24.07.2020, 05:10
„Ich war wirklich sauer! Nach dem Spiel und dann in der Umkleide sowieso, aber auch noch, als wir später dann mit der ganzen Mannschaft Burger essen waren.“ Evan, der wie eine ziemlich muskelbepackte Version von einem Hollister-Werbeplakat-Model aussah, lachte auf. Er zeigte dabei ein paar ebenmäßige und strahlend weiße Zähne. „Ich saß da mit total herunterhängenden Mundwinkeln und ganz finsterer Miene.“ Der blonde Schönling wollte Margot das lange Gesicht von damals demonstrieren und schnitt eine Grimasse. Wie die Blondine feststellte, sah Evan selbst dann noch zum anbeißen gut aus, wenn er zitronen-sauer dreinschaute. Die Schauspielerin unterdrückte einen allzu offensichtlichen Jauchzer und strahlte ihre attraktive Partybekanntschaft weiter lächelnd an. Ihre Wangen waren sogar schon leicht gerötet und glühten ein wenig, Die Australierin liebte das hier! Nicht ihn! Nicht Evan! Herrjemine, sie kannte diesen Typen ja praktisch überhaupt gar nicht! Aber das hier! Das ganz unbeschwerte Flirten auf der Party. Denn genau das war dieses Gespräch doch eigentlich. Auf den ersten Blick sah man hier zwar Margot in ihrem Kleid, wie sie sich entspannt mit einem ziemlich gut aussehenden Surfer Boy über Beachvolleyball unterhielt. Smalltalk. Evan erzählte von seinen Spielen, von Turnieren und von Mitspielern. Auf den zweiten Blick war es auch noch so. Aber gleichzeitig auch nicht. Denn da war Etwas in den Blicken dieser beiden Gesprächspartner. Da war Etwas in der Art, wie sie Dinge sagten. Margot spürte etwa wie Evans Blicke (neu)gierig über ihren Körper glitten und sie selber war (wenn überhaupt) diesbezüglich unwesentlich dezenter. Sein enges T-Shirt ließ den muskulösen Körper des jungen Mannes mehr als nur ein wenig erahnen. Margot hätte absolut nichts dagegen gehabt im Publikum zu sitzen, wenn Evan mit nacktem Oberkörper nach dem Volleyball sprang und der Welt dabei seinen Waschbrettbauch zeigte! Und war das verboten? Nein! Margot und Evan würden sich schon nicht gleich hinter die nächstbeste Palme verziehen, da konnten eventuelle Moralapostel ganz beruhigt sein. Die Australierin genoss es gerade einfach unheimlich zu flirten. Während sie offiziell mit Louis zusammen gewesen war, hatte sie sowas ja schließlich schlecht tun können. Überhaupt, diese ganze "Beziehung", diese Lüge ... Margot war einfach froh, dass sie nun nicht mehr irgendwem irgendwas vorgaukeln musste. Jetzt mit Evan zu flirten war irgendwie wie eine Art Ausdruck ihrer wiedergewonnenen Freiheit. Wobei die Kulisse hier natürlich auch zum ein oder anderen Flirt einlud. Herrschte auf dieser Party doch eine regelrechte Urlaubs-Atmosphäre. Kurzum: Es war ein Urlaub vom Alltag, der Margot, besonders nach der letzten Zeit, gerade recht kam. Egal ob Florida Comfort oder frecher Flirt, da war jeder Spaß erlaubt!
„Ja, ja, ich bin wirklich ein grauenhaft schlechter Verlierer!“ rief der junge Mann und seufzte theatralisch, ein glucksendes Lachen schwang jedoch in Evans Stimme mit. „Du solltest also niemals gegen mich spielen, denn ich werde zum Monster, wenn ich verliere.“ schlussfolgerte der Blondschopf und zwinkerte Margot kess zu. Die Australierin hob lässig die Schultern. „Ich glaube du solltest eher nicht gegen mich spielen, denn ich bin bereits ein Monster, wenn ich das Spielfeld betrete.“ konterte die Schauspielerin schmunzelnd. Woraufhin Evan feixte. „Bist du so verbissen hinter dem Sieg her?“ fragte er und pfiff anerkennend durch die Zähne. Margot nickte. „Du hast ja keine Ahnung wie verbissen.“ meinte sie und ihre Stimme war der süße Singsang, der beim Flirten so oft zum Einsatz kam. „Also spielst du um zu gewinnen. Genau wie ich.“ Evan fuhr sich mit der Hand durch sein von der Sonne gebleichtes Haar. „Klingt so, als könnten wir ein gutes Team sein, wenn wir nicht gerade gegeneinander spielen.“ Margot erwiderte das verschmitzte Lächeln, welches nun auf Evans Lippen lag. Beiden war klar, dass es mittlerweile noch nicht mal mehr im Ansatz um Sport ging. Und das war für beide Parteien mehr als okay. Bis Mister Abercrombie & Fitch einen unverzeihlichen Fehler machte. „Ich denke nachdem dein letzter Mannschaftskamerad ein Junge war ...“ Evan rümpfte leicht abfällig die Nase. „ ... würdest du ja vielleicht auch gerne mal wieder einen richtigen Mann in deinem Kader begrüßen wollen.“ Was Evan da sagte und vor allem auch wie ... Da war es für Margot vorbei. Innerhalb von Sekunden wurde Adonis in ihren Augen zu einer hässlichen Witzfigur. „Glaub mir, er ist mehr ein Mann, als du es je sein wirst!“ sagte Margot und das auf eine süßlich-stechende Art und Weise. Mit diesen Worten ließ die Australierin Evan allein unter seiner Palme stehen. Was dachte sich der Type eigentlich?! Die Blondine schnaubte und war für einen Moment echt sauer! Ja, okay, Lou war nie wirklich ihr fester Freund gewesen und war auch nicht hier, aber sie hatte ihn einfach vor diesem Idioten verteidigen müssen! Ein richtiger Mann ... Pha! Vielleicht war Louis nicht so breit gebaut wie ein Schrank und sah nicht so aus als würde er Anabolika zum Frühstück vertilgen, aber das bedeutete doch nicht, dass er kein toller Mann war! Denn ein solcher war er! Einige Wimpernschläge lang stampfte die Blondine noch missmutig durch den Sand. Dann verdampfte die Wut langsam und die gute Laune kam nach und nach zurück. Diese Party war viel zu schön, um Trübsal zu blasen. Und wenn man es genau nahm, dann war es ja sogar gut, wenn nicht alle Leute Lou toll fanden, dann blieb nämlich mehr Louis für Margot übrig! Mehr Louis als platonischen Freund, natürlich! Die Blondine sah sich gerade schon wieder nach potentiell nicht ganz so platonischen Freunden um, als sie Cara unter den Feiernden ausmachte.
Die Augenbrauen der Blondine berührten sich schier. Wie war das nochmal mit dem Trübsal, welches auf dieser Feier nichts verloren hatte? Das dem so war, das war offensichtlich noch nicht bis zur Britin vorgedrungen. Die Brünette sah gerade melancholisch aufs Meer hinaus. Margot runzelte noch ein wenig mehr die Stirn. Hätte man bei Wikipedia den Eintrag zu 'Schwermut' nachgesehen, dann hätte man dort bestimmt auch ein Bild von Cara bewundern können. Margot sah eine deprimierte Londonerin – und sie sah Handlungsbedarf! Die Schauspielerin war vielleicht kein Motivationsredner, aber quatschen und Quatsch machen konnte sie ziemlich gut. Heute Abend würde das genügen müssen!
Margot eilte also durch den Sand. Vorbei an angeregt plaudernden Partygästen, die keinerlei Notiz von ihr nahmen. Weder die Sandkörner, die ihre nackten Füße manchmal ganz schön piksten, noch die generell zum Laufen nicht ganz einfache Konsistenz des Sandes, konnten die Australierin aufhalten. Und so stand die Blondine schließlich neben ihrer Freundin und einzig wahren Begleitung heute Abend. „Hey!“ Margot legte ihre Hand auf Caras Schulter. „Was ist los? Warum das lange Gesicht?“ fragte die Blondine gerade heraus. Ihre Stimme war jedoch sanft, mitfühlend und ein Hauch von Besorgnis schwang auch darin mit. Diese traurige Gestalt, das war doch nicht ihre herrlich durchgeknallte Cara! So wie die Schauspielerin ihre Freundin kannte und liebte. Margot legte den Kopf etwas schräg und musterte die Engländerin. Eine Gruppe von Barbie-artigen Blondinen lief gerade tuschelnd an den Kolleginnen vorbei. Die platinblonden Frauen sahen kichernd zu den Schauspielerinnen herüber. Die Australierin ignorierte die Blondinen. Für sie gab es gerade nur Cara. Sogar all die attraktiven Jungs, die sich auf der Feier tummelten, waren gerade völlig vergessen. „Bist du auch so sehr vom Hawaiian Margarita enttäuscht?“ fragte Margot. Es war natürlich keine ernste Frage, sie wollte lediglich die Stimmung auflockern – und ihrer Freundin vielleicht ein winziges Lächeln entlocken. „Ich glaube ja, dass sie bei der Zubereitung zu wenig Tequila genommen haben.“