28.02.2021, 12:51
Ihre Anwesenheit ist alles was der Brite brauchte. Sophie war seine Vernunft, seine gute Laune und sein schlechtes Gewissen. Die temperamentvolle Schauspielerin hatte eine Wirkung auf ihn, der nicht beschreiben konnte. Doch er liebte sie nicht deswegen, er liebte Sophie weil sie Sophie war. Immerhin hatte sie es auch geschafft, ihn hier herzulocken. Doch er gab nur wenig zurück. Seine Tabletten die er immer noch brauchte. Sein Kind, von dem er nicht wusste, ob es seins war. Seine kühle Art. Er könnte noch soviel mehr aufzählen und doch war sie immer noch bei ihm. Das Rauschen der Wellen brachte ihn wieder ins hier und jetzt. Was brachte es sich Gedanken zu machen, ob sie bei ihm bleiben wollte oder nicht? Sie war hier bei ihm und das war alles was er wollte. Nicholas musste aufhören, immer das schlechte zu sehen, wenn das Gute doch zum Greifen nah war. Was brachte es ihm, sich heute Gedanken zu machen, was morgen war der Schauspieler konnte es ja so oder so nicht ändern. Urlaub mit ihr klang gerade wie ein Traum. Weg von allem was ihn gerade belastete. Das Kind. Die Tabletten. Arbeit. Doch diesen Luxus hatte er nicht und wahrscheinlich würde er auch so schnell nicht in diesen kommen. Was aber würde er dafür geben, sie einfach zu schnappen und sich zu verstecken. Doch verstecken, so wusste er, war auch keine Lösung. Probleme verschwanden deswegen nicht, sie wurden nur noch mehr. Und dann? Dann würden sie über ihm zusammenbrechen und er nur noch mit kühler Miene herumlaufen. Nein er musste sich stellen, und seine Probleme lösen. Doch was war gerade wichtiger, seine Schmerzen oder sein Kind? Nicholas musste sich wohl zuerst dem Kind stellen. Eine Vaterschaftsfeststellung war der erste Schritt gewesen. Nicholas ließ alles über einen Anwalt laufen, denn nur so konnte er sicher sein, dass sie Presse davon nichts erfuhr. Er wollte sich gar nicht ausmalen, was wäre wenn sie davon Wind bekämen. Dann könnte sie, selbst in England kaum einen Fuß vor die Tür setzten. Nein, so weit durfte es nicht kommen. Nicht eine Sekunde hatte er gezögert einen Anwalt einzuschalten.
Lachend, eine Seltenheit bei ihm, zog er Sophie sanft an sich und nickte dabei. "Ich verspreche dir, dich nicht zu verlieren. Eigentlich war mein Plan die Hütte nicht zu verlassen. Kamin, du und ich." Er wackelte mit seinen Augenbrauen und lachte dann laut auf. "Mir ist gleich, wo es hingeht ich will einfach nur Urlaub. Du, ich und eine einsame Insel sind sicher auch nicht schlecht. Können wir den ganzen Tag nackt herumlaufen und uns von Kokosnüssen ernähren." Wer braucht eine Badehose auf einer einsamen Insel wo nur sie Beide waren? "Oder eine Großstadt wie Tokyo, da fallen wir auf, aber gehen auch unter." So viele Möglichkeiten, aber ihm wäre wohl die einsame Insel am liebsten. "So bald das alles hier vorbei ist, wie auch immer es ausgeht, fahren wie in den Urlaub." Nick fand die Idee immer besser und besser.
Mit einem Blick um Meer schwieg er vorerst und zog dann einen weißen Umschlag aus seiner Hosentasche. "Er kam vor einer Woche. Ich will ihn nicht aufmachen, weil ich kein Vater sein will. Ich kann das nicht." Der Brief war in der Post gewesen und Nick hatte ihn unauffällig verschwinden lassen. Allein die Tatsache, dass er Vater sein könnte, hatte schon einen riesigen Streit ausgelöst, was würde erst werden, wenn er es schwarz auf weiß war? Sie hatten darüber gesprochen, was wäre wenn aber es war immer noch etwas anders es schriftlich zu haben. "Ich will ihn nicht aufmachen." Er drückte ihn Sophie in die Hand und blickte wieder aufs Meer. "Ich will kein Vater sein, von einem Kind, dass ich nicht kenne und der keine Ahnung hat, wer ich bin. Ich weiß ja nicht einmal was ich machen muss. Das ist keine Puppe, das ist ein kleines Lebewesen, das sich auf mich verlässt. Oh nein, das ist eine Verantwortung der ich mich nicht stellen kann." Eine andere Nebenwirkung der Tablett, abgesehen von der Bekämpfung seiner Sucht, ist, dass er gesprächiger wurde. Nicht viel, aber deutlich hörbar, wenn man ihn kannte. "Und was ist wenn das alles nur ein dummer Scherz war? Oder diese Frau nur Geld will? Oder ich einfach kein Vater sein kann?" Die letzten Worten kamen etwas lauter aus seinem Mund aber der größte Teil wurde von dem Rauschen der Wellen verschluckt. Nichoals war nicht wütend, er war schlichtweg einfach überfordert und wusste nicht wie er mit der Situation umgehen sollte.
Dass sie ihn liebte, konnte er nicht oft genug hören. "Ich liebe dich auch." Der Kuss war wie Balsam auf seiner Seele und er wusste dennoch nicht, wie er so eine Frau verdient hatte. Sie stand zu ihm und das, obwohl er nicht der einfachste Mensch der Welt war. Seine Art schreckte viele ab, war doch kühl und nicht wie die meisten dachten arrogant. Irgendwann hatte er aufgeben, sich zu erklären oder Leute zu verdeutlichen, dass er nun einmal Birte war. Er war, wer er war und seine Freundin liebte ihn mit all seinen Macken. "Willst du ihn aufmachen?" Der Brief war eine Tatsache die er nicht verstecken konnte. Doch war es hier, der richtige Ort?