21.07.2020, 01:36
Früher hätte sie sich niemals vorstellen können eine solche Aktion abzuziehen wie gerade eben. Allerdings war sie auch noch nie verliebt gewesen oder aber als kleines Mädchen bezeichnet worden – beides verlieh ihr eine ziemliche Motivation, sodass sie gar nicht lange über ihren Plan nachdachte. Er erschien ihr plausibel, also wieso sollte sie es nicht versuchen? Das Schlimmste, was ihr passieren konnte war, dass Avan sie abblitzen ließ und mit Abfuhren kannte sie sich ja leider Gottes mittlerweile aus. Sie hatte keine Angst davor – noch dazu, weil sie den Kerl ja überhaupt nicht kannte – und war schon immer ein Bauchmensch gewesen, der impulsiv handelte. Mit den Konsequenzen würde sie sich nachher auseinandersetzen, doch sie hatte keine Angst davor. Dennoch war sie positiv überrascht, dass Avan ihr den Rempler keinesfalls übel nahm und als Reaktion auf ihre Worte auflachte. Er hatte ein schönes Lachen. Es war ein ehrliches Lachen, eines der Sorte, die manche Schauspieler schon verlernt hatten, weil sie zu beschäftigt damit waren ihre gekünstelte Fassade aufrecht zu erhalten. Nein, Avans Lachen klang absolut ehrlich, sodass es ihr nicht schwer fiel, ein Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern und ihr kleines Spiel weiterzuspielen. „Das höre ich gerne – dann kann ich wenigstens meine Schuld schnell begleichen.“, kam es grinsend als Erwiderung von ihr und bewusst nahm ihre Stimme dabei einen eher flirtenden Ton an. „Freut mich dich kennenzulernen, Avan. Und ich glaube die Menschen hier werden dir dankbar sein, wenn du sie vor mir schützt.“, konterte sie gut gelaunt und harkte sich willig bei ihm unter. So konnten sie sich nicht verlieren und abgesehen mal davon war die Brünette ohnehin kein Fan von Menschenmassen. Ihrem Geschmack nach war die Party auch ein klein wenig zu groß, aber Brad liebte solche Spektakel eben.
Während sie sich durch die Massen zwängten, wanderte ihre Hand von Avans Arm, in seine Hand und das Gefühl, welches sie dabei verspürte überraschte sie durchaus. Denn obwohl sie den Dunkelhaarigen nicht kannte, fühlte sie sich absolut sicher und geborgen. Sie wusste, dass er sie aus der Menschenmasse führen würde und genau das tat er auch – es war ein Gefühl, welches sie nicht einmal bei Brad gehabt hatte. Etwas aus dem Konzept gebracht erreichte sie die obligatorische Küche und es dauerte ein wenig, bis seine Worte bei ihr ankamen, da sie mit nachdenklichen Blick ihre ineinander verschränkten Hände betrachtete. „Hm? Nein, danke ich mache erst einmal eine kleine Pause. Ich werde ziemlich schnell beschwipst und würde gerne halbwegs nüchtern bleiben.“, erklärte sie ihn und wieder legte sich dabei ein vielsagendes Lächeln auf ihre Lippen. Sie war vollkommen nüchtern, allerdings konnte sie ihm das nicht sagen, da sonst ihre Scharade mit dem Anrempeln aufgeflogen wäre. „Aber gibt es hier vielleicht auch noch andere Getränke oder ist Brad mal wieder davon ausgegangen, dass wir alle solche Alkoholiker sind wie er?“, fuhr sie fort und hielt dabei immer noch Avans Hand fest umschlossen. „Ich kenne Brad, den Gastgeber, wir haben mal miteinander gedreht.“, beantwortete sie dann kurz seine nächste Frage, um das Thema Brad nicht länger als nötig aufrechtzuerhalten. Je weniger sie über ihren Schwarm redeten, umso besser, allerdings musste sie noch eine Sache erfahren: „Ich hab dich mit ihm reden sehen, also nehme ich an, dass du ihn auch kennst?“ Natürlich wusste sie das schon längst, aber das war Avan ja nicht bewusst. Und scheinbar schien sie sein Interesse geweckt zu haben, denn er schien sie nicht so schnell gehen lassen wollen. Wieder etwas, was neu für sie war. Dass ein Kerl wirklich Zeit mit ihr verbringen wollte, um sie kennenzulernen. „Ich begleite dich gerne – allerdings nur, wenn du weiter meine Hand hältst. Nicht, dass ich dich in dem Getümmel wieder verliere.“, erwiderte sie kokett und drückte leicht seine Hand, wobei sie ein leichtes Kribbeln in der Magengegend verspürte. Waren das etwa Schmetterlinge im Bauch?