30.01.2021, 06:09
„Triste Anstalt, übertreib’s mal nicht.“ – prustete Anna los. Unter trister Anstalt verstand sie wirklich etwas anderes. „Wir sind hier nicht in ‚A cure for Wellness‘ oder einem sonstigen Psycho-Thriller, wo im Keller die Patienten gefoltert werden.“ – tatsächlich hatten Beide aufgrund ihres Standes ziemlich Glück in solch einer Einrichtung der Genesung entgegen zu fiebern, immerhin hatte solch eine Privatklinik eher das Image eines Hotels als eines Krankenhauses. Aber sie war sich sicher, dass diese Tatsache auch Zac nicht entgangen war. Der Ruf dieser Einrichtung war tadellos und tatsächlich galten die meisten Patienten auch wirklich als geheilt, sobald sie den Weg nach Hause antreten durften. „Hauptsache es kommt niemand anderes auf die Idee, das Feuerwerk ebenfalls von hier oben anzuschauen.“ – Anna wollte irgendwie allein mit dem Schauspieler sein. Nur das fühlte sich an diesem frühen Abend perfekt an. Normalerweise hatte die Brünette nichts gegen viel Gesellschaft, aber nicht heute. Sie hatte ihrem guten Freund so viel zu verdanken und trotzdem war er es, der jegliche Pläne aufgab, um bei ihr zu sein. „Bitte kein Regen.“ – nein, das wollte sie wirklich nicht, auch wenn sie unter dem gläsernen Dach des Dachgartens sicherlich geschützt sein würden. Aber das musste wirklich nicht sein, wenn man die Zeit an der frischen Luft genießen wollte.
„Hauptsache du kennst auch die, wo ich tanze. Somit brauche ich sicherlich kein Nachhilfeunterricht von einem Basketballspieler.“ – neckte sie ihn genauso zurück.
Tatsächlich vergaß sie in Zac’s Nähe immer wieder, welcher Umstand sie eigentlich in diese Klinik gebracht hatte. Als wäre sie kerngesund. Es war, als würde seine Gegenwart sie alles vergessen lassen. Immer und immer wieder. Auch jetzt, wo sie in seinen Armen lag und einfach die frische Luft genoss, die ihr ins Gesicht wirbelte. Ihre Gedanken waren still, nichts drehte sich. Dafür hatte sie das Gefühl, dass ihr Bauchgefühl viel zu sehr reagierte. Ein leichtes Kribbeln machte sich in ihrem Körper breit und sie wusste nicht, was sie dagegen tun sollte. Sie fragte sich bis heute, warum Zac alleine war und niemand an seiner Seite hatte. Warum? Er war vollkommen perfekt, trotz seiner vergangenen Fehler. Er arbeitete an sich und das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Anna brauchte von seinem Äußeren gar nicht anzufangen, das sah jeder Blinde. Wieso war er also alleine?
„Das find‘ ich gut.“ – murmelte sie, immer noch an seine Brust geschmiegt. Allerdings löste sich der Schauspieler von ihr, allerdings lag seine Hand noch auf ihrem Rücken. In Gedanken verfolgte sie starr die Bewegung seiner Hand. Über ihren Rücken, zu ihrer Hüfte und erst dann ergriff der Jüngere ihre Hand. Die Brünette ließ sich einfach von ihm führen, beinahe blind. Vermutlich würde sie nach all den Dingen, die sie zusammen erlebt haben, ihm überall hin folgen. Tatsächlich hatte all das sie noch viel mehr zusammengeschweißt, ob das Zac auch so sah? Anna wurde diese riesige Veränderung jedenfalls immer bewusster, sodass das Kribbeln ihres Körpers auch immer deutlich wurde. Da die Schauspielerin so sehr mit ihren Gedanken beschäftigt war, sah sie gar nicht, wie Zac sie von der Seite musterte. Eindringlich anschaute und scheinbar heftig am Überlegen war.
Sie saßen lange in dem Garten, der eine gemütliche Hollywoodschaukel sein Eigen nannte. Tatsächlich stand das Möbelstück so, dass man von ihr die ganze Stadt überblicken konnte. Es war atemberaubend. Um sie herum hunderte Pflanzen, die alles in einem grünen Licht wirken ließen. Am Horizont dämmerte es schon gewaltig und Anna hatte keine Ahnung, wie lange sie schon hier saßen, sich unterhielten und die Aussicht genossen. Bis zum Feuerwerk wird es sicherlich nicht mehr allzu lang dauern. In Zac’s Gegenwart war es so als wäre die Zeit außer Kraft gesetzt. Die Brünette konnte den Unterschied von Sekunden, Minuten und Stunden einfach nicht mehr wahrnehmen.