26.01.2021, 01:57
Warum hatte er das ganze hier nicht einfach abgeblasen? Warum hatte er sich etwas vorgemacht? Für Sophie? Wohl eher nicht, er wollte den Ruf loswerden, ein arroganter Brite zu sein, der sich für alles zu fein war. Dabei war dem Ganzen nicht so. Er hatte einfach etwas dagegen, jeder seiner Schritte dokumentiert zu bekommen. Immer wieder tauchten Fotos auf, von denen er sich nicht im Klaren war, wo sie herkamen. Man drang in seine Privatsphäre ein und das ohne ihn zu fragen. Es war gerade so, als würde jemanden in der Küche stehen, den man nicht kannte, der aber ein Foto machte. Doch das sah niemand, er war ein Schauspieler und damit musste er es ertragen. Einfach für viele, aber für ihn Schrecklich. Nicholas konnte damit einfach nicht umgehen und seine ehemaligen Beziehungen waren auch daran gescheitert. Mit Sophie sollte und musste es anders werden. Mit ihr wollte er mehr als nur eine einfache Beziehung. Von Anfang an hatte es bei ihnen geknallt aber nicht im negativen Sinn. Nicholas hatte sie gesehen und irgendwas war passiert. Sicher am Anfang waren sie wie Feuer und Eis, aber das war vielleicht auch der Grund warum sie jetzt hier als Paar standen. Zogen sich Gegensätze schließlich an. Heute noch sprühen die Funken, doch das machte alles spannender, nicht das er es bräuchte. Er liebte seine Sophie wie sie war. Ihre Art die Welt zu sehen. Ihre Art die Dinge anzupacken. Ihre Art in aus der Reserve zu locken. Sie tat ihm gut und er hoffte, dass er ihr auch guttat. Deswegen war er auch heute hier, weniger wegen des Paares des Abends, sondern wegen Sophie. Er wollte sie nicht zu dem machen, was er auch war. Ein kleiner Einsiedler. Nun gut ein Einsiedler war er nie, aber er verbrachte eher zu Hause seine freie Zeit, als auf roten Teppichen dieser Welt. Mit einem Blick nach oben atmete er tief aus und wieder ein. So hatte er sich sicher nicht den Start seiner Beziehung vorgestellt. Eigentlich hätte es so schön werden können, so einfach. Verliebt sein und dazu noch frisch, war eines der schönsten Gefühle die es gab. Man genoss nicht nur die großen Dinge, nein besonders die kleinen. Doch das alles wurde von der dunklen Wolken am Himmel getrübt. Es hätte so wunderbar werden können, sie hätten ihre Liebe auskosten können, wenn er nicht einen Fehler gemacht hätte: Ein Kind zu zeugen! Für jemanden der so sehr auf seine Privatsphäre achtete, war er verdammt dämlich gewesen. Wie konnte er auch einen One-Night-Stand haben, ohne darauf zu achten, zu verhüten? Wieso hatte er sich überhaupt jemanden für eine Nacht in sein Bett geholt? Wieder hatte der Brite einen Beweis dafür, dass das Besuchen einer Party beschissen ausgehen konnte. Noch heute hatte er die Bilder vor Augen, die er am liebsten vergessen würde. Es war ein Wochenende an dem Sophie bei ihm war und eigentlich war der Plan, keinen Plan zu haben, sondern spontan, etwas das Nicholas nicht konnte, zu unternehmen. Sophie versuchte ihn aus der Reserve zu locken. Eigentlich waren sie gerade dabei gewesen, zu überlegen, was sie denn unternehmen wollten, als es klingelte. Das allein war schon ungewöhnlich. Nur wenige wussten, wo er lebte und die meisten, die es wussten, meldeten sich vorher an. Sein Blick sprach in diesem Moment sicher Bände. Doch kaum, dass er die Tür geöffnete hatte, hatte sich seine gesamte Welt auf den Kopf gestellt. Vor ihm stand eine blonde Frau, mit einem Baby auf dem Arm. Hätte er es nicht besser gewusst, hätte man meinen können, er wäre in einem schlechten Film gewesen. Doch umso mehr die Frau sprach, umso tiefer sank sein Herz. Noch heute hörte er das laute Rauschen in seinen Ohren, wenn er an diesen Tag zurückdachte. Ihre Worte verschwammen immer mehr im Hintergrund. Sein Herz schlug laut, seine Atmung ging schnell und seine Hände zitterten. Nur schwer und mit Sophies Hilfe beruhigte er sich. Nicholas rechnete er ihr hoch an, dass sie nicht einfach davon gelaufen war. Hätte er es ihr nicht einmal verübelt können, denn welche Frau wollte Stiefmutter werden von einem Kind, welches über Nacht aufgetaucht war. Der Brite wurde ins kalte Wasser geworfen und seine neue Freundin gleich hinterher. Schlimmer ging die Situation ja kaum, in die er sie gebracht hatte. Doch was machen? Alles leugnen? Es einfach hinnehmen? Nicholas war vollkommen überfordert und ließ sich einfach das Kind in die Hand drücken. Das war der Anfang von allem. Heute war das Thema immer noch ein Streitpunkt und der Schauspieler wusste nicht, wie er es aus dem Weg schaffen sollten. Ein Vaterschaftstest? Der war schon lang im Labor und sie wartete auf das Ergebnis. Doch wie große war die Chance, dass diese Frau nach einem Jahr mit dieser Lüge ankam? Doch zur selben Zeit wusste er auch, dass es solche Frauen hin und wieder gab. Sollte ihm das wirklich passieren? Wollte jemand bekannt werden und dass in dem er seinen Namen in den Dreck zog? Wieder ein Beweis, dass er es hasste in der Öffentlichkeit zu stehen. Das einzige was ihm half waren seine Pillen, den diese lösten ein Problem für ihn. Seine verdammten Rückenschmerzen. Immer noch, so glaubte er, litt er an diesen verdammten Rückenschmerzen, die er seit dem Unfall am Set hatte. Doch sein Arzt wollte ihm keine mehr geben. Angeblich bildete er sich alles ein und musste ohne sie zurechtkommen. Aber dank Amerika, kam man an diese Medikamente auch so. Es war nicht schwer, es brauchte nicht einmal großen Aufwand. Doch leider halfen sie nur bei seinen Rückenschmerzen, seine Beziehungsprobleme konnten sie nicht lösen. Auch etwas, dass er vor Sophie lieber geheim hielt, um nicht weiter Probleme zu machen. Wahrscheinlich passierte einfach zu viel in seinem Leben, dass er solche Veranstaltungen hasste. Oder er hasste sie einfach generell. Er war Alexander Skarsgard gar nicht so unähnlich und der Grund warum sie sich so gut verstanden. Nur, dass sich Alexander heute nicht einfach zurückziehen konnte.
Wahrscheinlich sah er aus wie eine verrückte Ameise, die hin und her ran, weil sie etwas besorgen musste oder in seinem Fall, Meter zwischen sich und seine Freundin bringen musste. Die Luft war schon den ganzen Tag dick und man konnte sie mit einem Messer schneiden. Vielleicht sollte er gehen und sie hier allein lassen, damit sie wenigstens etwas Spaß hatte. Doch sein Bett heute Nacht war auch gleichzeitig ihr Bett, getrennte Wege gehen war also nicht drin. Weglaufen brachte ja noch nie etwas und so nickte er ihr nur zu. "Ja lass uns etwas von der Musik weggehen." Das meinte er nicht, weil er das Lied nicht ausstehen konnte, sondern weil reden schnell zu schreien wurde. Ihr Weg war kurz und so war es nicht wunderlich, dass sein Hintern bald in einem Liegestuhl saß. Hier ließ es sich sogar aushalten. Man hörte leise die Musik gemischt mit dem sanften Klang der Wellen die an den Strand gespült wurden. Vielleicht fand der ja doch noch etwas Gutes an diesem Abend, außer Sophie. Ihre Worte lenkten ihn ab. "Was? Wo?" Sein Blick wanderte über den Strand vorbei an Gesichtern die er kannte, bis er die Beiden sah. "Haben die was?" Mit einem Schluck aus seinem Drink, der das Schirmchen verloren hatte, zuckte er mit den Schultern. Hier waren einige Leute, die er kannte und von denen er nicht wusste, dass sie nicht mehr allein durch die Welt liefen. Doch ihre Worte brachten ihn wieder auf den Boden der Realität. "Ich gebe meine bestes ok?" Damit stellte er seinen Drink, von dem er nur 2 Mal einen Schluck genommen, in den Sand. Das Meer konnte ihn ruhig wegspülen, trinken würde ihn eh keiner mehr. "Ich will nicht streiten." Der britische Schauspieler lehnte sich weiter zurück und rieb sich den Nasenrücken, damit er tief durchatmen konnte. "Gerade ist einfach alles kompliziert." Aber das musste er wohl Sophie am wenigstens sagen, sie hatte alles live miterlebt. Also konnte sich Nicholas für sie zusammenreißen. "Tut mir leid ok." Vorsichtig nahm er ihre Hand und küsste den kühlen Handrücken. "So schlecht ist es hier gar nicht aber ich werde nie wieder einen Drink anrühren, der ein Schirm mitbringt." Ein Lächeln, ein ehrliches Lächeln, erschien auf seinen Lippen. Vielleicht sollte er für einen Abend einfach vergessen was gerade schief in seinem Leben lief und genießen, dass er mit ihr heute hier war. "Also für den, der keine Party machen kann, und wenn geht es nach hinten los, was macht man auf einer Party." Das meinte der Schauspieler wirklich ernsthaft. Das letzte Mal als er Party machen wollte, war er 1 Jahr später vielleicht Vater und das sollte heute nicht passieren. Doch würde die dicke Luft es zulassen, dass sie Spaß haben konnten? "Also tanzen, trinken, in der Ecke wild wie Teenager küssen. Ich glaub die von Robert und seiner Freundin ist gerade frei geworden." Das meinte er natürlich scherzhaft aber war es die richtige Situation zu scherzen?
Nicholas war was Partys anging, etwas zurückgeblieben. Pubs, wie sie üblich waren in England, die kannte er gut. Aber da war weder unerträgliche Musik, noch aufdringliche Frauen, noch viele Handys. In einem Pub verschwand man in einer Ecke und dann hatte man den Rest des Abends seine Ruhe. Solche Lokation zog er vor und nicht so eine wie heute, wo es nur von Fotografen wimmelte. "Willst du tanzen?" Auch wenn man es sicher nicht dachte, so konnte Nicholas sich durchaus bewegen, allein schon, weil er 2 Tabletten eingeworfen hatte. Die kleinen Dinger wirkten Wunder, denn so langsam hob sich auch seine Stimmung. Lag es vielleicht an der Kombination von Alkohol und Medikamenten. Wenn, dann ignorierte er es gekonnt. Schließlich war sein Verhalten vollkommen in Ordnung. Hatte man Schmerzen, dann nahm man gewöhnlich Tabletten und hatte man Durst, trank man. Zwei normale Sachen warum sollte er es also anders machen. Schnell schob er die Gedanken beiseite, den sein schlechtes Gewissen meldete sich wie immer sofort zur Stelle. Wenn es doch so normal war, warum sagte er es dann Sophie nicht? Warum zitterten seine Hände? Warum sank seine Laune, in den Keller ohne sichtbare Anzeichen? Aber all das gehörte heute nicht hier her? Heute war er hier und wollte mit seiner Freundin einen ruhigen Abend verbringen oder eher einen Abend zusammen verbringen. Ruhig wurde es sicher nicht. "Also küssen oder tanzen. Ich bin für beides zu haben." Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, das er nur ihr schenkte, denn nur sie machte ihn glücklich, wie noch niemand zuvor.