12.07.2021, 12:38
Das er immer mal wieder Rollen am Theater annahm hatte seine Gründe. James hatte mit Cyrano de Bergerac jedoch gezögert. Wie sich aber zeigte war es wohl wirklich die richtige Zeit. Jeden Abend auf der Bühne zu stehen, nun es war nicht weniger Arbeit aber es machte etwas aus, wenn man nach einem anstrengenden Abend auf der Bühne im eigenen Bett schlafen konnte. Außerdem hatte er nicht umsonst London niemals wirklich verlassen. Die Stadt konnte die Leute in den Wahnsinn treiben, aber genauso gut bedeutete sie eben für James seit Jahren schon so etwas wie Heimat. Seine Freunde lebten größtenteils hier und vor allem war auch Anne-Marie zusammen mit ihrem gemeinsamen Sohn in der Stadt geblieben nach der Trennung. Somit war es wenig verwunderlich das ausgerechnet ein Schotte sich in der englischen Hauptstadt wohl fühlte. Aber James war nicht nur wegen der Nähe zum eigenen Heim gerne in der Londoner Theaterszene unterwegs.
Es war jedes Mal wieder eine Herausforderung, konnte man doch auf der Bühne keinen zweiten Take verlangen, da musste alles sitzen. Sie hatten nicht all zu viele Requisiten, mussten also nicht nur den Text können, sondern es auch entsprechend mit Mimik, Gestik und vor allem mit der Sprachen entsprechend rüberbringen. Das Schöne war jedoch auch das man direkt eigentlich die Rückmeldung bekam wie die eigene Performance ankam. Doch James war aus einem anderen Grund gerne wieder in London. Die Dreharbeiten für X-Men und Gerade für ES hatten ihn ausgelaugt und das nicht nur durch die Unterhaltung mit Jessica. Es war eine sehr lange Zeit gewesen und es hatte merklich an ihm genagt. Wenn er doch mal in London gewesen war hatte die Zeit oft nur für ein paar Termine und zum Kofferumpacken gereicht, aber wirklich Zeit für mehr hatte er selten gehabt. Da war der Schauspieler doch sichtlich gelöster seit er seinem Sohn wieder mehr als nur die Zeit die nun einmal ein Telefonat dauerte die volle Aufmerksamkeit schenken konnte.
James steckte zwar mitten in den Vorbereitungen für Cyrano de Bergerac. Er hatte seit seiner Rückkehr noch ein paar kleine Sachen gemacht, aber alles in der Stadt. Inzwischen aber nahm er sich ausschließlich für die Vorbereitung seiner ersten Theaterrolle seit 2015 Zeit. Es war kein Shakespeare Play, sowieso nur eine Adaption, das würde seine Bemühungen eine gute Show abzuliefern jedoch nicht vermindern. Brandon war ein guter Sparringspartner gewesen was den Text anging, aber natürlich hatten sie in den letzten Tagen auch andere Dinge unternommen. Heute Morgen hatte er mit gestärkter Motivation sich daran gemacht den Text zu üben. Es war nicht wenig, genau deswegen hatte sich der gebürtige Schotte auch die entsprechende Vorlaufzeit eingeplant. Aber heute kam er ganz gut voran, so dass er zwischendrin auch tatsächlich ein wenig die Zeit vergessen. Verwundert hielt er inne auf seinem Weg durchs Wohnzimmer, als er die Türklingel hörte. Kurz zögerte er. Der Briefträger konnte es wohl kaum sein und ansonsten erwartete James eigentlich niemanden. Anne-Marie wollte mit Brendan heute zum Zahnarzt gehen, die beiden würden wohl heute hier nicht mehr auftauchen. Wer also sollte das sein. Seufzend warf er nach einigen Augenblicken Bedenkzeit den Text in seiner Hand aufs Sofa, strich sich durch die Haare und ging zur Tür. Wer allerdings davor stand. Das hätte James wohl ganz sicher nicht erwartet. Sie hatten seit dem Ende der Dreharbeiten nicht mehr wirklich viel Kontakt gehabt. Das war vor allem aus beruflichen Gründen so passiert, aber James hatte sich auch ein wenig mehr auf private Dinge konzentriert. „Jess?“ James musterte die Rothaarige und trat zur Seite. „Komm doch rein!“ Er hatte sich kurz davon ablenken lassen das sie anscheinend nicht still stehen konnte. Aber auch die übergroße Jacke die sie trug verwirrte ihn etwas. Doch James ließ die Schauspielerin ins Haus und schloss die Tür hinter ihr. „Ich wusste gar nicht das du in London bist? Was kann ich für dich tun?“