06.06.2020, 12:39
Michelle war wirklich überrascht Ian zu sehen. Von allen Menschen hatte sie ihn hier am wenigsten erwartete. Nicht weil er ein braver Junge gewesen war, sondern weil sie nicht ahnte, dass er immer noch mit seiner Sucht zu kämpfen hatte. Doch er lebte in derselben Welt wie sie. Eine Party jagte die andere, immer wieder lagen die Versuchungen direkt vor ihnen. Jeder kämpfe einen anderen Kampf. Mit einem Lächeln rieb sie sich ihre Nase. Sie kannte sowohl Nina als auch Ian und wusste Bescheid über die Trennung aber eine Seite bezog sie nicht. Nur er und Nina und vielleicht seine neue Frau, wussten was wirklich vorgefallen war. Ein Urteil oder eine Meinung würde sie sich darüber nicht bilden. Beziehung, Freundschaften und das Vermischen von beiden ging nicht immer gut aus und diese 2 waren das perfekte Beispiel. Ihren Becher immer noch in der Hand und der Kaffee nicht auf Ians Shirt, lachte sie kurz ehe sie ihm antwortete. "Du weißt doch, so bekomme ich einfach immer alles, was ich will." Sie umarmte ihn nur schnell und kurz. Ihre Freundschaft, bestand aus wenigen Worten und wenigen Nachrichten, aber sie bestand immer noch. Michelle mochte Ian, besonders seine Einstellung zu Welt und wie man sie retten konnte. Erst nickte sie ihm zu, bevor sie sprach. "Wem sagst du das, so viele Versuchungen! Jeder Tag ist ein Kampf und jeden Tag will man gewinnen." Sie hielt ihren Kaffeebecher etwas fester und blickte ins Leere. Nur jemand der auch mit dieser Sucht zu kämpfte hatte, verstand was sie meinte. Irgendwie beruhigte es Michelle jemanden hier zu haben, den sie kannte. Sie war nicht allein, denn das war sie in den letzten Jahren genug. "Meine Entschuldigung ist eine kleine Tochter die stolz auf ihre Mutter sein soll." Aya war der Grund warum sie das hier machte oder wieder machte. "Meine Gruppe auf der anderen Seite der Stadt wurde aufgelöst, Geld gestrichen und so bin ich hier gelandet." Etwas das die Brünette einfach nicht verstand, wie konnte man die Hilfe für suchtkranke Menschen nur einfach streichen. Warum wurde man allein gelassen? Ihr Land verrottete von innen und keiner wollte etwas dagegen tun. Mit einem Blick zu ihm und dann zu dem Kreis aus Stühlen schaute sie ihn an und sprach mit einer kindlichen Stimme. "Willst du neben mir sitzen." Lachend ergriff sie einfach seine Hand, Michelle verstand sich schon immer mit Männer besser als mit Frauen. Männer urteilten nicht über sie, nur weil ihre Haare nicht richtig saßen oder sie eben nicht die typische Frau war.
Auf ihrem Stuhl war sie nicht weniger nervös und so rutschte sie hin und her. Still sitzen war noch nie eine Sache gewesen, die Michelle besonders gut konnte. Sie zappelte, sie lachte, sie wackelte zu viel mit ihren Armen und ihr Fuß stand nie still. Es war ja nicht nur der Alkohol, der eine Sucht darstellte, nein auch Zigaretten war ein Laster, dass sie abgelegt hatte und deren Entzug sie zu spüren bekam.
Ihr Blick hob sich und sie schaute etwas verwirrt in die Runde, wann hatte die Sitzung angefangen? Hatte man mit ihr gesprochen? Eine Frau schaute sie besonders freundlich an und es war ihr gleich klar, wer sie war. Die, die Sitzung leitete. "Sie sind neu, richtig?" Michelle lag eine freche Bemerkung auf den Lippen aber sie hielt sich zurück. Ein kurzes Nicken, war, war sie dieser Frau schenkte. "Wollen sie sich vorstellen." Natürlich blieb ihr dies nicht erspart aber so war das eben. "Hallo..." die Runde schenkte ihr ein Hallo zurück, das sie überraschte "...mein Name ist Michelle und ich bin Alkoholikerin." Man war nur richtig trocken, wenn man nichts mehr trank, aber leider tat sie das nicht. Sie war schwach aber wollte sich bessern für ihr Kind, das auf sie vertraute und für das die Schauspielerin Verantwortung hatte.