21.02.2021, 07:29
Sophie wusste, dass sich der Brite, welcher gerade ziemlich ungern in dem Liegestuhl neben ihr saß, sich nicht nur wegen ihr Mühe gab. Nein, auch wegen Alexander. Nicholas hatte der Rothaarigen erzählt, dass er mit dem Schweden sehr gut befreundet war und ihm natürlich die Ehre erweisen wollte. Die Sansa-Darstellerin war heute seine Begleitung, denn die gebürtige Britin kannte weder Alexander noch Blake persönlich. Einen kurzen Augenblick hing jeder seinen Gedanken nach, währenddessen hatte die 22-Jährige ihren Blick auf den Horizont gerichtet. Vollkommen gerade lag dieser vor ihr, eingetaucht in ein wunderbar orange-rotes Licht, weil die Sonne sich langsam vom Tag verabschiedete. Hin und wieder nippte sie an ihrem Cocktail, der ihr wirklich wunderbar schmeckte. Immer wieder dachte Sophia darüber nach, was passieren würde, wenn Nic wirklich der Vater dieses Kindes war. Was dann? Wollte der Ältere überhaupt der Vater sein und somit Verantwortung übernehmen, indem er es sich jedes zweite Wochenende nach Hause holte? Oder sah er es lieber so, dass er das Ganze lieber weit von sich wegschob, indem er der Mutter einfach brav den Unterhalt bezahlte? Die Rothaarige konnte ihren Freund diesbezüglich einfach nicht einschätzen, weil sie sich einfach zu wenig und vor allem nicht ernsthaft genug über dieses Thema unterhielten. Meistens endeten die Gespräche im Streit und das war einfach Gift für eine junge Beziehung. Nach den Gedanken fragte sich die Schauspielerin immer wieder, wollte sie denn als Frau an Nicholas‘ Seite denn die Verantwortung für ein kleines Kind übernehmen? Ihre Gedanken riefen gleich ein lautes Nein. Sie war gerade einmal ein Jahr lang volljährig. Hatte noch so viel vor, wollte so viel erleben und vor allem Zweisamkeit mit dem verdammten Briten genießen. Ging das alles mit Kind, wenn man sich vor allem nicht reif genug dafür fühlte? Nein. Alle Probleme wären gelöst, wenn der Vaterschaftstest negativ ausfiel, aber die Chance stand nun einmal fünfzig zu fünfzig. Sophie liebte diesen mürrischen Schauspieler, hatte sie also eine Wahl als brav Mutter-Vater-Kind zu spielen? Nein, vermutlich nicht, wenn sie nicht wieder alleine sein wollte. Sophie überlegte jetzt schon, ob sie diese Entscheidung in ein paar Jahren bereuen würde, wenn sie ihre Freiheit einem Kind geopfert hatte, das nicht einmal ihres war. Diese ganze Situation war einfach zum Haare raufen, weswegen es kein Wunder war, dass sich die Beiden immer häufiger stritten, was bei ihnen auch immer ziemlich heftig ausfiel. Sie war Nicholas nicht böse, weil er eventuell durch einen One-Night-Stand Vater geworden war, es war immerhin sein Recht Beziehungen vor ihr gehabt zu haben, doch wahrhaftiges Verständnis hatte sie auch nicht dafür. Nicholas‘ Stimme riss sie aus ihren Gedanken und sie wollte sich ab sofort wirklich Mühe geben die negativen Gedanken bei Seite zu schieben. Der heutige Abend sollte schön werden, für Ablenkung sorgen. Allein das Rauschen der Wellen im Hintergrund war magisch dafür, doch so richtig loslassen konnte Sophie trotzdem nicht. „Pass auf, wenn die Drinks alle sind, dann hol ich dir ein Bier und niemand sieht, dass du dich nicht dem Motto anpasst. Deal?“ – fragte die Rothaarige ihren Freund und wusste, dass sie ihn mit dieser Idee begeistern konnte. Der Britin war es meistens nämlich ziemlich egal, was andere Menschen von ihr dachten. „Urlaub klingt gut.“ – murmelte sie, lag zurückgelehnt im Stuhl und schloss die Augen. „Wenn wir aber in die Kälte fahren, dann bitte in eine einsame Hütte, die wir nie verlassen. Du verlierst mich im Schnee, außer meine Haare sind noch zu sehen.“ – kicherte sie und schlürfte an ihrem bunten Strohhalm, während sie auf die Helligkeit ihrer blassen Hautfarbe anspielte.
„Das ist eine gute Idee.“ – stimmte die 22-Jährige dem Briten zu und konnte ihren Blick kaum vom Meer abwenden. Das Rauschen der Wellen war wie eine Meditation, sodass man sogar die Partygeräusche im Hintergrund ausblenden konnte. Plötzlich gab Nicholas zu, dass er das Meer und L.A. gar nicht so schlecht fand. Verwirrt schaute sie nach links zu ihm, kniff verwundert die Augen zusammen. „Was? Ich dachte, dass ich mit dir irgendwann in einer einsamen Berghütte in England lande. Weit weg von der Zivilisation.“ – kicherte sie. Obwohl Sophie selbst eine gebürtige Britin war und aus einem winzig kleinen Dorf stammte, liebte sie das Leben in L.A. und das dazugehörige Wetter. Ungern würde sie die meiste Zeit ihres Lebens im verregneten Großbritannien verbringen wollen. Kein Wunder, dass die Rothaarige mehr in ihrer Wohnung hier lebte als in London. Inzwischen saß die Schauspielerin auf dem Schoß des Älteren und die negativen Gedanken waren beinahe verschwunden, sobald sie in seine Augen. Ein zärtlicher Kuss ließ alles noch mehr verblassen. Danach lehnte Nic seine Stirn an ihre Schulter und Beide genossen die uneingeschränkte Sicht auf das kalifornische Meer. Plötzlich entschuldigte sich der Brite. Für seine Launen, für alles. In dieser Situation waren seine Launen durchaus verständlich, aber seine Entschuldigung konnte das Ganze auch nicht aufklären. Das tat nur dieser verdammte Test. Inzwischen lehnte sein Kopf nicht mehr an ihrer Schulter, er schaute auf und suchte ihren Blick. „Hör auf dich ständig zu entschuldigen. Ich weiß, dass du das wolltest und es bringt auch nichts sich darüber zu ärgern, weil es viel zu lange her ist. Ich weiß auch, dass wir nicht darüber reden wollte, aber… wann kommt denn dieses Ergebnis?“ – Sophie konnte nicht an sich halten und sprach die Worte so vorsichtig wie möglich aus, denn gefühlt lief sie auf heißen Kohlen, weil sie einfach nur eine sichere Antwort wollte. Sie wusste nicht, was sie tun würde, wenn sie diese hatte, aber das war jetzt erst einmal zweitrangig.
Sicherlich wollten Beide nicht über die Sache reden, weil es immer wieder im Streit endete, allerdings war das auch keine Lappalie, die man einfach totschweigen konnte. Das wusste Nicholas genauso gut wie sie selbst. Ignorieren und leugnen funktionierten bei dieser Sache einfach nicht, egal wie sehr man sich anstrengte. „Ich doch auch nicht.“ – gab Sophie zu. Auch, wenn sie ihr Temperament hin und wieder gerne von der Leine ließ, waren die Streitigkeiten mit dem Briten einfach jedes Mal zu heftig. Sicherlich war die Tatsache, dass in dieser Beziehung bald ein ungewolltes Kind existierte, beängstigend und ein möglicher Grund, dass diese Beziehung scheitern konnte, aber ändern konnte man es nun auch nicht mehr. Die Rothaarige war in diesem Moment eh sehr verwundert, dass Nic so redselig war und dann auch noch so gefühlsbetont, das kam wirklich nicht oft vor. So wie der Brite seine Gefühle meistens im Verborgenen hielt, kamen sie bei Sophie immer im ungünstigsten Moment hervor. „Ich will das hier…“ – murmelte der Schauspieler und zeigte zwischen ihnen hin und her. „…nicht verlieren, wegen einer Tatsache, die ich vor zwei Jahren versaut habe. Aber ich will auch nicht, dass du dich verpflichtet fühlst oder gezwungen. Ich will, dass du glücklich bist.“ – sprach er weiter. Die 22-Jährige nahm sein Gesicht in ihre schmalen Hände, sodass er sie anblicken musste. „Ich bin glücklich. Mit dir.“ – sagte sie mit fester Stimme, auch wenn sie sich nicht sicher war, ob das anhalten würde, wenn der Test positiv ausfiel. „Wir bekommen das hin, irgendwie. Es wird uns viele Nerven kosten, das weiß ich. Wir werden nicht perfekt sein.“ – murmelte sie, dabei war sie sich selbst nicht sicher, ob diese Situation für sie schaffbar war. Das würde sich zeigen. „Ich liebe dich.“ – flüsterte sie, so nah an seinem Gesicht. Schließlich drückte sie ihre Lippen auf seine. So oft hatte sie diese Worte noch nicht ausgesprochen, doch gerade in diesem Moment kam es ihr einfach richtig vor. Sie brauchten etwas, an dem sie sich festhalten konnten.