26.12.2020, 10:54
Besah Cara ihre Freundin so schlug ihre Bemerkung ein wie eine Bombe. Deutlich sah sie wie der Australierin das Gesicht entglitt. Große Augen starrten die Schauspielerin an, die eigentlich nur mit den Schultern zucken konnte. Sie sagte jene verheißungsvollen Worte, die Margot in eine Art Endzeitstimmung brachten einfach frei heraus, ohne richtig über sie nachzudenken. Es gab keinen tieferen Sinn hinter ihnen oder vielleicht doch? Ja, sie hatte den Namen ihres Ex-Freundes genannt aber was das in den Augen der Blonden ein Verbrechen? Kam sie deswegen ins Gefängnis und schreckliche Sträflingskleidung tragen? Caras berühmte Augenbrauen tanzten eine wilde Polka in ihrem Gesicht. Sie verstand absolut nicht warum Margot so reagierte. Ja, sie hätte in Anflug ihrer Melancholie vielleicht nicht gerade den Namen jenes Mannes aussprechen soll, der unter anderem dafür verantwortlich war aber deswegen musste man doch kein Gesicht machen, als liefe gerade eine abnorme Spezies von Schildkröten vor den Füßen herum, die vier Köpfe und sechs Flossen hatten. Die Stimmung versuchte Cara zwar noch zu retten, dennoch konnte wohl beinahe nichts die Margot vor ein paar Minuten wieder zurückbringen. Die Britin fühlte sich schuldig, nein das hatte sie wirklich nicht gewollt! Sie wollte nicht, dass Margot von ihr mit hinuntergezogen wurde. Nicht auf dieser schönen Feier, wo es für ihre Kollegin doch so viel zu entdecken gab! Für sie natürlich auch aber dafür schien Cara gerade keine Augen zu haben und auch Margot war der Spaß am Flirten sichtlich vergangen. Sie hörte deren Murmeln und ärgerte sich gleich noch mehr über sich selbst. Was so eine kleine, nicht mal ernst gemeinte Bemerkung doch alles auslösen konnte! Ach, hätte sie nur ihr vorwitziges Mundwerk gehalten!
Allerdings konnte sie Margot glücklicherweise dazu aufraffen sich einen weiteren Cocktail an der Bar zu holen. Neben ihr lief Cara durch den Sand, der sich sanft um ihre Füße legte. Das war auch schon das einzig angenehme Gefühl. So schrecklich nachdenklich wirkte die Australierin, dass Cara sie am liebsten hätte stolpern lassen, damit sie durch den Fall in den Sand vielleicht wieder zu der alten Margot wurde, die sie so sehr mochte. Wo war das lebenslustige junge Ding nur abgeblieben? Wenn sie schon den Trauerkloß spielte, musste zumindest Margot die Fahne hochhalten! Cara wollte nicht wissen woran ihre beste Freundin gerade dachte. Sicherlich ging es um Harry und sie, dies verriet der Britin der angespannte Gesichtsausdruck, denn sie meistens bekam, wenn es um die Beiden ging. Ach, wie konnte sie Margot nur ihre Worte vergessen lassen? Cara hoffte auf die Wirkung vom Alkohol, die sich mit dem nächsten Cocktail vielleicht herbeirufen ließ. Da standen sie auch schon an der Bar, wo vor ihnen eine ebenso junge Frau stand und gerade ihren Drink bestellte. Leider ließ sie sich dabei so viel Zeit und wollte sich so schnell nicht entscheiden. Cara biss die Zähne zusammen und beinahe wäre ihr ein Zischen entflohen. Klasse! Immer dann, wenn man es nicht brauchte musste man warten! Margot ergriff diese Gelegenheit sogleich beim Schopf, was die Delevingne natürlich vermeiden wollte. Sie wusste schon bei deren ersten zögerlichen Worten wohin dieses Gespräch führen würde und konnte es nicht unterlassen mit den Augen zu rollen. Du meine Güte! Da wurde gleich der Notstand ausgerufen nur weil sie den Namen ihres Ex-Freundes genannt hatte! Am besten sie verhielt es jetzt so wie man es bei Harry Potter mit Lord Voldemort tat, der dessen Name nicht genannt werden durfte. Mit der Frage traf Margot bei Cara aber direkt ins Schwarze. Nun war sie es die Margot anstarrte! Bei der musste der Groschen schon fallen, da Cara sich extrem lange Zeit mit der Antwort lies und nicht einfach so ein deutliches Nein zwischen sie beide warf. Und ja zu ihrem Leidwesen vermisste sie Harry. Dabei wollte sie auf keinen Fall die verzweifelte Ex-Freundin mimen, die bei den Gedanken an die schönen vergangenen gemeinsamen Stunden in Tränen ausbrach. Nein, sie wollte taff sein, all die vielen Lieder in denen die Sängerinnen mit ihren vergangenen Liebschaften abrechneten aus vollem Halse mitsingen. Wie lange würde es wohl noch dauern bis ihr das wirklich gelang? Eine Antwort schien Margot nicht zu brauchen. Schon kam wieder mehr Leben in sie hinein. Die Art wie sie Cara ansprach brachte ein mulmiges Gefühl in ihr hervor. Bitte nicht! Bitte keine Floskeln, darüber, dass sie sich Harry endlich aus dem Kopf schlagen sollte! Und genau das tat Margot. Leider besaß Cara keinerlei Pflaster in ihrem kleinen Täschchen, sonst hätte sie dieses der Blonden gerne auf den Mund geklebt. Deren Stimme dröhnte ihr ins Ohr, was bei Cara ein beschämtes Umsehen auslöste. Der Barkeeper und die andere Frau schienen kurzhellhörig zu werden, ehe die Diskussion über die Cocktails auch schon weiterging. Worte reichten Margot anscheinend nicht aus, da schüttelte sie auch schon Cara kurz kräftig durch. Deren Gesicht verhärtete sich immer mehr. Niemand wollte gerne das Hören, was eigentlich stimmte und man so nicht wahrhaben mochte. Auch wenn sie so verzweifelt wirkte konnte die Britin ihr im Moment kein Mitleid schenken. Nein, sie war eher sauer darüber, dass Margot dieses Thema so hochschaukelte und ja verdammt, dass sie in allem so recht hatte. Cara kam kaum zum Zug da sprach sie auch schon weiter. Außer ein entnervtes Schnauben konnte sie zu der Unterredung bisher noch nichts Weiteres beibringen. Ein stechender Blick lag auf ihrer Kollegin aber selbst davon ließ sie sich nicht beeindrucken. Sicherlich, sie als ihre gute Freundin wollte nur das Beste für sie aber was, wenn das Beste einen selbst nicht gefiel? Das konnte man schließlich nicht wie ein ungeliebtes Geschenk einfach umtauschen. "Du redest von Harry und mir wie von zwei chemischen Stoffen, die bei Zusammenführung die ganze Menschheit ausrotten könnten!", erwiderte Cara durchaus mit erboster Stimme. Sie musste den Drang sich die Ohren wie ein störrisches Kind zuzuhalten ganz schön unterdrücken. Wann bitteschön war Miss Unentschieden denn bitteschön mit ihrer Auswahl fertig? Die Aussprüche von Margot vertrug Cara nur mit Alkohol mit viel Alkohol! Entnervt zupfte sie am Saum ihres schwarzen Kleides herum. So sehr sie Margot auch mochte und schätzte aber gerade wünschte sie sich die Australierin an den entlegensten Ort dieser Erde.
Stellte sich es Margot eigentlich so einfach vor Harry zu vergessen? Manche Männer legte man nicht einfach so ab wie ein langweilig gewordenes Kleidungsstück. Sicher, dafür was er ihr antat gehörte der Sänger wirklich in den Altkleidercontainer! In der Theorie ließ sich das ohne Probleme umsetzen aber die altbekannte Praxis sah wie immer vollkommen anders aus. "Gib mir ein Mittelchen, dass mich ihn vergessen macht und ich schlucke es Tag und Nacht", gab Cara mürrisch heraus. Ein Teil von ihr schätze es durchaus, dass sich Margot so für sie einsetzte. Freunde sagten dir auch mal Dinge, die man eben nicht und niemals hören wollte und dieses Privileg nutze die Blonde nun aus. Sie spielte hier keine Mary Poppins, die bittere Medizin mit einem Löffelchen voll Zucker bekömmlicher machte. Ihr Kopf fuhr sogleich in die Höhe als Cara einen fast noch mehr verhassteren Namen als den des Sängers hörte. Beinahe konnte man aus ihrem Mund ein gefährliches Knurren heraushören. Es tat besonders weh, was Margot ihr jetzt sagte. Getroffen sah sie auf die Blonde, die nun wirklich einen Abflug in den Sand in ihren Augen verdient hatte. Wären in ihren Worten nicht so viel Wahrheit drinnen würden sie auch nicht so sehr wehtun oder nicht? Schwer atmete Cara ein und aus, sie brach zwar nicht in Tränen aus aber besonders gut fühlte sie sich auch nicht. Augenscheinlich hatte Harry sie bereits vergessen. In seinem Leben tauchte die Schauspielerin nun mehr wie ein kleiner lästiger Fleck auf der Wand auf, den man mit genügend Farbe sehr gut verschwinden lassen konnte. Gerade diese Tatsache nervte Cara wohl mit am Meisten. Er war über sie hinweg, etwas was sie bisher nicht schaffte. Eine weitere Niederlage, die sie ihm gegenüber einstecken musste. Niedergeschlagen blinzelte die Britin gegen das Sonnenlicht an. Es schien weiterhin fröhlich munter auf sie hinunter, während an ihrem eigenen Himmel bereits dunkle Gewitterwolken aufzogen. Margot versuchte sie mit ihren nächsten Worten wieder aufzubauen, doch sie gelangten kaum an Cara heran. In ihren Kopf sah sie Hayley und Harry als glückliches Paar, was ihr noch mehr Unbehagen bereitete. Wo zuvor noch Verärgerung herrschte huschte nun ein schiefes leidvolles Lächeln. Wo Margot zuvor noch so eindringlich klang, klang sie jetzt total optimistisch. Ja, ein Traum von einem Menschen würde Cara kennenlernen, der ihr half über Harry hinweg zu kommen. Und den würde sie bestimmt hier auf dieser Feier kennenlernen! Bevor die Sonne sich den Untergang zuwandte war die Britin schon wieder so sehr in eine andere Person vernarrt, die die Gewitterwolken rasch wegschob und nur noch Helligkeit und Freude übrigließ. "Sicher wird es so kommen und der Himmel wird voller Engelchen und Geigen sein", erwiderte Cara nun mehr niedergeschlagen. Sie starrte auf ihre vom Sand gepuderten Füße. Diese würden wohl niemals mehr über die Türschwelle von Harrys Heim stolpern. Na und? Auf der Welt gab es schließlich noch genügend Türschwellen worin sicherlich viel anbetungswürdigere Menschen wohnten, die es auch verdienten, wenn man ihnen seine Liebe schenkte. Ach, wenn Cara dies auch wirklich verinnerlichen könnte! Aber so leicht ließen sich Gefühle leider nicht ausschalten. Wie lange mussten sie hier eigentlich warten? War die unentschiedene Frau nun endlich mal fertig? Anscheinend, denn sie zog mit einem Cocktail endlich von dannen. Erleichtert atmete Cara auf. Endlich! Sie fühlte sich wie ein verschollenes Wesen in der Wüste, welches nach entbehrungsreichen Tagen ohne Wasser endlich eine Oase findet. Der liebe Herr Alkohol wird es schon wieder richten. Zumindest für den Moment.