29.04.2021, 09:04
Ihrer beider Karriere hatte, besonders wenn es um Beziehungen ging, sicherlich so einiges an Nachteilen aufzuweisen. Noch dazu, wenn man wie sie beide auf unterschiedlichen Kontinenten lebte. Man hatte eigentlich viel zu wenig Zeit füreinander, konnte sich viel zu selten tatsächlich sehen. Oft nur über Videoanruf oder Ähnliches. Aber dass man mal wirklich Zeit zusammen verbringen konnte war absolut selten. Und dann meist auch nur längere Zeit am Stück und dann umso länger wieder gar nicht. Viele Beziehungen scheiterten also sicherlich an genau diesen Punkten. All jene, die es eben nicht aushielten, ihren Partner, den Mensch den sie liebten, so lange nicht sehen konnten, nicht in die Arme schließen konnten. Aber, dieser Beruf hatte eben auch seine guten Nebeneffekte. Einer, der Ariana immer in den Sinn kam und für den sie manchmal sogar fast dankbar war: diese Umständen konnten selbst eine länger Beziehung frisch halten. Wenn man sich nicht so oft sah, nicht wie andere Paare zusammen wohnte und ständig aufeinander hockte, dann trat auch die Routine nicht so schnell in die Beziehung ein. Die Freude, wenn man sich wieder sah, war umso größer. Und die Sehnsucht nach dem jeweils anderen konnte die Bindung und die Gefühle mitunter echt stärken. Natürlich wäre es Ari lieber, wenn sie Wincent immer um sich hätte, nicht oft wochen- oder gar monatelang ohne ihn aushalten müsste. Aber es war nun mal eben so. Und so lange die Beziehung noch so frisch war – und noch nicht mal öffentlich – kam auch zusammen ziehen noch nicht in Frage.
Umso mehr wollte sie aber eben auch die gemeinsame Zeit, die sie nun hatten, genießen. Außerdem war es ihr Geburtstag, und den wollte sie mit positiven Gedanken und Erinnerungen füllen und nicht mit Trübsal blasen wegen ihrer Fernbeziehung. Und auch, wenn sie natürlich liebend gerne nun einfach im Hotelzimmer weiter gemacht hätte – und das hätte sie wirklich gerne getan – so gehörte dazu eben auch etwas simples wie ein Candle Light Dinner oder ein Spaziergang durch den Park. Dinge, die für „normale“ Paare vermutlich völlig normal klangen waren für jemanden wie sie beide etwas besonderes. Etwas, das man so selten machen konnte, dass es schon fast aufregend war, wenn man es dann doch mal tun konnte.
Und das nicht nur, weil sie sich beide eben so selten sahen. Sondern auch, weil besonders ihr eigenes Gesicht mittlerweile wohl zu den bekanntesten Gesichtern der Welt gehörte. Besonders in Los Angeles oder New York konnte Ari mittlerweile kaum mehr aus dem Haus gehen, ohne dabei von irgendjemandem abgelichtet zu werden. Seien es nun Paparazzi oder Fans mit deren Handys. Fotos und Videos entstanden beinahe immer, wenn sie irgendwo unterwegs war. Aber genau das war ja auch einer der Gründe, warum sie sich dazu entscheiden hatte, hierher nach Deutschland zu kommen dafür. Hier schien die ganze Paparazzi-Kultur noch deutlich angenehmer zu sein. Und niemand, wirklich niemand würde wohl ausgerechnet hier in Berlin damit rechnen, tatsächlich Ariana Grande über den Weg zu laufen. Also rechnete sie eigentlich doch damit, dass sie heute ziemlich ungestört und unerkannt bleiben würden und einfach die Zeit zu zweit genießen konnten.
Und doch konnte sie dieses mulmige Gefühl in der Magengegend einfach nicht gänzlich abschütteln. Vermutlich war es aber wirklich einfach nur die Paranoia, die sich schon in ihr manifestiert hatte. Also versuchte sie auch dieses Gefühl schnell wieder abzuschütteln. Bei seiner Frage, ob sie ihm denn nun mal verraten würde, wohin es gehen würde, blickte sie ihn nur schelmisch grinsend an. „Nein. Und jetzt gedulde dich doch noch ein paar Minuten. Wir sind ja bald da, dann wirst du es ja sehen.“, antwortete sie ihm grinsend, zog ihn erneut für einen kurzen Kuss zu sich herunter, ehe sie grinsend weiter gingen. „Wo wäre denn der Spaß für mich, wenn ich dir so kurz vor dem Ziel schon verrate, was dich erwartet?“, fügte sie noch hinzu, versuchte weiterhin zu grinsen und diese unbeschwerte Art, die sie eigentlich fast nur mehr in Wincents Gegenwart hatte, aufrecht zu erhalten. Aber schon wieder war da dieses unbestreitbare Gefühl, beobachtet zu werden. Vorsichtig drehte sich Ari ein wenig um, suchte möglichst unauffällig die Gegend ab.
Und tatsächlich liefen da einige Meter hinter ihnen zwei junge Mädels, vermutlich genau im Alter ihrer beider Zielgruppen, die zwar miteinander sprachen, sie beide scheinbar nicht zu beachten schienen – die in Ari aber dennoch ein ungutes Gefühl auslösten. Immerhin war die Beziehung noch immer geheim und eigentlich wäre es ihr mehr als recht gewesen, wenn das auch noch so bleiben würde. Klar würde sie ihr Glück am liebsten lauthals von allen Dächern rufen. Aber sie wusste eben auch, dass sich sofort jeder das recht herausnehmen würde, über diese Beziehung zu reden und zu urteilen, sobald es offiziell wäre. Und das wollte sie so lange wie möglich hinaus zögern…
Also warf sie nochmal einen kurzen Blick zurück, auf die Handys der beiden Mädels. Was ja an sich in der heutigen Zeit nichts besonders war, immerhin lief gerade die Jugend ständig mit dem Handy in der Hand herum. Aber es bot eben auch die Möglichkeit, Fotos oder Videos zu machen, sobald sie nicht mehr hinsehen würde. Weshalb sie sich wieder Wincent zuwandte und diesen unsicher ansah. „Babe.. ich bin mir nicht ganz sicher, aber… vielleicht wurden wir erkannt..“, meinte sie leise und deutete kaum merkbar mit dem Kopf auf die Mädels hinter ihnen. „Also wenn du auf Nummer sicher gehen willst, dann können wir auch auf Distanz gehen?“, fügte sie fragend hinzu und blickte auf ihre Hand, die schon die ganze Zeit in der seinen lag. Immerhin würde es wohl Hauptsächlich ihn treffen, wenn es raus kommen würde. Er wäre dann nur mehr „der Freund von…“ oder derjenige, der sie vermeintlich ausnutzen wollte um an mehr Ruhm zu gelangen oder war auch immer sich die Klatschpresse sonst für einen Mist ausdenken würde. Also wollte sie auch ihm da hauptsächlich die Entscheidung überlassen, ob er für diesen Shitstorm schon gewappnet war oder noch nicht.