08.01.2021, 03:35
Winter stellte sich der Kanadier anders vor, aber in Australien war genau dies. Winter. Kein Schnee, sondern Sonne. Keine Kälte, sondern Hitze. Keine Ski unter den Füßen, sondern eine Yacht die sie auf dem Meer herum schipperte. "Ich vermiss Winter. Schnee, Kälte und sich wie ein Trottel auf Ski zu benehmen. Vielleicht sollte ich es mit einem Surfbrett versuchen." Daniel lehnte sich auf der Bank zurück und schloss die Augen. Die Sonne war immer noch verdammt heiß, das spürte er zu deutlich als seine Hand vom Schatten, in die Sonne rutschte. Sie brannte erbarmungslos auf sie herab aber so war eben die australische Sonne. Man hielt sich fern so gut man konnte. Daniel schüttelte den Kopf bei ihren Worten und drückte seine Lippen sanft auf ihre Hand. "Du bist sicher nicht zu langsam. Ich bin vielleicht einfach zu schnell, vielleicht weil ich alt bin. Oder, weil ich einfach Angst habe dich noch einmal zu verlieren. Ich weiß selber wie verdammt dämlich das klingt, aber ich habe immer das Gefühl, wenn ich nur einen falschen Schritt mache, dabei bis du nach allem hier bei mir, du wieder gehts. Wahrscheinlich hat es auch damit zu tun, dass meine Kinder immer noch sauer auf mich sind. Da ist dieser blöde Gedanken, dass wenn wir ein neues Haus haben, und sie ein Zimmer für sich haben, eher zu mir kommen. Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung wie ich das Vertrauen meiner Kinder wiedererlangen soll. Es ist schon verrückt, es sind meine Kinder. Mein eigen Fleisch und Blut, und sie wollen gerade nichts mehr mit mir zu tun haben. Theo weint viel und Charlotte will gar nicht erst mit mir reden. Ich war ein Monster und hab es nicht besser verdient. Aber ich vermisse sie beide, schrecklich. Ich vermisse ihr Lachen, Himmel ich vermisse selbst Charlottes Wutanfälle." Daniel liebte es Vater zu sein und dass er seine Kinder nicht um sich hatte, machte ihm schwer zu schaffen. Er würde es nicht in die Welt hinausschreien aber vielleicht sah man es ihm an. Mit Phoebe in seinem Leben, war die Welt schon fast perfekt aber eben nur fast. Ihm fehlten seine Kinder, doch er musste nicht allein das Vertrauen seiner Kinder wiedererlangen, sondern auch das seiner Exfrau. Doch das war nicht mehr so einfach, sie hatte einen neuen Mann in ihrem Leben. Daniel gönnte ihr alles Glück dieser Welt aber dieser sogenannte Mann, hatte eine Art an sich, die Daniel sauer aufstoßen ließ. Immer wenn er versuchte einen Schritt auf seine Kinder zuzumachen, funkte dieser Mann dazwischen. Nicht offensichtlich aber mit kleinen Gesten, die den Kanadier in den Wahnsinn trieben. Warum konnte er sich nicht einfach seinen Kindern wieder annähern? Wenn dieser Typ Kinder wollte, dann sollte er sich gefälligst selber welche machen. Doch was hatte er schon für eine Wahl? Was konnte er schon machen, ohne einen riesigen Streit vom Zaun zu brechen? Musste er wirklich so weit gehen und einen Anwalt einschalten, doch was würde dies mit seinen Kindern machen? Er steckte in einer Zwickmühle, von der Phoebe nichts erzählt hatte, und wusste nicht so recht, was der nächste richtige Schritt war? Was er aber wusste war, dass er seine Kinder zu nichts zwingen konnte. Aber zwang er sie nicht, dann sah er sie nie und konnte auch nicht ihr Vertrauen wieder gewinnen. Sein Blick wanderte über das weite Meer, in dem sich die heiße Sonne Australiens spiegelte. Eine Lösung war nicht wirklich in Sicht, doch um so länger er wartete, um so mehr entfremdeten sich seine Kinder. Er liebte seine Kinder und hatte nie die Absicht sie zu verlieren, aber er wusste im selben Atemzug, dass er allein an allem schuld war und niemand anderes die Schuld geben konnte, für sein tyrannisches Verhalten.
Mit einem Seufzen geben ihr Handaußenfläche, ließ er diese los und fuhr sich durch die leicht nassen Haaren. Sie fühlten sich eigenartig an, was sicher am Salzwasser und der Sonne lag. Mit einem nicken sprach er schließlich weiter. "Ich werde dich sicher nicht hetzen, allein dass du darüber nachdenkst ist mir schon sehr viel wert und wer weiß vielleicht finden wir nicht ein Haus, sondern ein Haus findet uns." Daniel würde sogar für sie nach Australien ziehen aber er würde niemals seine Kinder zurücklassen. Doch was war, wenn sie nichts mehr mit ihm zu tun haben wollten? Was, wenn er das Vertrauen nie wieder erlangen konnte? War es dann eine Option? War es vielleicht für alle gut, wenn er den Kontinent wechselte? Doch wo oder was arbeiten? Vielleicht sollte er wieder dem nachgehen, weshalb er das Schauspielern überhaupt angefangen hatte. Schreiben. Drehbücher. Romane. Doch, dieser Traum schwirrte schon so lang in seinem Kopf, dass er es über die Jahre einfach verdrängt hatte.
Doch was brachten ihm all die Gedanken, jetzt hier auf einem Boot mit der Frau die er liebte? Nichts. Also schob er sie beiseite und blickte wieder zu Phoebe. "Schritt für Schritt. Nichts und niemand hetzt uns." Sein Blick wanderte wieder über das Meer und es schien als zog ein Sturm auf. Er war so weit weg, dass man ihn leicht übersehen konnte. Nur eine graue Wolkenfront die sich langsam ihren Weg zu ihnen bahnte. Sie hatten also noch eine Menge Zeit, das herrliche Wetter zu genießen. Ihr Trip nach Australien war bei weiten nicht das, was sich Daniel vorgestellte hatte. Das Phoebes Familie ihn nicht mit offen Armen empfing war ihm durchaus klar, aber da war eher eine unüberwindbare Mauer, die ihre Familie aufgebaut hatte. Sollte er sie einreisen? Oder sollte er sie einfach ignorieren? Wieder waren es Gedanken die er verdrängte. Von nichts wollte er sich seinen Spaß den er mit Phoebe hatte verderben lassen. "Hast du Hunger? Ich glaub ich hab hier irgendwo einen Picknickkorb gesehen, der auf magische Weise an Board gekommen ist." Daniel musste sich bewegen, würde er noch länger sitzen, würde er sich noch mehr Gedanken machen. "Ich hol ihn." Aus dem Schatten raus, war es wirklich fast unerträglich und so war er mit schnellen Schritten im Inneren des Bootes, der Yacht, was auch immer. Hier spürte man deutlich wie sie das Boot bewegte und er hielt sich immer wieder fest, bis er bei dem Korb war. In ihm war nichts Besonderes, sondern nur übliche Sachen die ihnen schmeckten. Er war kein geborener Romantiker, sondern eher ein praktischer Mann, der sah, kaufte und machte. "Ich hab ihn." Zuerst erschien der Korb an Deck und dann schließlich auch noch Daniel, dem Picknick auf dem Meer stand also nichts mehr im Weg.