18.08.2021, 11:10
Willa stand vor der Boutique. Wie verabredet. Doch ihre Freundin war nirgends zu sehen. War sie versetzt worden oder steckte sie nur im Verkehr fest? Manchmal war es wie verhext. Im Schaufenster hatte die Schauspielerin schon ein paar Heels gesehen, die sie unbedingt anprobieren wollte, sogar reduziert waren sie. Da wollte sie nicht lang zögern. Die Dunkelhaarige warf einen Blick in beide Richtungen der Straße, doch weder Auto, noch Fahrrad, noch Fußgänger waren zu sehen, die ihrer Freundin auch nur halbwegs ähnlich sahen. Sie seufzte und ging schon mal in den Laden, wo sie gleich die Schuhe anprobierte. Sie passten wie angegossen und standen ihr wirklich gut. Ein guter Kauf und eine super Belohnung dafür, dass sie sich doch mal wieder in der Öffentlichkeit zeigte, ohne dass laute Musik und Alkohol in der Nähe waren. Zwar bot ihr die Verkäuferin einen Champagner an, als sie sagte, sie würde die Schuhe nehmen, doch Willa winkte höflich ab. Neue Schuhe - neues Leben, hieß es doch... oder ging der Spruch anders? Egal. "Ich lass die gleich an. Die passen gut zu meinem Kleid", ließ sie die Dame wissen und stolzierte mit ihren alten Pumps in der Tüte aus dem Geschäft.
Draußen ging sie ein paar Schritte - neue Schuhe müssen schließlich eingelaufen werden. Doch auch nach einer ganzen Weile war keine Spur von ihrer Freundin zu sehen. Versunken fummelte sie nach ihrem Handy in ihrer Handtasche. Gerade als sie es zu greifen bekam, stieß jemand gegen sie. Das alles passierte so schnell, dass Willa gar nicht wusste, was geschah. Sie sah die Tüte mit dem Schuhkarton aus ihrer Hand fliegen und mit einem dumpfen Geräusch auf dem Asphalt landen. In ihrer anderen Hand verlor sie das Handy, was glücklicherweise in der Tasche blieb, die sie schon beinahe panisch umklammerte. Sie selbst verlor das Gleichgewicht und drohte nach vorn zu stürzen, als sich ein Arm um ihre Taille legte und sie zurück auf die Füße und ins Gleichgewicht zog. Sie gab Geräusche wie "ehm", "äh.." von sich, aber viel mehr brachte ihr Gehirn gerade nicht zustande. Die andere Person, ein Mann mit recht breiten Schultern, schien dafür wortgewandter zu sein. Er entschuldigte sich in einer Tour. Willa schüttelte den Kopf und drehte sich langsam zu ihm. Sie schwankte noch ein wenig. Als sie ihn ansah, wurde sie etwas blass und dann etwas rot. Vor ihr stand Alex. Alexander Dreymon. "Oh.. hi!", bekam sie gerade noch heraus. Er schien sie auch erkannt zu haben und reichte ihr gerade ihre Tüte. Ihr war vollkommen entgangen, dass er sie aufgehoben hatte. "Ehm.. schon okay. Passiert, schätze ich.. Ich hab.. nicht aufgepasst", stammelte sie. "Was .. ehm..", sie blinzelte aufgeregt, weil sie noch immer kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. "Was machst du hier in Los Angeles?", fragte sie schließlich doch noch. "Kaffee? Klar, ich liebe Kaffee!!", rief sie etwas zu euphorisch. "Hier in der Nähe gibt's einen super Italiener und der hat eine dieser fancy Maschinen, die nur Barista nutzen können", plapperte sie los. Während sie sprach hakte sie sich bei Alex unter und marschierte in Richtung Café. Mit Kaffee konnte man bei ihr so wirklich einiges erreichen. Doch war es wirklich die Aussicht auf einen Kaffee oder Alex Anwesenheit? Die Frage wurde in den Hintergrund verdrängt. Sie hatte ihn ewig nicht gesehen. Er sah etwas anders aus, aber das lag eventuell auch an der Frisur.