend ihren Schritt fast ein wenig mutig, natürlich war sie dabei auch entsprechend auf die Nase gefallen, sehr sogar, aber dass sie es nicht für sich behalten hatte, dazu gehörte schon ein bisschen was. Sie waren Freunde gewesen und das seine Antwort positiv ausfallen würde hatte ihr niemand versichern können.
Ja auch wenn es sich nicht lohnte der Vergangenheit nachzuhängen, es stand außer Frage das sie diese aufarbeiten mussten um überhaupt eine Chance auf ein anderes Verhältnis als das aktuelle zu haben. Wobei Beziehung, Verhältnis wie auch immer war kaum das richtige Wort für das was Jessica und ihn verband. Jeder stand irgendwie auf einer Seite eines Minenfeldes und wenn sie einen Schritt auf den anderen zu machten war mindestens jeder zweite Schritt ein Treffer. Den letzten hatten sie ja gerade eben noch live erleben können. James hatte sich dennoch entschuldigt, weil er das Gefühl hatte es einfach zu müssen, damit war aber bei weitem noch nicht alles abgehakt. Vor der kommenden Frage hatte er damit fast ein bisschen Angst. Sie hatte ihm gesagt sie könnte nichts daran ändern was sie fühlte in seiner Gegenwart – war er da überhaupt der richtig für das was er vor hatte zu fragen?
Er tat es dennoch und wartete auf ihre Antwort. Ein bisschen musste er dann sogar schmunzeln ob wegen der Art wie sie die Antwort gab oder wegen dem Inhalt war schwer zu sagen. „Was denn? Hat dir die Schocktherapie gerade nicht gereicht?“ James drehte die Flasche jetzt endgültig zu und schob sie etwas weg. „Wobei wenn ich ehrlich bin hätte ich glaube ich kein Problem damit die Szene zu wiederholen!“ es brauchte ein bisschen bis er den unbedacht ausgesprochenen Satz für sich soweit verarbeitet hatte. „Verdammt. Entschuldige. Ich….“ Er verbarg das Gesicht in den Händen. Sicher hatte er gerade ihr noch zugestanden das reden immer die bessere Variante war, aber in diesem einen Augenblick hätte er wohl besser die Klappe gehalten.