05.04.2021, 10:31
Die Dusche tat gut. Langsam kehrte wieder mehr Leben in ihren Körper zurück. Ihr Kopf dachte zumindest in der Zeit mehr darüber nach, wie angenehm die Wärme war, als alles, was zuvor passiert war. Der unangenehme Schmerz der Kälte verschwand und ermöglichte es. Dafür kehrten mit der Zeit die Gedanken zurück, dass sie wirklich gerade in Joes Wohnung duschte. Besonders bewusst wurde ihr es, als sie verloren in seinem Wohnzimmer auf ihn wartete. Peinlich? Sicher irgendwo, doch am meisten belastete Gigi, dass sie dann auch noch ihm eine Belastung war. Vielleicht hatte er eigentlich heute ein Date gehabt. Gut, bei dem Sturm wollte man eh nirgendwo raus, aber trotzdem. Er hatte sicherlich Besseres zu tun, als sie zu babysitten. Als er Dunkelhaarige dann mit dem Tee sich zu ihr gesellte, schaffte sie es sogar, ihm ein minimales Lächeln zu schenken. Natürlich fragte er, ob sie darüber reden wollte. Hinter Joes Frage war keine hinterhältige oder böse Absicht. Es war das Normalste der Welt in solch einer Situation. Schon als klein Kind bekam man es bei gebracht. Wenn es jemandem schlecht ging, bot man Hilfe an. Für Gigi war nur der Gedanke seltsam mit ihrem Ex, für den sie ihren nun Ex verlassen hatte, über ihren Ex zu sprechen. Obwohl das Verlassen nicht einmal die Situation so unangenehm machte. Es war eher die Tatsache, dass sie eben wenn man es genau nahm, Joe mit Zayn betrogen hatte. Technisch gesehen war sie, als Sie und Zayn sich das erste Mal nahegekommen waren, damals noch mit dem Jonas Brother zusammen gewesen. Es war nur ein Kuss gewesen, nicht mehr dennoch. So war das Model eigentlich nicht. Gigi hielt viel von treue. Die Tatsache, dass es bei G.I Joe, ihrem damaligen Shipnamen, schon nicht mehr rund gelaufen war, war keine Entschuldigung. Der Punkt war, Gigi hatte ihm nicht nur das Herz gebrochen, sie hatte ihn generell gebrochen. Bis heute hatte sie Schuldgefühle. Der dunkelhaarige Lockenkopf hatte das nicht verdient. Joe Jonas war ein Mensch der so viel Liebe in sich trug und sie auch gerne gab. Es hatte schon so einige Situationen gegeben, gerade wenn man sich in einem Backstagebereich über den Weg gelaufen war, wo sich Gi gefragt hatte, ob es damals die richtige Entscheidung gewesen war. Die Liebe zwischen Zayn und ihr war wie ein Feuer. Von dem ersten Moment an waren sie beide entflammt gewesen. Wie das Element war ihre Liebe. Leidenschaftlich und alles verzerrend. Feuer war aber auch unheimlich zerstörerisch. Zwar hatte die Blondine die feurigen Streits mit Zayn, die in der Regel zu Sex geführt hatten, genossen. Die Dinge, über die sie sich gestritten worden war, waren Differenzen gewesen, die immer wieder gekehrt waren. Klar, es war auch eigentlich nur wie ein Pflaster über einer Platzwunde gewesen. Auf Dauer war es nur eine Frage der Zeit, bis jedes Feuer ausbrannte. Übrig blieb dann nur Zerstörung.
Mit Joe war es anders. Diese alles verzerrende Leidenschaft hatte es so zwar nicht gegeben, aber mit ihm hatte man diese beruhigende Beständigkeit gehabt. Das Gefühl, nicht in Gefahr zu sein. Immer ein Zufluchtsort in ihm zu haben, wo er einem alle Zeit der Welt gab. So wie nun. Wie viel Zeit war seit seiner Frage vergangen? Sekunden? Oder gar Minuten? Es drängte sie nicht. Er gab ihr die Ruhe und Zeit, sich zu entscheiden. Der Brite hätte längst zwar auch Sorge, aber sie gedrängt mit ihm zu reden. "Ich." Unterbrach sie die stille noch immer leicht weggetreten. "Ähm." Folgte kurze Zeit später und machte deutlich, wie durcheinander sie war. Nach außen hin wirkte sie sogar recht ruhig. Ihr innerstes war wie eine kaputte Achterbahn, wo die Fahrt endlos war. Das Problem war nicht einmal, das sie mit Joe darüber reden sollte. Gigi selbst hatte es noch nicht wirklich verarbeitet. "I don't know what happend." Das war die Wahrheit. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie noch immer nicht verstanden, was da vorhin in dem halb leeren Appartement passiert war. "Es war als,..." Begann Gigi mit dem Blick auf den Wohnzimmertisch blickend. "Er, war so unglaublich verletzt." Sprach sie nach ein paar Atemzügen weiter. Vor ihren Augen ging sie die Situation noch einmal durch. "All diese Dinge, die er sagte." Fuhr sie ihr brüchiges Selbstgespräch fort. Kein Moment löste sich ihr Blick. Kein Moment konnte sie zu dem Jonas Brother hinüber sehen. Viel gesehen hätte sie so, wieso nicht, da ihre Sicht von Tränenwasser verschwommen war. "We broke up." Folgte dann mit gebrochener Stimme, als würde sie selbst erst realisieren. Tatsache war, es war das erste Mal, das sie es so wirklich ausgesprochen hatte. Der Schock darüber stand ihr ins Gesicht geschrieben. Mit geweiteten Augen hielt sie unbemerkt den Blick auf den imaginären Punkt, der nun noch mehr als zuvor verschwamm. Das Gefühl, nicht atmen zu können, nahm wieder zu. Genau so war sie auch auf der Treppe in den Zustand geraten.