09.01.2022, 07:59
Willa war wie vor den Kopf gestoßen. Es ging einfach alles etwas zu schnell, als dass die Brünette das Geschehene sofort verstehen konnte. Sie stand einen kurzen Moment nur da, hielt sich an Alexanders Armen fest und sah ihn an, direkt in seine blauen Augen. Dann realisierte sie, dass es vermutlich ihre Schuld war, dass sie mit ihm zusammengestoßen war. Ein paar Entschuldigungen bekam sie gerade so noch über die Lippen, während der Dunkelhaarige sie wieder auf die Beine stellte. Sie zitterte etwas, aber das war das Adrenalin, das gerade durch sie hindurch rauschte.
Schnell war ein Kaffee ausgemacht und Willa konnte sowieso nie Nein sagen, wenn es um das koffeinhaltige Heißgetränk ging. Aber mit Alex, den sie wirklich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte, gab es ganz sicher viel zu besprechen. Das letzte Mal, als sie von ihm gehört hatte, war er vergeben gewesen. Den Namen hatte sie sich nicht gemerkt, aber es war sicherlich eine Schönheit gewesen, die neben ihm bezaubernd aussah. 'Aussieht', korrigierte sie gedanklich. Jemand, der so attraktiv und zuvorkommend war, war nie lang Single, außer er wollte es aus persönlichen Gründen. 'Er könnte sicherlich fast jede haben, so ein gut aussehender Gentleman, der er ist', dachte Willa und biss sich unbewusst auf die Unterlippe, während sie ihn von der Seite betrachtete. Sie liefen wie ein altes Ehepaar eingehakt die Straße entlang und er trug ihr die Einkaufstüten. Die neuen Schuhe und die damit einhergehenden Schmerzen hatte sie längst vergessen. "Ja, alles tip top", erwiderte sie. "Tut mir echt leid, dass ich dich erst anremple und dann noch mit meinen Tüten praktisch bewerfe. Sowas mache ich normalerweise nicht", sie wurde etwas rot, "außer der Typ hat's nicht anders verdient", fügte sie frech hinzu. Aber Alex hatte das ganz sicher nicht verdient. Jedoch hatte das den beiden die scheinbar notwendige Aufmerksamkeit für den jeweils anderen beschert, also wollte sie sich auch nicht zu sehr entschuldigen. "Wenn ich ehrlich bin.. Ich bin gar nicht so traurig, dass ich in die hinein gelaufen bin. Sonst würden wir jetzt nicht durch die Gegend schlendern und uns einen sagenhaft tollen Kaffee holen." Sie legte den Kopf etwas schief und grinste ihm zu.
Er machte einen Kommentar über seine Haare. Die Amerikanerin blieb stehen und betrachtete diese ausgiebig. Dann wuschelte sie ihm etwas durch die Haare und grinste ihn noch breiter an als zuvor. "Also, ich muss schon sagen, dir stehen die sogar so. Obwohl ich persönlich schon auf etwas kürzere Frisuren bei Männern stehe. Ist sowieso seltsam, wenn der Typ längere Haare hat als ich." Sie zeigte auf ihren Bob-Schnitt und lachte. Dann zog sie ihn weiter in Richtung Café. Man konnte bereits den frisch gemahlenen und aufgebrühten Kaffee einen Block im Voraus riechen. "Immer der Nase nach", bemerkte sie und zog ihn weiter. Sie redeten noch etwas über Kaffee und die Schauspielerin antwortete nur frech: "Na ja, entweder du stellst einen Barista ein oder lässt mich an das gute Maschinchen. Ich bin ziemlich sicher, dass ich die mittlerweile auch ganz gut bedienen könnte." Die Frage, was sie sonst so machte, traf sie etwas, aber nicht mehr ganz so doll wie sonst. "Ach.. Ich habe in letzter Zeit viiiel gearbeitet. Du weißt schon, Filme, Serien, modeln. Ich gönne mir momentan ein bisschen mehr Zeit für mich." Und dann verarbeite ich noch eine nie gelebte Beziehung, in der mir trotzdem unsäglich das Herz gebrochen wurde. Das sagte sie nicht, aber für einen Moment fühlte sie beinahe, wie die dunkle Wolke über ihr aufzog und die Heiterkeit von eben zu übertünchen drohte. "Wie trinkst du eigentlich deinen Kaffee?", fragte sie, während er ihr die Tür aufhielt. "Ich habe gehört, das soll auch so manches über einen Menschen aussagen - nicht dass ich daran glauben würde. Aber lustig ist's allemal."