05.12.2021, 11:35
'Meinst du, es müsste mir Angst machen?' hatte Ed gefragt und Harry schüttelte nun entschieden den Kopf. „Nein, nein, keine Angst!“ stellte der Engländer klar. „Natürlich keine Angst.“ Haz hatte abwehrend die Hände gehoben und streckte dem Landsmann seine Handflächen entgegen. So hatte Haz das gewiss nicht gemeint und es war ihm auch nicht recht, dass der Rotschopf anscheinend diese Schlüsse zog. „Bei dir klang das nur einfach so …“ Harry verzog nachdenklich das Gesicht zu einer Grimasse und kratzte sich am Kopf. Er durchforstete sein Gehirn nach den Worten, die am besten ausdrücken konnten wie der Sänger empfand. „So als wäre diese Hochzeit irgendwie keine so große Sache für dich.“ begann der Brite und zuckte ein wenig unschlüssig mit den Schultern. „Schon wichtig, schon nach Etwas, auf das du dich freust, klar. Es wirkte jetzt nicht so als wäre es dir eigentlich komplett scheißegal oder so, irgendeine langweilige Formalität, die man jetzt vielleicht mal erledigt, weil sie gerade in den Zeitplan passt. Keine Sorge, so kam das jetzt auch nicht rüber.“ erläuterte Hazza und unterstrich seine Worte mit einem Kopfschütteln. „Es es nur so …“ Er legte die Stirn kurz in grüblerische Falten. „Wenn ich mich mal wieder mit Niall, Liam und Lou auf ein Bier treffe, dann freue ich mich auch sehr darauf. Dann ist mir das auch wichtig. Aber ich hoffe doch, dass meine Hochzeit mir dann doch noch wichtiger sind wird, als ein netter Abend mit den Jungs, selbst wenn auch dieser Abende längst nicht so oft stattfinden wie wir uns das wünschen würden. Verstehst du wie ich meine?“ Harry sah Ed ein wenig unsicher an. Was Hazza meinte war dabei eigentlich ganz simpel. Es gab große Sachen, die einem sehr wichtig waren und auf die man sich total freute. Die hatten definitiv einen enorm hohen Stellenwert und machten das Leben selbst dann noch schöner und bunter, wenn es bereits in allen Farben des Regenbogens schimmerte. Wie eben ein Treffen mit den Brüdern im Geiste, die man schon viel zu lange nicht mehr gesehen hatte. Und dann gab es Sachen, die einfach noch einen Ticken größer waren. So wie die eigene Hochzeit. Auf Harry hatte es einfach so gewirkt, als würde Eds Hochzeit vom Stellenwert her eher in die 'Abend mit den Jungs'-Kategorie einzuordnen sein. Für sich auch eine große und tolle Sache, aber eben nicht ganz so groß und gewaltig und entscheidend. Eds Mangel an klassischer Romantik spielte da für Haz übrigens auch keine Rolle. Für Harry musste es nicht die opulente Hochzeitsfeier in Paris sein. Stilecht mit weißen Tauben und einer mehrstöckigen Torte. Ein Paar konnte sich auch in Las Vegas das Ja-Wort geben. Ganz klischeehaft vielleicht im Jogginganzug, bereits vor der Trauung angetrunken und natürlich mit einem Elvis-Imitator, der einen dann für verheiratet erklärte. Um solche Dinge ging es für den Sänger nicht. Für ihn spielten einzig die Gefühle eine Rolle. Wenn das Vegas-Paar mit dem Herzen dabei war, dann war seine Hochzeit genauso "legitim" wie die der Verliebten aus der Stadt der Liebe. Bei Ed und Cherry hätte man bei den Worten des Musikers den Eindruck bekommen können, dass diese rosaroten Gefühle … Nun … Vielleicht einfach nicht ganz so rosarot waren. Das war für Harry der Knackpunkt gewesen. Allerdings konnte der Rotschopf Haz dann rasch davon überzeugen, dass bei Cherry und Ed der Himmel durchaus voller Geigen hing. Ein ganzes Orchester spielte dort sogar und die süßesten Melodien noch dazu. Perfect war Cherrys Lied. Mehr musste Hazza gar nicht wissen. Ein wohliges Gefühl breitete sich in ihm aus. Mit einem ehrlich Lächeln auf den Lippen und glücklich strahlenden Augen erhob der Sänger sich von seinem Platz, um zum Tresen zu gehen. Er freute sich unheimlich für Ed und Cherry und das auch ganz aufrichtig.
Am Tresen angekommen musste Haz warten bis er an der Reihe war. Ein turtelndes Paar orderte vor ihm. Während der untersetzte Mann einer bunt tätowierten Bardame die Bestellung nannte, schmiegt sich seine rotblonde Freundin an ihn und sah verliebt zu ihm hoch. Als Harry kurz darauf mit zwei Pints Bier zu seinem und Eds Platz zurückging, waren seine Gedanken noch immer bei dem Paar und bei Ed und Cherry. „Ich beneide dich ja schon ein wenig.“ gab Hazza zu und schob dem Rotschopf dessen Bier hier. Dann setzte er sich wieder Ed gegenüber. „Wegen Cherry. Wegen deiner Beziehung.“ fügte Harry erklärend hinzu. „Ich weiß, nach dem ganzen Hin- und Her mit Cara sollte man das nicht für möglich halten.“ Er lächelte gequält. „Und das Leben als Single ist auch wirklich echt okay und hat Vorteile und alles.“ Harry deutete ein Nicken an und sah nun ernst drein. „Aber ich bin halt ein alter Romantiker.“ Er seufzte. Die Gedanken des Briten schlichen nun unweigerlich zu Ana und zu dem Deal der beiden Freunde. So schnell wie diese Gedanken gekommen waren, so rasch verscheuchte Harry sie aber auch wieder. Dieser Deal war doch nur eine Art Gag. Nur eine Art Gag …