31.08.2021, 06:28
Natürlich wusste Ariana schon lange, dass sie aufgrund ihres Berufes nie eine wirklich „normale“ Beziehung führen würde können. So etwas ging, wenn man einen Job mit geregelten Arbeitszeiten hatte. Und an einem fixen Ort arbeitete. Aber als Sängerin war das einfach nicht möglich. Da war sie mal hier, mal dort im Studio, flog mal auf einen anderen Kontinent um mit Jemandem an einem Song zu arbeiten oder ein Musikvideo oder ein Interview zu filmen. Und wenn man dann mal eine Platte heraus gebracht hatte, dann folgte bald darauf so gut wie immer eine Tour. Und in ihrem Fall war das eben eine Tour um die ganze Welt – und das dauerte meist ein ganzes Jahr. Natürlich gab es dazwischen dann immer wieder kurze Pausen von ein paar wenigen Wochen, die sie dann Zuhause in L.A. verbrachte bisher. Aber die meiste Zeit dieses Jahres war sie auf der ganzen Welt unterwegs. Und sie war nicht so naiv zu glauben, dass Wincent sie da begleiten könnte. Selbst wenn er das wollen würde – was sie nicht glaubte – konnte er es nicht, da er ja seine eigene Karriere hatte, die er verfolgen musste und auch sollte.
Aber auch mit diesem Wissen, dass ihre Beziehungen sowieso nie wirklich „normal“ sein würden, wollte sie dennoch eigentlich nie eine wirkliche Fernbeziehung. Denn da kam zusätzlich noch erschwerend hinzu, dass sie nicht einmal am selben Kontinent lebten und sie somit immer absprechen und koordinieren mussten, wann sie sich wie und wo sehen konnten. Immerhin wollten sie beide auch ihre Familien regelmäßig sehen in ihrer sowieso schon wenigen Freizeit. Und dann kam da nun noch zusätzlich der Partner am beinahe anderen Ende der Welt dazu, den man sehen wollte. Alleine der Gedanke daran bereitete ihr beinahe schon Bauchschmerzen.
Aber heute wollte sie eigentlich wirklich nicht an solche Dinge denken. Immerhin wollte sie die sowieso schon so spärliche Zeit mit Wincent auch wirklich genießen. Bei seinen Worten musste sie erst leise lachen, ehe sie ihn entrüstet ansah. „So ein Blödsinn! Egal was du machst, du könntest mich nie enttäuschen.“, meinte sie mit einem leichten Kopfschütteln. „Und außerdem ist mein Plan heute auch gar nicht so besonders. Nichts allzu Ausgefallenes oder so.“, fügte sie noch ein wenig kleinlaut mit einem Schulterzucken hinzu. Es war ja auch wirklich eher die Gesellschaft, die es zu etwas Besonderem machte. Sein Strahlen konnte sie aber nur erwidern. Ein Strahlen, das nach seinen Worten wohl um gefühlt 1000 Watt anstieg. „Ich liebe dich auch.“, erwiderte sie grinsend. Vielleicht war sie in der Vergangenheit manchmal schon etwas zu leichtfertig mit diesen Worten umgegangen. Aber jetzt meinte sie sie wirklich zu 100% ernst.
Nachdem allerdings die Vermutung in ihr immer weiter stieg, dass die Mädchen hinter ihnen nicht ganz zufällig schon eine Weile hinter ihnen herliefen und auch nicht ganz zufällig die Handys in der Hand hielten, verschwand auch ihr Strahlen von eben schnell wieder. Nicht, weil sie es unbedingt geheim halten wollte, sondern eher als Schutz für ihn. Sie würde nicht diejenige sein, die viele unschöne Dinge über sich lesen und hören würde. Er war der eher Unbekannte von ihnen – und in ihrer Heimat Amerika gänzlich unbekannte. Da würde es schon mal losgehen damit, dass sich die Medien sicherlich das Maul über ihn zerreißen würden, dass er sie nur als Sprungbrett nutzen wollte. Und das wäre nur der Anfang. Der harmlose Anfang, da war sie sich absolut sicher. Weshalb sie ihm auch die Möglichkeit gab, die Distanz wieder etwas mehr zu wahren, um vielleicht doch nochmal unbescholten davon zu kommen. Aber stattdessen überraschte er sie, indem er das genaue Gegenteil machte und sie küsste. Perplex sah sie ihn einen Moment an, nachdem er sich dann doch ein wenig von ihr distanziert hatte danach. Nicht, weil er damit zu weit gegangen war oder dergleichen, sondern einfach, weil sie verdammt überrascht war.
„Ich… denke nicht, dass du wirklich weißt, worauf du dich da gerade eingelassen hast.“, meinte sie leise zu ihm und konnte den sorgenvollen Blick wohl nicht verbergen. „Ich befürchte, dass es nicht einfach nur „ein paar weniger Fans“ sein werden, die dich jetzt erwarten.“ Sondern eher ganz viel mieses Gerede, plötzliches immenses Interesse an ihm und seiner Person. Familie und Freunde würden von den wirklich schlimmen Klatschmedien Amerikas kontaktiert werden, um möglichst viel und möglichst schmutzige Details über ihn heraus zu finden. Sie hoffte, dass er und vor allem auch alle in seinem Umfeld damit klar kommen würden. Sie war derzeit eine der gefragtesten Künstlerinnen – und ein wahnsinnig beliebtes Paparazzi-Motiv… Fast jede Woche war sie auf irgendeinem Titelblatt mit einer neuen absurden Schlagzeile. Und jetzt würde er da wohl bald mit darauf landen… Dennoch hielt sie ihm ihre Hand ein Stück entgegen, als Einladung sie wieder zu nehmen, wenn er das wirklich wollte.