12.01.2022, 12:07
Der Rapper war total in seinem Element. Es war bei weitem nicht der erste Abend in solch einem Etablissment und es würde sicherlich auch nicht der Letzte sein. So war er eben. Gerald sah sich als jemand, der sein Ding durchzog und man konnte ihm nicht unterstellen, dass er damit nicht erfolgreich war. Seine Musik lief sehr gut, er machte Party, nahm Drogen - was sich besonders in den letzten Jahren immer mehr von einer Liebe zum Kick, zu einer Hass-Liebe gewandelt hatte. Aber das war er halt. Konnte man Nichts machen. Und wer war er überhaupt sich zu beschweren? Das waren doch Luxusprobleme im Vergleich dazu, womit andere zu kämpfen hatten. Selbst verglichen damit, wie es ihm früher ging. Damals, als er all das noch nicht hatte.
G mochte Wincent, sah Potential in ihm. Aber was ihre Weltanschauung anging, kamen sie wohl nicht auf einen Nenner. Zwar würde Gerald ihm das so niemals sagen, aber aus der Sicht des Rappers hatte der Musiker ein bisschen zu viel von diesem Zuckerwatte-Regenbogen-Denken. Dieser romantische Blick auf die Welt, die seiner Meinung nach mehr durch Wunschdenken, als durch Realität geprägt war. Das war Gerald als "Realität" sah, hatte ihn einst gebrochen und auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Dinge, die passiert waren, waren schlimm. Aber auch das konnte er sich mit seiner pragmatischen Art einigermaßen schön reden, denn immerhin hatte es seinen Blick auf die Dinge deutlich klarer gemacht. Sowas schien Wincent noch nicht passiert zu sein und man merkte es. An sich kein Problem für ihn, aber er sollte sich gefälligst aus den Angelegenheiten des Rappers raushalten. Nun ja, zumindest solange er nicht seine Meinung teilte. Gerald sprach tatsächlich noch relativ viel über Halsey, aber nur, wenn es darum ging über sie zu lästern und ihr den schwarzen Peter zuzuschieben. Jeder, der da mitmachen wollte, durfte sich diesen Gesprächen gerne anschließen. Nur durfte es nicht tiefer gehen und seine eignen Gefühle waren erstrecht tabu.
Sie gingen über diese kurze Unstimmigkeit einfach hinweg, nachdem Gerald eine klare Linie gezogen hatte. Damit waren die verschiedenen Tanzbereiche abgesteckt und sofern Wincent sich daran hielt, würden sie auch keine Probleme haben. So konnte das hier auch funktionieren.
Die Beiden gesellten sich zu den anderen Männern, blieben jedoch nicht lange in dieser Runde sitzen. Irgendwie tat Gerald es auch nie bei diesen Zusammenkünften. Für mehr als eine oder zwei Runden Wizard in der Gruppe reichte es nie, bis er dann hier quatschte, da mit einer Stripperin flirtete oder sonstwas machte. Sobald er dann die ersten Lines drin hatte, wurde diese Unruhe und dieses ständige hin und her springen natürlich nur noch verstärkt. Dazu sollte es jetzt kommen. Die Kommunikation zwischen ihm und Marty funktionierte mit nur wenigen Worten und Gerald lud direkt Wincent mit ein. Dass dieser keinen Plan hatte worum es genau ging, konnte G nicht wissen, aber er kam mit.
Die drei Männer standen auf, gingen an der Bühne vorbei, den Gang entlang und in das Badezimmer. Es war luxuriös, hatte etwas von einem fünf Sterne Hotel. Doch bei einem Schuppen wie diesem konnte man es auch erwarten. Gerald setzte sich auf die Mamorplatte, in die auch die mehreren Waschbecken vor dem großen Spiegel eingelassen waren und beobachtete Marty, der aus der Jackentasche ein Tütchen mit weißen Pulver herauszog um die Lines zu legen. "Eine oder zwei?" fragte Marty ohne dabei aufzusehen. "Zwei." antwortete Gerald, bevor sein Blick zu Wincent ging. "Du?"