25.08.2021, 07:25
Die Freunde waren auf dem besten Weg ihrer Mutter die schlaflose Nacht zu bereiten, die sie sich definitiv verdient hatte. Kiernan wollte den Klauen ihrer Eltern endlich entkommen, doch ihre Verträge machten das schier unmöglich. Nicht ohne dabei alles zu verlieren. Es ärgerte Kiernan, dass sie all die Jahre so leichtsinnig gewesen war und auf alles gehört hatte, was ihre Eltern gesagt hatten. Ohne nur zu zögern hatte das junge Mädchen alles unterschrieben, was sie ihr unter die Nase gehalten hatten. Warum auch hätte sie irgendwelche Zweifel haben sollen? Sie waren schließlich ihre Eltern und Eltern sollten immer nur das Beste für ihr Kind wollen. Doch nicht Erin und John Shipka. Sie wollten nur das Beste für sich selbst und tarnten es als das Beste für ihre Tochter. Ja, vermutlich redeten sie sich das sogar ein, um besser schlafen zu können. Die Wahrheit jedoch war, dass sie ihre Tochter ausnutzten. Noch bevor sie alt genug gewesen war, um zu wissen, ob sie schauspielern wollte, war sie im Fernsehen zu sehen gewesen. Kiernan war in die Schauspielerei hineingewachsen, wie andere Kinder es bei neuen Schuhen taten. Sie kannte nichts anderes, weshalb es für die 18-Jährige die normalste Sache der Welt war. Vor der Kamera zu stehen gehörte seit sie denken konnte zu ihrem Tagesablauf und so hatte das Mädchen sich nie die Frage gestellt, ob sie das überhaupt wollte. Immerhin wohnte ihre Familie in einem wunderschönen Haus im Malibu, weil Kiernan schauspielerte. Ihr begehbarer Kleiderschrank war voller Designerklamotten, finanziert durch ihren Job. Es gab grundsätzlich keinen Grund sich zu beschweren, unzählige Menschen träumten nur von so einem Leben. Doch es war nun endgültig zu viel. Kiernan hatte keine Kraft mehr. Sie brauchte endlich mal eine Pause und seit ihre Eltern ihr klar gemacht hatten, dass sie sich das abschminken konnte, war der Blonden endlich bewusst geworden, dass ihr Wohlbefinden für ihre Erzeuger weit hinter ihrer Karriere stand. Es war eine traurige Erkenntnis gewesen, die jedoch zu einem Silberstreif am Horizont geführt hatte. Kiernan hatte sich nun zumindest soweit es in ihrer Möglichkeit war losgelöst. Sie sagte nicht mehr Ja und Amen, wenn ihre Eltern was wollten, sondern gab Konter. Die Amerikanerin ging auf Partys, trank Alkohol und machte einfach das Beste aus der Situation, die sie sowieso nicht ändern konnte. Zu einem der besten Dinge in dieser Situation gehörte auch Timothée. Seit vielen Jahren schon war der Ältere ein Fels in der Brandung für die talentierte Shipka. Auf Tim konnte sie sich einfach immer Verlassen und das würde sich auch nicht ändern. Sie war ihm wichtig - auf eine Weise, wie Kiernan es sich von ihren Eltern wünschen würde. Nämlich Kiernan als Mensch und Individuum und nicht als Geldmaschine. Und dass die 18-Jährige sich immer auf den Schauspieler verlassen konnte, zeigte sich auch wieder einmal bei diesem furchtbaren Telefonat mit ihrer Mutter. Er spielte wunderbar mit und Kiernan war ihm dafür sehr dankbar. Eiskalt sollte es ihrer Mutter über den Rücken laufen, oh ja! Sie sollte sich an der Ananas ihres Pina Coladas in dem Luxusresort (welches Kiernan genau genommen finanzierte) verschlucken und einen schlimmen Hustenanfall bekommen. Dann sollte sie ihrem Dad von dem Telefonat berichten und er sollte sich grün und blau ärgern! Ja, dann wäre Kiernan für heute zufrieden. Wenn sie die Freunde schon störten, dann sollten sie auch die Rechnung dafür zahlen. Ihre Mission verlief ziemlich gut, denn ihre Mutter klang sehr wütend, als sie das Gespräch mit ihrer Tochter beendete. Tja, ihr Schäferstündchen war zwar gelaufen, aber das wusste Erin doch nicht. Zumindest eine kleine Entschädigung für das Vergnügen, welches den Freunden nun entging.
Kiernan beobachte Tim dabei, wie er sich sein T-Shirt wieder anzog. Zu schade, aber für derartige Spielereien war das Telefon mit ihrer Mutter noch zu frisch.