29.06.2020, 06:29
Eigentlich hatte Dylan sich ziemlich lange überlegt, ob er auf diese Verlobungsfeier gehen sollte oder lieber doch nicht. Einige Male hatte er zu einem deutlichen doch nicht tendiert, aber letztendlich hatte er sich selbst klargemacht, dass sein Leben auch nach der Trennung von Britt weitergehen musste. Der Gedanke, als frischer Single ausgerechnet auf eine Verlobungsparty zu gehen, war zwar nicht besonders erbaulich gewesen, aber er war tatsächlich auch neugierig darauf gewesen, wie die Feier so sein würde und vor allem war er sich auch ganz sicher gewesen, dass er dort ein paar gute Freunde treffen würde, sodass er vielleicht auch gar keine Zeit haben würde, über Britt und ihren Betrug nachzudenken. Das Ganze war nun auch schon ein paar Wochen her, also war es durchaus an der Zeit, darüber hinwegzukommen. Zu seiner Erleichterung hatte sich außerdem Katherine dazu bereiterklärt, ihn zu begleiten. Dylan war zwar ziemlich selbstbewusst und hatte grundsätzlich kein Problem, alleine irgendwo aufzutauchen, in diesem Fall war es jedoch schon so, dass er ein wenig befürchtete, dass ihn alle nach Britt ausfragen würden, wenn er alleine auftauchen würde. Ob er so weit schon war, sich offen hinzustellen und über ihre Trennung zu plaudern wie über das Wetter, wusste er nicht und er wollte da auch kein Risiko eingehen. Abgesehen davon verbrachte er sehr gerne Zeit mit Katherine, was er in letzter Zeit sehr häufig getan hatte und was auch schon für einige Spekulationen in der Gerüchteküche gesorgt hatte. Da es eindeutig schlimmeres gab als mit der schönen Blondine in Verbindung gebracht zu werden, hatte der Schauspieler allerdings keine Bemühungen unternommen, irgendetwas zu tun, um diesen Gerüchten entgegenzusteuern. Sie waren Freunde, aber es reichte, wenn sie das wussten. Die anderen konnten denken, was sie wollten.
Vor allem konnte Britt denken, was sie wollte. Sie hatte sich seit ihrer Trennung nicht mehr gemeldet und auch auf diese Gerüchte war keine Reaktion erfolgt, aber wenn Dylan ganz ehrlich war, dann hatte er das auch gar nicht erwartet. Sie waren nicht mehr zusammen und da sie ihn betrogen hatte, bezweifelte er auch, dass sie irgendwie Freunde bleiben konnten. Also war diese Trennung eine Art Schlussstrich gewesen, weshalb es eher hinderlich und seltsam gewesen wäre, wenn er ständig mit der Schauspielerin in Kontakt geblieben wäre. Heute allerdings bestand auf jeden Fall die Möglichkeit, dass sie sich über den Weg laufen könnten, was die erste Begegnung als getrennte Menschen sein würde. Auch wenn Dylan sich ganz sicher war, dass er seine Ex-Freundin nicht wiederhaben wollte, war er sich nicht so sicher, ob es sich nicht irgendwie merkwürdig anfühlen würde, ihr wieder gegenüber zu stehen. „Ja, das stimmt, derjenige, der das hier organisiert hat, hat sich wirklich nicht lumpen lassen“, stimmte er seiner Begleiterin zu und riss sich so von den Gedanken an Britt los. Wie war das gewesen? Er wollte einen Schlussstrich ziehen und nicht mehr darüber nachdenken? Das lief ja wunderbar gerade. Immer wieder erwischte er sich dabei, wie er vorsichtshalber Ausschau hielt, um die Möglichkeit zu haben, einen anderen Weg einzuschlagen, sollte es nötig sein. Anscheinend war er auch nicht der Einzige, der ihn dabei erwischte, denn auch Kat schienen seine suchenden Blicke nicht entgangen zu sein. Oder es lag einfach daran, dass sie eine verdammt gute Freundin war und seine Nervosität ein bisschen spürte. Wahrscheinlich war das auch gar nicht mal so schwer. „Wow, sag bloß, Gedankenlesen gehört auch zu einem deiner vielen Talente“, scherzte er und zuckte dann die Schultern. „Eigentlich sollte es mir total egal sein. Ich bin nicht derjenige, der untreu war, also kann ich ihr auch guten Gewissens über den Weg laufen. Aber, ganz ehrlich? So wirklich scharf darauf bin ich auch nicht.“ Es war einfach, Kat gegenüber ehrlich zu sein. Dylan wusste, dass sie verstehen würde, was er gerade empfand und weshalb er so angespannt war. „Aber du hast Recht. In diesem Trubel ist die Chance sehr gering und vielleicht kommt sie ja auch gar nicht.“