21.03.2021, 10:04
Dachte er das nur oder öffnete Sophie den Brief in Zeitlupe. Sein Blut rauschte in den Ohren, sein Herz schlug viel zu schnell und sein Mund war staubtrocken. Ein Stück Papier mit ein paar wenigen Zeilen sollte seine Zukunft bestimmen. Nein, er konnte kein Vater sein. Er wollte kein Vater sein. Er konnte ja gerade so auf sich selber aufpassen, wie sollte er da dann auf ein kleines Wesen, das nur schrie, die Windel voll machte, aß und schlief aufpassen. Nein. NEIN. Nicholas wollte kein Vater sein, was er wollte, war mit seiner Freundin eine schöne Zeit zu verbringen. Am Ende konnte er nur einem die Schuld geben und das war sich selber. Immerhin war er dumm genug mit jemanden zu schlafen ohne zu verhüten und dann musste er auch, mit den Konsequenzen leben. Ein Kind war aber eine verdammt große 18 Jahre lange Konsequenz. Nicholas malte sich schon die schlimmsten Szenarien aus wie er als Vater sein könnte und welche Fehler man machen konnte. Nein, er war nicht fähig ein kleines Wesen aufzuziehen und dabei noch eine gute Figur zu machen. Nicht wissend was jetzt passieren würde, lehnte er seine Stirn an ihren Oberarm und schloss die Augen. Am Ende betraf es nicht nur ihn, sondern eben auch sie. Es war noch nicht lang, dass sie so glücklich waren und dann kam der nächste Schlag. Wollte von ganz oben jemanden nicht, dass er glücklich wurde? Vorsichtig öffnete er die Augen und sah zuerst ihr Lächeln. Das konnte doch nur heißen? Aufgeregt riss er ihr den Zettel aus der Hand. Einmal. Zweimal. Dreimal. So oft las er den Brief bis er es glauben konnte. Er war NICHT der Vater und damit frei. "Nicht der Vater. Ich bin nicht der Vater. ICH BIN NICHT DER VATER." Nicholas war kühl und etwas mürrisch aber wenn er sich freute, dann doch richtig. Schwungvoll aber sanft stellte er sie auf ihre Beine und sprang auf. Ob es nur die Freude war, blieb dahingestellt. Vielleicht wirkten endlich die Tabletten. Beherzt umgriff er ihr Gesicht und küsste sie nicht nur einmal, sondern zweimal und auch ein drittes Mal. "Ich bin nicht Vater. Ich muss keine Verantwortung übernehmen..." er bremste sich in seiner Freude und griff nach ihrer Hand "...also für ein fremdes Kind. Wenn du und ich, dann..." Nicholas sprach es nicht aus, denn noch wollte er keine Kinder. Mit ihr schon aber eben nicht jetzt. Kurz hielt er inne und schaute sie an. Das war das erste Mal, dass er über Kinder nachgedacht hatte und das mit ihr. Etwas verwirrt blieb er mit dem Zettel in der Hand stehen und blickte sie an. Doch er verwarf es wieder und zerknüllte den Zettel. Ohne Probleme warf er von sich, in eine Mülltonne.
Nicholas legte seine Arme um sie, sanft zog er sie an sich und gab ihr einen Kuss. "Danke..." Noch ein Kuss folgte "...dafür, dass du bei mir geblieben bist." Nicht jede Frau wäre geblieben schon gar nicht so frisch in der Beziehung und doch hatte die rothaarige Schauspielerin ihm immer wieder zur Seite gestanden. Sie hatte ihn erduldet und auch auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht. Sophie war die Richtige für ihn. Das hieß nicht, dass er jetzt hier auf die Knie ging aber es bestätigte nur wieder, dass er sich in die Richtige verliebt hat. Sophie ergänzte ihn in so vielem. Warum hatte er das nicht schon eher gesehen?
"Lass uns tanzen, den Abend genießen." Worte die wahrscheinlich nie wieder aus seinem Mund kommen würden oder nicht so schnell. Doch es gab Grund zu feiern. Er war kein Vater. Kurz flammten die Gedanken auf, was diese Frau sich dabei gedacht hatte? Sie hatte sich nicht einfach Nicholas aus dem Telefonbuch gesucht? Es musste doch einen Grund geben? Oder bildete er sich das nur ein? Etwas verwirrt über diese Gedanken, schaute er zu Sophie. Sollte er seine Gedanken mit ihr teilen oder sie einfach beiseiteschieben? Hier war nicht der richtige Ort um das zu klären und vielleicht lag er auch einfach falsch. "Komm ich geb dir einen von diesen schrecklichen Schirmdrinks aus." Sanft zog er sie mich sich. Der Abend, trotz allem, war gar nicht so schlecht. Es kam also doch auf die Gesellschaft und nicht den Ort an.
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