17.11.2021, 07:30
„Also wie ich erst schon sagte, ich nehme mir für dich auf jeden Fall die Zeit. Ich hätte da wirklich richtig Lust drauf. Wir machen einfach mal was aussetzten und zusammen und tauschen Ideen aus. Was hältst du davon?“ Harry nickte und wieder lag ein jungenhaftes Grinsen auf seinen Lippen. Tatsächlich konnte der junge Engländer sich ein amüsiertes Kichern nicht verkneifen. Oh Haz wollte mit Ed zusammenarbeiten! Definitiv! Die Vorstellung mit dem Landsmann einen Song zu schreiben ließ Harrys Herz hüpfen und ihn ganz sicher nicht schmunzeln. Es war nur so schön anzusehen wie Hazzas Gegenüber sich freute. Wie sehr Ed die Musik liebte und dafür lebte. Manche Musiker verloren leider irgendwann diesen Funken. Deren Augen strahlten dann nur noch wenn die Verkaufszahlen ihres neusten Albums durch die Decke gingen. Ganz anders als Ed. Der lebte und atmete Musik regelrecht. Das merkte man auch jetzt und das hatte man bereits vorhin gemerkt. Etwa an der Art wie der Rotschopf sprach. So schnell und atemlos. Dass sich die Worte schier überschlugen. Oder an der Art wie Eds Augen feucht wurden und funkelten wenn er über die Lieder sprach, die er noch schreiben würde. All das wäre sogar dann ansteckend gewesen, wenn der jüngere Brite komplett unmusikalisch gewesen wäre. Darum musste Haz nun schmunzeln. Vor Freude. Weil er sich fühlte als hätte er gerade mindestens einen Liter heiße Schokolade getrunken. Da war so ein wohlig warmes Gefühl. Ed so begeistert im Bezug auf Etwas zu erleben, was auch Harry so sehr am Herzen lag. Und natürlich auch die Vorfreude auf ihren gemeinsamen Song. „Das klingt nach einem guten Plan.“ erklärte Haz. Er nickte erneut und unterstrich so seine Aussage, bevor er sich einen weiteren Schluck von seinem Bier genehmigte. Tatsächlich war das auch ganz Hazzas Meinung. Musik war keine Mathematik. Lieder keine Algorithmen. Hier ging es um küssende Musen und Kreativität. Da konnte man nur Ideen austauschen und sehen was geschah. Wobei bei Eds und Harrys Liebe zur Musik sicher was Tolles geschehen würde!
Die Liebe des Rotschopfs galt jedoch nicht nur der Musik sondern auch seiner Verlobten (sollte man meinen). Der Sänger erzählte seinem Kumpel dann wie es so war verlobt zu sein und Haz … sah ziemlich schnell ziemlich verdattert aus der Wäsche. Harrys Augenbrauen waren schon bald hochgezogen. Bei Ed klang das alles so … Naja … Fast schon nach einem Achselzucken. Als wäre diese Verlobung keine große Sache. Als wäre die anstehende Hochzeit nur irgendein drittklassiges Fest, dass man mal eben zwischen Tour und Tonstudio feiern konnte. Harry war sich sicher, dass der Rotschopf es nicht so meinte, doch auf Haz wirkte es so als würde Ed sich fast mehr auf eine Reise allgemein und nicht auf seine Hochzeitsreise freuen. Er wusste schon, dass man niemandem einen Ring an den Finger stecken musste, um mal für ein paar Tage wegfahren zu können, oder? Doch mal im Ernst. Wo blieb hier die Romantik? Eventuell war Haz auch zu romantisch veranlagt oder er schaute zu viele romantische Komödien mit Julia Roberts, aber das alles wirkte so schrecklich nüchtern. Beinahe so als würde Ed nur heiraten gerade weil er schon so ewig mit seiner Freundin zusammen war. Nur weil es jetzt langsam mal "an der Zeit" war oder so ein Blödsinn. Der Brite starrte einen Moment lang in sein dunkles Bier hinein. Ob Hazza seinen Landsmann wohl auf diesen Eindruck ansprechen sollte? Und ob Ed wohl wirklich nur lauwarme Gefühle für dieses ganze Unterfangen 'Ehe' hegte? Harrys Stirn kräuselte sich. Quatsch! Ed meinte das alles gewiss nicht so! Es kam gerade nur so rüber. Warum auch immer. Vielleicht hatte der Rotschopf sich bei der Wortwahl irgendwie vergriffen oder was auch immer. Sicher liebte Ed seine Verlobte heiß und innig. Sonst wäre sie ja schließlich nicht seine Verlobte. Also würde Haz seinen Freund auch nicht auf dessen Worte ansprechen … Oder doch? Komisch war das ja doch irgendwie schon und unter Freunden sprach man über sowas. Unschlüssig musterte der Sänger seinen Freund. Dann irrten Harrys Blicke ziellos durch den Pub, während Haz noch immer grübelte. So schnell sagte halt noch nicht mal jemand, der so gerade heraus war wie der Musiker es grundsätzlich war, einem Kumpel, dass dieser doch recht nüchtern über seine eigenen Hochzeitspläne sprach. Der Brite sah zum Geburtstagskind. Die Frau biss genüsslich in ein Stück Kuchen. Auf ihrer Unterlippe klebte rosafarbener Zuckerguss. Diesen starrte der junge Mann kurz wie hypnotisiert an. Die Räder in seinem Kopf drehten sich noch immer. Schließlich wandte Harry sich aber wieder Ed zu. „Bist du sicher, dass du heiraten und in die Flitterwochen aufbrechen und nicht einfach nur jemanden haben willst, mit dem du dir die Reisekosten teilen kannst?“ Sprach Haz das Thema dann doch an. Beschwingt und locker. Als wäre es ein Scherz. Eine flapsige Bemerkung. Begleitet von einem glucksenden Lachen. Dennoch versteckte sich ein ernster Unterton zwischen den Silben. Ich meine nur … Ich weiß auch nicht …“ Der Sänger fuhr sich jetzt mit der Hand durchs braune Haar. Eine Geste, die eine gewisse Nervosität nun aber doch durchaus erahnen ließ. „Wenn man dich so sprechen hört, dann klingt das alles irgendwie eher pragmatisch als romantisch.“ murmelte Haz und bedachte Ed mit einem entschuldigenden Blick. „Aber was weiß ich schon! Notting Hill auswendig mitsprechen zu können macht einen schließlich noch lange nicht zum Beziehungsexperten!“ Harry grinste schief. Langsam wurden seine Wangen immer wärmer. Vielleicht hätte er dieses total persönliche und intime Thema doch nicht ansprechen sollen. Ablenkungsmanöver! „Ähm … Soll ich vielleicht zum Tresen gehen und uns noch zwei Bier holen?“