25.05.2021, 02:20
Vielleicht war es ein wenig unfair, dass sie mit solch einer Wut im Bauch bei ihrem eigentlichen Buddy ankam. Aber in den letzten Wochen hatte die junge Dame nun einmal ordentlich Futter, für alle möglichen Kanonen bekommen. Mit diesen wurde jetzt vielleicht auf Spatzen geschossen, doch das Risiko bestand immer, wenn eine Ehe zerbrach. Wem legte die Gesellschaft aus der Böse zu sein, das Arschloch? Natürlich dem Mann, wenn dann noch Kinder dabei waren, wurde das Geschrei immer größer. Eigentlich war Phoebe reflektiert genug nicht alles auf solches Geschwätz zu geben, vor allem nicht wenn sie denjenigen noch kannte und mit ihm befreundet war. Doch dann bat Nikki Reed ausgerechnet SIE um eine Übernachtungsmöglichkeit. Als Ian nicht da gewesen war hatte SIE dabei geholfen ein paar wichtige Sachen aus dem Haus zu schaffen und erstmal bei sich unter zu stellen. Das schlechte Gewissen diesbezüglich, dass sie sich zwischen den beiden Freundschaften so gesehen auf die Seite von Nikki geschlagen hatte, wobei Ian länger in ihrem Leben gewesen war - zweitrangig. Um ehrlich zu sein wurden solche Gedanken weg geschoben. All die Gespräche über die Eheprobleme, die geführt worden waren, sein unmögliches Verhalten... das war bei einer Frau die selbst noch an ihrer Trennung knabberte und gerade der Meinung war das man alle Männer zum Mond schießen sollte, durchaus nahrhafter Boden. Tja, dann noch entsprechendes Temperament dazu und schon fand man sich in einem explosiven Gemisch wieder. In etwa so erging es der Tonkin nun auch, als diese aus ihrem Auto ausstieg. Schnell wurde noch die Tüte mit einigen Backwaren gegriffen, dann knallten die Türen zu und sie begab sich zur Eingangstüre. Das ihr vollkommen weiß gehaltenes Outfit ihr irgendwie etwas von einem Racheengel verlieh, war natürlich nicht beabsichtigt. Sie wollte ihrem Freund ein bisschen den Kopf waschen und diesen nicht abreißen. Ob an dieser Vorsatz festzuhalten war, wenn es erstmal losging zeigte sich später. Das Klingeln war jedenfalls stürmisch und ihr Fuß tippte ungeduldig auf, weil Ian es nicht schaffte innerhalb von zwei Sekunden da zu sein und sie herein zu bitten.
„Phoebe?!“ erschien endlich ein mehr als nur irritiertes Gesicht in der geöffneten Tür. "Ian!", erwiderte sie und schob sich dann, ohne eine richtige Begrüßung an dem Größeren vorbei. Bereits im Eingangsbereich sah man, dass hier einiges nicht stimmte. So unordentlich hatte sie es bei ihm noch nie gesehen! Er war was das anging das totale Gegenteil von ihr und selbst wenn der Boden so sauber wäre, dass man von ihm hätte essen können, behauptete er noch 'das zum Aufräumen keine Zeit gewesen wäre'. Manchmal fragte sich die Tonkin, ob es Leute gab welche bei ihm Eintritt zahlten, weil sie glaubten versehentlich im Museum gelandet zu sein, so ordentlich war es. Doch nicht heute. Heute wäre sie beinahe über Schuhe gestolpert die kreuz und quer im Flur standen, und auf seine Jacken getreten, die es nicht an die Garderobe geschafft hatten. Nachdem dieses Labyrinth überwunden war, blieb Phoebe an der Tür zur Küche stehen, drehte sich in seine Richtung um. Ihre dunklen Brauen schoben sich zusammen und ihre Stirn legte sich in leichte Falten. Offensichtlich passte ihm ihre Anwesenheit nicht, was wollte er denn so dringendes erledigen? Aufräumen oder putzen offensichtlich nicht, vielleicht eine Rasur und seine Haare mal wieder kämmen? Die Australierin blies Luft in ihre Backen und ließ sie mit einem Seufzen wieder heraus, ehe sie die Tüte der Bäckerei in die Luft hielt, als würde das alles erklären. "Ich verspreche dir, dass ich dich nicht allzu lange aufhalte. War nur gerade in der Nähe und hab dein Lieblingsgebäck dabei. Natürlich glutenfrei... wenn du eine Tasse Kaffee für mich hättest und ein offenes Ohr, wäre ich dir schon dankbar.", erklärte sie nun. Das sie die süßen Teilchen mitgebracht hatte, weil Nikki der Meinung gewesen wäre, ihr Noch-Mann könnte mal wieder das Essen vergessen und gegebenenfalls verhungern, behielt sie besser für sich. Aber Phoebe war auch selbst eine Naschkatze und liebte Kaffee, außerdem wäre es vielleicht hilfreich ihm was heißes ins Gesicht zu schütten... wer wusste das schon! Ihr Blick fiel auf das Chaos, musterte all die Schuhe, wann war seine Putzfrau zuletzt hier gewesen. Und irgendwie sah er eher nicht so aus als würde er genug schlafen.