26.09.2020, 11:22
Es war Juni und dennoch war die Luft für diese Jahreszeit kalt. Schon verrückt, wenn man Hitze gewöhnt war, waren ein leichter, kühler Wind sofort kalt. Vielleicht waren es auch nur ihre texanischen Wurzeln die durchschlugen? Sie warf einen schnellen Blick in den Himmel, kaum, dass sie das Gebäude verlassen hatte. Es war eine ruhige und auch klare Nacht die über L.A. hereingezogen war. So wie es Michelle kannte und auch liebte. Dass sie jetzt mit Ian einen Kaffee trinken ging, war eine spontane Entscheidung von ihr. Natürlich wollte sie nicht sehnlicher als zu ihrer kleinen Tochter zurück, aber irgendwie genoss sie auch seit langem wieder einfach nur sie zu sein. Nicht Mutter, sondern Frau. Michelle genoss jeder Sekunde mit ihrer Tochter aber es gab Momente, in denen sie einfach nur sie sein wollte. Keine Verpflichtungen, einfach loslegen. Es war ja nicht nur ihre Tochter, nein auch ihr Alter. Michelle war nie jemand die es interessiert hatte, wie viele Kerzen jetzt auf der Torte waren, doch die magische 40 klopfte an ihrer Tür. Heute in genau 4 Wochen, gehörte sie zum 40er Club und hatte sie es letztes Jahr noch unter den Teppich gekehrt, war es heute irgendwie, wie eine graue Wolke dir über ihr schwebte. Oder vielleicht war es auch nur ihr Mutter, die ihr immer wieder vorjammerte, dass sie doch heiraten sollte damit Aya eine richtige Familie hatte. Aber hatte sie das den nicht auch jetzt schon? Brauchte es wirklich einen Mann in ihrem Leben, damit Aya gesund und glücklich aufwuchs? Manchmal verstand Michelle die Welt nicht mehr. Genügte es denn nicht, dass sie alles gab und immer dafür sorgte das ihre Tochter glücklich war? Entzog sie Aya etwas, wenn kein Vater da war? Natürlich war ihr klar, dass irgendwann einmal Fragen kamen, wer ihr Vater sei aber doch nicht jetzt schon. Sie wollte sich einfach nicht mit dem Thema auseinandersetzen. Nur weil sie den Vater finden könnte, hieß das ja noch lang nicht, dass er einer sein wollte. So wie es gerade war, war es für die Schauspielerin richtig. Daran konnte auch ihre Mutter nichts ändern, außer Streit zwischen den Beiden zu provozieren. Immerhin war sie bald 40 und keine 17en mehr. Wahrscheinlich war jede Mutter so, sie war es einfach nicht gewohnt, wenn man ihr vorschreiben wollte, wie sie ihr Leben leben sollte.
Hawaii, wenn sie ehrlich war, hatte sie wirklich ein- bis zweimal mit dem Gedanken gespielt umzuziehen, doch es auch gleich wieder verworfen. Hier in L.A. war sie nicht allein, auf Hawaii aber schon. "Ja Hawaii ist toll, aber L.A. hat auch so einiges zu bieten." Sie nickte ihm zu und sprach dann weiter. "Ich glaub ich sollte mir auch, etwas außerhalb der riesigen Stadt suchen. Ich will das Aya mit viel Natur um sich herum aufwächst." Eigentlich wollte auch sie, raus aus der Stadt. Hier zu arbeiten, war das eine aber jeden Tag hier zu leben, eine andere. "Mein Haus ist zwar nicht direkt in L.A. aber ich denke man kann immer noch mehr grün haben oder. Vielleicht auch einen Hund oder so." Das Bild der idealen Familie hatte sie Texanerin noch nie im Kopf. "Aber jetzt bleiben wir glaub ich erstmal da wo wir sind." Es war ja nicht nur, dass sie ein Haus finden musste, nein der Umzug hatte es auch in sich. Dazu fehlte ihr einfach die Kraft.
"Dann lass uns laufen." Sie blickte zu ihrem Wagen, der immer noch stand, wo sie ihn zurückgelassen hatte. In L.A. nicht immer der Fall. Michelle genoss die Anwesenheit von Ian, was schon überraschend war. Das letzte Mal, dass sie sich gesehen hatten oder gar gesprochen, war Jahre her und doch war es, als wären nur ein paar Tage vergangen. Was auch immer zwischen Ian und Nina war, Michelle ging es nichts an und sie würde auch keine Partei ergreifen. "Also hast du wirklich Lust mit mir einen Kaffee trinken zu gehen oder willst du nur nicht nach Hause, weil du da allein bist." Sie ließ ihr lautes, typisches Lachen von sich, ehe sie den Kopf schüttelte. "Das war ein Scherz. Warum haben wir eigentlich den Kontakt verloren?" Die Frage kam spontan über ihre Lippen, denn einen wirklichen Grund konnte sie nicht nennen. "Hollywood eben." Das nuschelte sie mehr vor sich hin, als es an Ian zu richten. Michelle war niemand der viele Freunde hatte, damit meinte sich richtige Freund und nicht diese alt bekannten Hollywood Freunde. Umso verwunderlicher war es für die Schauspielerin, dass sie mit Ian einfach so reden konnte. Ian, war anderes und Michelle konnte sich nicht erklären warum.