31.01.2021, 07:08
Sophie pustete sich eine rote Strähne aus dem Gesicht. Die Luft, die sie gerade einatmen musste, war stickig und unangenehm. Die Schauspielerin war sich sicher, dass dies nicht nur an der kalifornischen Hitze lag, sondern eher an der Spannung zwischen Nicholas und ihr. Die 22-Jährige überlegte ernsthaft, ob der Brite lieber gehen würde. Er war sowieso nicht derjenige, der großartig gut auf Feierlichkeiten zu sprechen war, aber die aktuelle Situation machte seine Einstellung noch viel schlimmer. Sie liebte den verrückten Briten, wirklich. Beide hatte so viele Hindernisse überwunden, um endlich zusammen sein zu können und nun schlug ihnen das Schicksal direkt in die Fresse. Sophie hatte keine Ahnung, ob die junge Beziehung der Beiden, die unterschiedlicher nicht sein könnten, dieses Schicksal aushalten konnte. Ein Kind war eine mordsmäßige Verantwortung, für die sich die Rothaarige mit Sicherheit nicht bereit fühlte. Sie war doch selbst irgendwo noch ein dummes Kind, welches gerade lernte einem anderen Menschen zu vertrauen, selbstlos zu sein und da soll sie all das aufgeben, um der Liebe wegen Mutter zu spielen? Nein, nicht jetzt. Vielleicht in fünf bis zehn Jahren, aber nicht jetzt. Kurz überlegte, ob sie Nicholas einfach nach Hause schicken wollte, dann würde es ihm immerhin ein bisschen besser gehen und ihr vielleicht auch, weil sie seine Laune nicht dauernd nach oben ziehen musste, aber… wollte sie das? Sie waren zusammen hergekommen und wollten zusammen die Party verlassen. Irgendwie war das blöd.
Es kam dem Briten nur recht, dass sie sich auf den Weg machten ein Plätzchen abseits zu suchen. Zwei Liegestühle nebeneinander waren zum Glück frei. Die Musik im Hintergrund wurde immer leiser, sodass es immerhin leichter wurde sich miteinander zu unterhalten. Hier dröhnte das Rauschen der Wellen viel mehr, was allerdings durchaus etwas Beruhigendes an sich hatte. „Scheinbar.“ – meinte Sophie achselzuckend, denn von den Beiden hatte sie tatsächlich noch nichts gewusst. Sie wandte ihren Blick wieder ab, spielte nach wie vor mit dem Schirmchen ihres Drinks. Mit einem Blick zur Seite fiel ihr auf, dass Nic’s Getränk gar kein Deko-Schirmchen mehr hatte. „Okay, das wäre nett.“ – die Rothaarige hätte nicht gedacht, dass der Brite so schnell klein beigab. Scheinbar wollte er sich wirklich bemühen, dass sie selbst immerhin einen schönen Abend hatte, trotz der aktuellen und schwierigen Situation. Das sollte sie ihm hoch anrechnen, wirklich. „Ich auch nicht, wirklich.“ – sie stritten in letzter Zeit genug, dass reichte vermutlich für die kommenden Jahre. Da musste man sich wirklich nicht noch auf einer öffentlichen Veranstaltung an die Gurgel gehen, was sie wirklich gut konnten. „Das kannst du laut sagen.“ – seufzte Sophie und tat es dem Briten gleich, indem sie den Drink beinahe in den Sand rammte, sodass das Glas sicher stand. Als Nicholas ihre Hand griff und einen sanften Kuss auf ihren Handrücken drückte, musste sogar der temperamentvolle Rotschopf lächeln. „Dann solltest du beim nächsten Mal ein Bier bestellen.“ – meinte sie nach wie vor lächelnd. Kurz breitete sich eine Gänsehaut auf ihrem Handrücken aus. Das Lächeln des Älteren war durchaus ansteckend. Er schien sich wirklich Mühe für sie geben zu wollen, als er mögliche Pläne für den heutigen Abend auflistete. Die 22-Jährige lachte melodisch. „Was von den drei Dingen wäre dir denn am liebsten?“ – fragte Sophie zweideutig und ließ ihre Augenbrauen wackeln. Auch, wenn die Beiden sich in einer verzwickten und ernsten Lage befanden, sollte es ihnen erlaubt sein fröhlich zu sein und ihre neue Liebe zu zelebrieren, oder?
Sophie konnte sich gut daran erinnern, als Nic damals ungebeten auf ihrer Geburtstagsparty aufgetaucht war. Schon damals war er ziemlich miesepetrig, was die Tatsache anging ordentlich zu feiern. Aber wer weiß, ob die Beiden heute zusammen wären, hätten sie nicht damals getanzt und hey, der Brite konnte das echt gut. Trotzdem wusste die Rothaarige, dass solche Feierlichkeiten nicht so sein Ding waren, aber… ihrs. Sie amüsierte sich gern. Schließlich fragte der Ältere, ob sie tanzen wollte und sie war sich irgendwie nicht sicher, ob sie das wollte. Sie genoss gerade die Ruhe hier, das Rauschen des Meeres und dass Nicholas und sie einfach mal für sich waren. „Später vielleicht, oder?“ – fragte sie, weil Nic das sicherlich jetzt auch nicht bevorzugte. „Oh, der Herr ist für beides zu haben.“ – grinste die Schauspielerin neckisch und stand auf, um sich auf seinen Schoß zu setzen. Vermutlich sahen sie jetzt genauso aus wie Reese und Robert gerade eben, aber das war ihr egal. Sie legte locker ihre Arme um seinen Hals und schaute auf ihn herunter. „Ich würde dann vielleicht das Erste bevorzugen.“ – schmunzelte Sophie und merkte, dass es auch der Brite war, der sie wieder runterholen konnte. Seine Laune schien sich doch ein bisschen gebessert zu haben, woran das wohl lag? Am Meeresrauschen? Am Alkohol? Oder lag es an irgendetwas, wovon sie nicht wusste? Allerdings war er auch nun einmal der, der sie rasend schnell auf die Palme bringen konnte. Daran hatte sich einfach nichts geändert. Lächelnd beugte sie sich zu ihrem Freund, schloss ihre Augen und drückte ihre weichen Lippen auf seine.