13.07.2021, 10:13
Kiernan war immer froh, wenn Timothée zu Besuch war. Die Schauspielkollegen kannten sich nun schon einige Jahre und hatten damals sehr schnell eine sehr innige Freundschaft aufgebaut. Sie waren wie Geschwister, hatten über alles miteinander sprechen können und auch immer etwas zum Lachen gehabt. An diesem Tag aber war sie über seinen Besuch noch erfreuter als sonst, denn ihre nervigen Eltern waren weit, weit weg. Denn die Art, wie die Freunde ihre Zeit miteinander verbrachten, hatte sich geändert. Sie benutzen ihre Lippen durchaus noch zum Reden und zum gemeinsamen Lachen, aber auch – so wie in diesem Augenblick – zum Austausch feuriger Küsse. Ihre Hände, die sich vor wenigen Jahren noch unschuldig gehalten hatten, wenn sie sich bei großen Veranstaltungen nicht verlieren hatten wollen, hatten nun den Zweck den Körper des anderen ausgiebig zu erkunden. Diese Veränderungen in ihrer Freundschaft waren auch Kiernans Eltern nicht entgangen und sie waren nicht begeistert davon. Das hatte die Schauspielerin doch überrascht und ihr nur wieder gezeigt, dass sie es ihren Eltern nie recht machen konnte. Sie hatten Tim immer sehr gemocht und nur in den besten Worten von ihm gesprochen, aber kaum waren Bilder in der Presse aufgetaucht, die die Schauspieler eng umschlungen zeigten, war diese Zuneigung wie weggeblasen gewesen. Die Blonde hatte sich eine Standpauke anhören können, als würde es nicht um Tim, den herzensguten und lieben Typ der er nun einmal war, gehen, sondern um einen Ex-Knacki, der für Drogenhandel und Prostitution gesessen hatte. Eins war der 18-Jährigen da klar geworden: Wenn Timothée für ihre Eltern nicht gut genug war, dann würde es kein Mann auf dieser Welt sein können. Ihre Eltern wollten tatsächlich, dass sie als alte Jungfer sterben würde. Sie nahmen im Kauf, dass ihre Tochter unglücklich war, nur damit ihr „braves Mädchen“-Image nicht beschmutzt werden würde. Das hätten sie mit der alten Kiernan noch machen können. Die alte Kiernan hätte sich einlullen lassen und den Kontakt zu dem New Yorker abgebrochen. Doch die neue Kiernan, die ihre Nächte auf Partys verbrachte und nie nein zu einem Shot sagte, ließ sich das nicht mehr gefallen. Denn ihr Arrangement mit Timothée war eins der wenigen Dinge in ihrem Leben, welches ihr noch wirklich Freude machten und das würde sie sich von ihren Eltern nicht vermiesen lassen. Aber es gestaltete sich nicht immer einfach in diesem Haus mit Timothée die Zeit so zu verbringen, wie die Freunde es gerne würden. Wenn ihre Eltern zu Hause waren, dann gab es Kontrollbesuche in ihrem Zimmer und wenn sie nicht zu Hause waren, schwebte über den Geliebten immer die Gefahr, dass die Shipkas doch früher nach Hause kommen würden. Zugegeben, das sorgte durchaus für einen gewissen Nervenkitzel und Kiernan liebte deren Blick, wenn sie nach Hause kamen und Tim gerade das Haus verließ, wohlwissend, was in deren Abwesenheit hier vonstattenging. Dann konnte die Schauspielerin sich zwar immer anhören, dass dies keine gute Idee war und sie als schwangerer Teeniestar enden würde, aber es war die Sache trotzdem wert.
Dennoch war es auch einfach angenehm sich voll und ganz auf Tim konzentrieren zu können, ohne an ihre Eltern denken zu müssen. Und genau das konnte sie in diesem Augenblick tun, denn diese Plagegeister waren im Urlaub. So verschwendete die Blondine keinen Gedanken daran, dass sie jeden Moment gestört werden könnten und genoss die Liebkosungen des Älteren in vollen Zügen, während sie dabei war mit ihren Händen jeden Zentimeter seines Körpers zu erforschen. Sie hatten alle Zeit der Welt und das gefiel der Schauspielerin. Dennoch kam Kiernan nicht gegen ihre Ungeduld an und gerade als ihre Hand den Saum seiner Boxershorts erreicht hatte, war es wieder da. Jenes nervtötende Geräusch, welches es ihr unmöglich machte, sich voll und ganz auf Timothée zu konzentrieren. Was war daran nicht zu verstehen, wenn man beim Smartphone nicht abhob? Es bedeutete, dass man gerade keine Zeit hatte und sich melden würde, wenn man Zeit hatte. Und Kiernan hatte im Moment definitiv keine Zeit um irgendein Telefonat zu führen. Ein Grinsen huschte über ihre Lippen, als sie Timothées genervten Gesichtsausdruck sah, der zum Nachttisch wanderte.
Sofort schlug den Freunden die barsche Stimme ihrer Mutter entgegen. So hatte Kiernan sich den Urlaub ihrer Eltern und somit ihren Urlaub von ihren Eltern nicht vorgestellt. In Unterwäsche in ihrem Bett liegend, bereit für ein paar angenehme Stunden mit einem tollen Mann, und ihre kontrollierende Mutter am anderen Ende der Telefonleitung.